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Wohlfühlort für Familien: Das Philantow in Teltow

Die Räume sind hell, warm und liebevoll eingerichtet und in irgendeiner Ecke ist immer ein Kissen zu finden. Auch die Holzstühle und die vielen Bilder an den Wänden strahlen eine Gemütlichkeit aus, die an ein großes Wohnzimmer erinnert. Schon vormittags zieht der Duft von frisch gebackenem Kuchen durch die Flure. Am Nachmittag wird er im Café serviert, dem Herzstück des Teltower Mehrgenerationenhauses in der Mahlower Straße 139. „Einfach ein Ort zum Wohlfühlen“, beschreibt Julia Tannert von der Leitung das Philantow. „Bei uns wird jeder so angenommen, wie er ist, mit allen Wünschen, Sorgen und Problemen.“

Eltern-Kind-Gruppen

Eine Philosophie, die vor allem bei den Familien in den Eltern-Kind-Gruppen gut ankommt. Die Mitarbeiter des Philantow erteilen hierbei weder allgemeingültige Ratschläge noch mahnen sie Eltern mit erhobenem Zeigefinger zur Einhaltung von starren pädagogischen Vorschriften. „Ein Richtig oder Falsch gibt es in der Kindererziehung nicht“, erklärt Wiebke Luther, eine der Elternbegleiterinnen im Philantow. Vielmehr werden Tipps gegeben und die Familien ermutigt, gegenseitig Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Großen Wert legt das Familienzentrum in Teltow darauf, dass Eltern sich und ihre Kinder nicht untereinander vergleichen. „Was für die eine Familie genau das Passende ist, wäre für eine andere vielleicht undenkbar.“

Familienzentrum Philantow in Teltow

Unterstützung bei Erziehungsfragen

Wiebke weiß auch: „Unabhängig vom individuellen Erziehungsstil brauchen Kinder in allen Entwicklungsphasen ihres Lebens eine aufrichtige und verlässliche Bindung zu den Eltern.“ Doch der Umgang mit Kindern auf Augenhöhe erfordert im Alltag mitunter eine Menge Kraft. „Beim Spagat zwischen Beruf und Familie verlieren sich die Eltern schnell selbst aus dem Blick. Bei einer bedürfnisorientierten Erziehung geht es aber um die Bedürfnisse aller in der Familie, nicht nur die der Kinder.“ Daran müssten Eltern in der schnelllebigen Zeit heutzutage ab und zu erinnert werden. Nach der Begrüßung und einer Beobachtungsrunde wird deshalb oft gleich zu Anfang in den Eltern-Kind-Gruppen gefragt: „Euer Kind braucht eure Zuwendung, aber was braucht ihr selbst gerade?“

Hilfe auf Augenhöhe

Die Mitarbeiter des Philantow haben oft einen sehr vertrauensvollen Kontakt zu den Familien und dafür eine freiwillige Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, auch das ist eine Besonderheit des Zentrums in Teltow. Die Hemmschwelle, sich im Krisenfall kompetente und vor allem vorurteilsfreie Hilfe vor Ort zu holen, kann dadurch gesenkt werden.

Familienzentrum Philantow in Teltow

Steffi ist regelmäßig Gast im Philantow. „Am Anfang war mir gar nicht klar, dass Elternsein immer auch mit Irritation verbunden ist.“ Die Begleitung durch das Familienzentrum wirke da wie ein Regulativ. „Durch einen nicht wertenden Blick von außen wurden bei mir eine Menge Unsicherheiten abgebaut. In Berlin kenne ich das als Konzept so gar nicht“, sagt die zweifache Mutter, die für das Angebot jedes Mal den Weg aus Zehlendorf nach Teltow in Kauf nimmt.

FamilyTreff im Gesundheitszentrum

Der Zuspruch in den Familien ist anhaltend groß. Deshalb hat das Philantow vor drei Jahren einen weiteren Standort eingerichtet: den „FamilyTreff“ im Gesundheitszentrum Teltow in der Potsdamer Straße 7/9. Durch die räumliche Nähe zum Übergangswohnheim für geflüchtete Menschen stellen sich dem Team hier mitunter ganz andere Herausforderungen, kommuniziert wird manchmal mit Händen und Füßen. Doch selbst bei erschwerten Startbedingungen ließ der Erfolg des Konzepts nicht lange auf sich warten. Das Zusammentreffen unterschiedlichster Kulturen bereichert die Gemeinschaft und fördert das Verständnis füreinander. „Hier treffen Menschen aufeinander, die sonst nicht zusammenkommen würden“, sagt Elternbegleiterin Christina von Thaler. Vorurteile könnten so abgebaut werden und entstünden oft gar nicht erst.

Wenig Angebote für Jugendliche

Obwohl sich einige Angebote des Philantows an Jugendliche richten, ist ihr Anteil an Besuchern des Hauses überschaubar. Die Teenager befänden sich in einer Ablösungs- und Findungsphase, erklärt Wiebke Luther diese „Lücke“. Sie bräuchten einen Erfahrungsraum, in dem sie sich eigenständig und ohne große Kontrolle von Erwachsenen entfalten können. Einen Freiraum, den das Philantow nicht bieten kann. Solche Angebote werden den Jugendlichen beispielsweise in den Jugendeinrichtungen JTT, Schiffer und MZW angeboten. „Viele finden jedoch ein paar Jahre später, wenn sie selbst Eltern geworden, aber trotzdem noch Kind ihrer eigenen Eltern sind, den Weg zurück zu uns“, freut sich Wiebke. So bleibe und werde das Philantow bei vielen Familien immer wieder Teil ihres Lebens.

Eine gute Seele und helfende Hände

Die Aufgeschlossenheit, mit der man sich im Philantow begegnet, macht auch für Regina Lehmann den Charme des Hauses aus. Sie ist die „gute Seele“ des Familienzentrums in Teltow und sorgt mit ehrenamtlichen Helfern für die Hauswirtschaft. Café, Küche, Spielzimmer, Familienbibliothek, Büchertauschbörse: Ohne Schüler im freiwilligen sozialen Jahr, Ruheständler und Berufstätige, die sich auch nach Feierabend mit Kursen und Seminaren für das Philantow engagieren oder die Regale im „Klamottino“, einem eigenen Raum zum kostenfreien Tausch von Kinderkleidung, bestücken, wäre ein reibungsloser Ablauf kaum möglich.

Familienzentrum Philantow in Teltow
Familienzentrum Philantow in Teltow

Strickliesel & Co – Angebote für Senioren

So selbstverständlich wie das Wuseln von Eltern und Kindern durch die Räume eines Mehrgenerationenhauses ist, sind es auch die „Stricklieseln“, ein Handarbeitskreis von Seniorinnen, die sich regelmäßig im Café treffen. Angefangen vor fünf Jahren mit vier Damen sind es heute mehr als zwanzig. Kaffee und frische Eierschecke sind schon eingedeckt. Bester Laune geht es ans Werk, nebenan wird gespielt und getobt. „Wenn am Nachmittag die Kinder kommen, ist es schon manchmal recht laut“, sagt Elke, eine der Damen, und lächelt verschmitzt. „Aber wir sind ja auch nicht leise!“ Ein kleiner Junge kommt auf einem Rutschauto angerollt, stößt an ihren Tisch, fragt, was sie da mache und verschwindet wieder im Spielzimmer, ohne die Antwort abzuwarten. Elke sieht dem Kind nach und winkt, die anderen lachen. „Es ist ein großes Geschenk, so miteinander verbunden zu sein.“

Mehr als fünfzig Seiten umfasst das Angebot des ­Familienzentrums Philantow für Kinder und Erwachsene jedes Alters. Damit steht es seit 2006 vielen Familien als verlässlicher Partner zur Seite. Denn gemeinsame Interessen verbinden. Und die Erkenntnis, in einer schwierigen Lebensphase nicht allein zu sein, setzt manchmal genau die Kräfte frei, die es für die Umschiffung der ein oder anderen Hürde im gemeinsamen Zusammenleben von Menschen verschiedener Generationen braucht.

Alle Angebote, Anmeldung und weitere Infos auf der Webseite des Philantow.

Text/ Fotos: Madlen Pilz