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Bürgermeisterwahlen in Großbeeren: Der Kandidat Martin Wonneberger im Interview

Fünf Personen stehen am 06. Juni auf dem Wahlzettel in Großbeeren: Martin Wonneberger (CDU), Dirk Steinhausen (WfG), Bettina Stobbe (Grüne), Peter Silke (AfD) und Klaus Meyer (UWG). Unabhängig davon, wer ins Rathaus einzieht, wird die neue Führung vor großen Herausforderungen stehen: Themen wie Vereine, Ehrenamt, Sicherheit, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, soziale Teilhabe für Jung und Alt, generationsübergreifende Projekte sowie die Finanzen der Gemeinde – all diese Punkte sorgten im Wahlkampf für lebhafte Diskussionen. Wir haben vier der Kandidaten zu persönlichen Gesprächen getroffen, um ihre Ziele, Prioritäten und Visionen für ­Großbeeren kennenzulernen und zu ­erfahren, worauf sie sich in ihrer Amtszeit besonders konzentrieren möchten.

Martin Wonneberger spielte seit seinem fünften Lebensjahr Eishockey. Er trat unter anderem für die Eisbären Berlin und die U20 an und war Teil der Nationalmannschaft. Er ist Oberstleutnant der Bundeswehr, Diplom-Berufs- und Betriebspädagoge und hat fünf Auslandseinsätze absolviert, unter anderem in Afghanistan und im Mittelmeer. Er ist 41 Jahre alt, lebt seit 2014 in Großbeeren und ist Vater zweier Kinder. 2019 wurde er zum Gemeindevertreter gewählt. Er ist Mitglied des Vorstands des SV Grün-Weiß ­Großbeeren, Jugendtrainer und Elternsprecher der ortsansässigen Schule. Martin Wonneberger ist Bürgermeisterkandidat der CDU, der er 2007 beigetreten ist.

Teltower Stadtblatt Verlag: Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Großbeeren?

Martin Wonneberger: Durch meinen Beruf und meinen Lebensweg habe ich gelernt, Menschen zu führen und miteinander zu verbinden – selbst bei Gegenwind. Dabei habe ich immer das große Ganze im Blick behalten, sei es als Mannschaftskapitän bei den Jugendeishockeymannschaften der Eisbären ­Berlin oder später als Stabsoffizier bei der Bundeswehr. Wer in der Bundeswehr gelernt hat zu führen, kann das überall: in der Wirtschaft, der Verwaltung oder dem Ehrenamt. Der Sport hat mich gelehrt, fair und auf Augenhöhe zu agieren und dabei nicht einzuknicken. Während meiner Auslandseinsätze habe ich gesehen, wie es in anderen Ländern aussehen kann – ich habe viel Schmerz, Leid und Ungerechtigkeit erlebt. Ich sah Kinder barfuß im Winter zum Fluss gehen, um Wasser zu holen. So habe ich verstanden, wie gut wir es in Deutschland haben und wofür es sich lohnt zu kämpfen. Diese Erfahrungen haben mich geprägt und dazu bewegt, in der Politik aktiv zu werden. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen und für die Entscheidungen einzustehen. Und dabei alle Bürgerinnen und Bürger in Großbeeren mitzunehmen.

Was wollen Sie als Erstes in Großbeeren anpacken?

Erstens möchte ich ein verbindendes Element sein und durch meine Erfahrungen alle dazu bringen, an einem Strang zu ziehen. Das bezieht sich auf Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Bevölkerung und Vereine gleichermaßen. Zweitens geht es um die fünfzehn offenen Projekte, die umgesetzt werden müssen, ohne dabei den Haushalt aus den Augen zu verlieren. Beispiele sind der Sport- und Bildungscampus, damit die Vereinslandschaft nicht weiter ins Stocken gerät, die Entwicklung der Ortsmitte von Großbeeren, das Dorfgemeinschaftshaus und die neue Feuerwehr Heinersdorf, neue Wohnungen und eine neue Kita in Heinersdorf sowie der Aufbau einer Sportinfrastruktur. Mein dritter Schwerpunkt sind Kinder und Jugendliche. Das ist eine pragmatische Priorität, denn Kinder und Jugendliche bedeuten Zukunft. In Großbeeren fehlt für diese Altersgruppe ein richtiger Mittelpunkt für das gemeinsame Miteinander. Dadurch steht auch der Jugendclub im Fokus. Des Weiteren müssen Betreuung und Förderung weitergedacht und ausgebaut werden. Da die Kapazitäten der Sportinfrastruktur an ihre Grenzen kommen, ist es den Vereinen nicht mehr möglich, ihr Angebot so zu gestalten, dass die Bewegung, Kreativität und Entfaltung der Jugendlichen maximal zur Geltung kommen. Es geht nicht nur um Sport, sondern auch um Musik, Kultur, Theater und Kunst. Das muss gefördert werden. Genauso wie die Schulen. Besonders wenn es um Kinder der ersten bis dritten Klasse geht, müssen wir alles daran setzen, ihnen den bestmöglichen Start zu ermöglichen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Hort, Kita und Schule möchte ich weiter intensivieren. Als Träger öffentlicher Einrichtungen sind wir dazu verpflichtet, klare Vorgaben zu machen, um gravierende Leistungsunterschiede zwischen den Kindern zu vermeiden. Hierbei sehe ich die Vorschule als tragendes Element an. Somit werde ich zeitnah zum neuen Schuljahr Gespräche mit den Verantwortlichen suchen und Möglichkeiten einer qualitativen Steigerung erörtern.

Wie wollen Sie das soziale Miteinander und die Vereine in der Gemeinde fördern?

Den Wert der Vereine und des ehrenamtlichen Engagements, die es in Großbeeren gibt, kann man nicht hoch genug betonen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren – sie alle brauchen Unterstützung. Da alles teurer wird, müssen wir die Vereine finanziell stärker unterstützen. Zudem müssen wir wieder in die Vereinsinfrastruktur investieren, also in Sporthallen und Plätze. Es darf nicht dazu kommen, dass Vereine Kinder ablehnen, weil ihnen die Kapazitäten fehlen. Ein Beispiel, das uns aufrütteln sollte: Beim Kinderturnen stehen etwa 100 Kinder auf der Warteliste. Sport ist so wichtig für die Gesundheit und die sozialen Kontakte! Außerdem fehlt Großbeeren ein Kultur- und Begegnungszentrum. Wie sehr, kann man am Beispiel des Seniorentreffs im Anglerheim erkennen. Das ­Gebäude ist in die Jahre gekommen, und es muss auch weiterhin eine vollumfängliche Barrierefreiheit geschaffen werden. Das kann aber nur eine Übergangslösung sein, denn wir brauchen ein neues Kulturzentrum, wo u. a. der Seniorentreff und ein Heimatmuseum integriert werden können. Ich habe gesehen, wie unsere Partnergemeinde Lewin Kodzki in der Woiwodschaft Niederschlesien das Problem gelöst hat.

Großbeeren ist gemäß der ­Kriminalitätsstatistik eine sichere Gemeinde. Trotzdem gab es immer wieder Berichte über Drogenprobleme. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?

Einige Eltern haben mir berichtet, dass es in Großbeeren vereinzelt zu Drogenverkauf und -konsum gekommen sein soll. Die Polizei und die Statistik können dies jedoch nicht bestätigen. Außerdem wurde mir von Jugendgruppen erzählt, die anderen Jugendlichen gegenüber bedrohend auftreten. Auch dies kann die Polizei nicht bestätigen. Als Militärpolizist ist mir das Thema Sicherheit besonders wichtig. Ich werde jedem Hinweis nachgehen und dabei auch auf die Unterstützung der Feuerwehr und des Ehrenamtes zählen. Wenn es um die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen geht, sehe ich auch die Vereine und ihre Jugendbeauftragten in der Verantwortung.

Einer der wichtigsten wirtschaftlichen Pfeiler der Gemeinde ist das Güterverkehrszentrum (GVZ). Wie wollen Sie die Wirtschaft in Großbeeren unterstützen?

Ich suche den regen Austausch mit den dort ansässigen Unternehmen und stelle fest, dass die Unstimmigkeiten zwischen den Ratsmitgliedern und dem ehemaligen Bürgermeister der letzten Jahre in der Gemeinde viele verunsichert haben. Die Wirtschaft braucht eine gute und verlässliche Informationspolitik seitens der Verwaltung. Änderungen müssen auf Augenhöhe und transparent erklärt werden. Ich werde die Wirtschaft unterstützen und alles daran setzen, sie in ­Großbeeren zu halten. Das fängt bei den Hebesätzen an, die einerseits zur Konsolidierung des Gemeindehaushaltes beitragen und anderseits wirtschaftsfreundlich bleiben müssen.

Sehr viele Menschen pendeln nach Großbeeren. Für wie gut bzw. ausbaufähig halten Sie das Angebot an ­öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Radwegen?

Für den Wirtschaftsstandort Großbeeren ist Mobilität sehr wichtig. In meinen Gesprächen mit Unternehmern – egal, ob aus dem GVZ oder der Gastronomie – haben sie mir berichtet, wie schwer es für Fachkräfte ist, nach Großbeeren zu pendeln. Leider hat der ÖPNV in unserer Region selbst mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, da es an Busfahrern fehlt. Hinzu kommt, dass eine Busstrecke den kommunalen Haushalt stark belastet. Deshalb müssen wir als Verwaltung kreativ sein. Mögliche Alternativen sind Rufbusse oder autonomes Fahren. Diese Lösungen können allerdings nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Deshalb möchte ich mit unseren Nachbarkommunen, beispielsweise Blankenfelde-Mahlow, Teltow und Ludwigsfelde, zusammenarbeiten und die Möglichkeit von Shuttlebussen prüfen. Die kleinen Busse für neun bis zehn Personen könnten per App abrufbar sein. Unter der Voraussetzung, dass die Taktung der Deutschen Bahn verbessert wird, könnten sie einen großen Teil der Pendler zum Schichtwechsel übernehmen oder die Kommunen besser miteinander vernetzen. Die Zeiten, in denen jede Kommune den Herausforderungen isoliert begegnet, müssen der Vergangenheit angehören. Die lokale Vernetzung zwischen Politik, Verwaltung, Bevölkerung und Wirtschaft werde ich aktiv gestalten.

Viele Familien, die nach Großbeeren ziehen, schätzen das ländliche Idyll, zu dem unter anderem der Wochenmarkt gehört. Wie wollen Sie diese Regionalität stärken?

Leider läuft der Wochenmarkt nicht so, wie wir Ratsmitglieder es uns erhofft hatten. Dies sollte übergreifend mit den Verantwortlichen erörtert werden. Ich bin der Meinung, dass er mehr Unterstützung benötigt und sich als verbindender sowie sozialer Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger etablieren sollte. Ich möchte diesen Markt sichern und bin der Meinung, dass er besser mit den anderen Kommunen abgestimmt werden könnte. Außerdem sollte es eine bessere Übersicht über das Produkt-angebot und die Händler geben, damit sich die Besucher des Marktes besser orientieren können.

Fotos: Redaktion / Martin Wonneberger