Heizen in Zeiten der Energieknappheit
Der Krieg in der Ukraine, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Entwicklungen auf dem Weltmarkt haben Heizenergie knapp und teuer werden lassen. Welche Lösungen gibt es für Umrüstungen?
Die Angst geht um, im nächsten Winter in der Kälte zu sitzen, weil man sich das Heizen nicht mehr leisten kann. Nicht jeder Hausbesitzer kann gleich eine neue Heizung einbauen lassen oder Geld für energetische Dämmung ausgeben, die sich vielleicht erst in Jahrzehnten rechnet – und Mietern sind eh die Hände gebunden. In dieser Situation erhofft sich die Bundesregierung eine Rettung durch den Einbau von jährlich 500.000 Wärmepumpen (ab 2024), doch ist das der einzig richtige oder gangbare Weg?
In der Theorie klingt das gut: Eine Wärmepumpe kann rund viermal so viel Energie ins Haus holen als sie selbst verbraucht. Kein Wunder, sondern pure Physik. Sie funktioniert wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt: während dieser Wärme aus dem Innenraum holt und über die Rückwand in den Raum abgibt, nimmt die Wärmepumpe die Energie draußen auf (aus der Luft, der Erde oder dem Grundwasser) und befördert sie in den Innenraum. In beiden Fällen wird nur etwas Strom für die Pumpe benötigt und eine Flüssigkeit, die die Wärme transportiert. Die Wärmepumpe gibt die Wärme dann ans Wasser weiter, das mit maximal 450 C im Haus zirkuliert, oder direkt an die Luft über ein Lüftungssystem.
„Zu schön, um wahr zu sein“ denkt man, und tatsächlich gibt es viele Aspekte, die Effektivität und Einsatzfähigkeit, aber auch die Nachhaltigkeit beeinträchtigen – vom hohen Anschaffungspreis ganz abgesehen. Faktoren wie Raumhöhe, Fläche, Dämmung und Außentemperatur haben darauf Einfluss. Wenn es so richtig kalt wird, reicht die Wärmeenergie, die die Pumpe aus der Umgebung ins Haus befördert, nicht mehr aus. Ein elektrischer Heizstab muss dann mitheizen, und das wird – je nachdem, ob es sich um einen gut gedämmten Neubau oder um einen Altbau handelt – richtig teuer. Viele Hausbesitzer, denen man neue Wärmepumpen eingebaut hat, sind bei der nächsten Stromrechnung erschrocken. Schaut man sich die aktuellen Strompreise an (die wohl noch weiter steigen werden), dann muss man für 3.500 kWh pro Jahr (Altbau durchschnittlich) 1.600 Euro berappen, für Ökostrom sogar 200 Euro mehr – und dafür bekäme man eine Heizleistung, die für die meisten Altbauten nicht ausreicht. Ein einfacher Test: Stellen Sie bei Minustemperaturen die Vorlauftemperatur Ihrer Gas- oder Ölheizung auf 450 C. Werden die Räume ausreichend warm, sind sie prinzipiell für eine Wärmepumpeninstallation geeignet (was aber noch nichts über den Strombedarf aussagt). In vielen Häusern reicht das leider bei weitem nicht, da müssten zuerst teure und aufwändige Dämmmaßnahmen durchgeführt werden. Anbieter verschweigen das oft, wie uns Hausbesitzer aus der Region berichteten. Dazu käme noch der Preis der Wärmepumpe: so teuer wie ein Neuwagen.
Der Nachhaltigkeitsfaktor
Die baulichen Gegebenheiten sind also – neben dem Geldbeutel des Hausbesitzers – entscheidend, aber da in jedem Falle Strom gebraucht wird, spielt auch der Nachhaltigkeitsfaktor eine Rolle. Bezieht man den Strom nämlich aus den bisher in Deutschland üblichen Quellen (Mix aus konventionellen und erneuerbaren Energien), dann kann der Betrieb einer Wärmepumpe mehr CO2 in die Atmosphäre schleudern als eine moderne und effektive Gas- oder Pelletheizung, wie folgende Grafik zeigt:
Viele wissen das nicht: „Ökostrom“ ist kein geschützter Begriff. Anbieter kaufen an der Strombörse ausländische Herkunftsnachweise (z.B. aus Norwegen) und vermarkten den eigenen Kohlestrom dann als Ökostrom. „Echter“ Ökostrom stammt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.
Neben dem oft ungeahnt hohen Strombedarf und höheren Preisen für echten Ökostrom kommt noch ein weiterer Punkt dazu: Wegen Mangels an speziell geschulten Fachkräften und Lieferschwierigkeiten von Bau- und Ersatzteilen ist es gegenwärtig schwierig, den Einbau einer Wärmepumpe in kurzer Zeit realisieren zu können. Handwerksbetriebe aus der Umgebung rechnen momentan mit Wartezeiten bis zu einem Jahr, manche Firmen nehmen gar keine Aufträge mehr an. Welche Alternativen gibt es also?
Alternative Heizungssysteme
Zunächst kommt eine Holzheizung infrage, also eine Pelletheizung oder ein moderner, im Betrieb schadstoffarmer Kaminofen (kein offener Kamin). Holz gibt es in unseren Wäldern schließlich reichlich, zumal nach Jahren der Trockenheit, und dabei handelt es sich in der Bilanz um einen CO2-neutralen Brennstoff. Die gleiche Menge an CO2, die der Baum während seines Wachstums aufgenommen hat, wird bei der Verbrennung wieder frei. Allerdings gelangt dabei auch Feinstaub in die Atmosphäre, unterschiedlich je nach Art und Alter des Ofens. Eine Pelletheizung stößt dabei noch am wenigsten aus, ein moderner und qualitativ hochwertiger Kaminofen ist kaum schlechter. Im Gegensatz zu billigen Kaminöfen aus dem Baumarkt ist die Verbrennung bei den besseren Modellen elektronisch geregelt und mit katalytischer Reinigung (ähnlich wie ein selbstreinigender Backofen) ausgestattet. Doch die größte Schwachstelle beim Kunden: Leider wird der Kaminofen heute häufig mit einer günstigen Müllverbrennungsanlage verwechselt. Oder es wird Holz verbrannt, das nicht annähernd für das Heizen geeignet ist. Die Scheitgröße sowie die Holzfeuchte beeinflussen maßgeblich die Feinstaubentwicklung beim Abbrand, und auch ein defekter Schornstein kann einen umweltgerechten Betrieb verhindern. Auf der anderen Seite kann man mit modernen, wasserführenden Kaminöfen Wärme direkt in den bestehenden Heizungskreislauf einspeisen und so Energie sparen. Fazit: Wenn die eingebaute Technik und die Bedienung vorschriftsgemäß sind, stellt die Verbrennung von Holz durchaus eine saubere, preiswerte und effektive Heizmöglichkeit dar.
Daneben kann man auch auf dem Dach eine Solaranlage installieren und den Strom direkt zum Heizen (Solarthermie) oder für den Betrieb einer Wärmepumpe (Photovoltaik) verwenden. Allerdings ist gerade im Winter, wenn man viel Heizenergie benötigt, der Ertrag besonders gering. Ein Beispiel: Eine in Stahnsdorf installierte Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 5,25 kWp lieferte im Juni 2021 fast 700 kWh, im Dezember nur noch 64 kWh Strom. Da bringt es auch wenig, wenn man tagsüber Strom speichert, um ihn abends zu verbrauchen. Speicherakkus sind zudem (noch) sehr teuer, und manche Modelle (Li-Ionen-Akkus) stellen u.U. eine Brandgefahr im Haus dar. In der Heizsaison muss man also noch teuren Strom dazukaufen, allerdings spart man übers Jahr gerechnet einen Teil des Strombedarfs ein. In letzter Zeit gibt es auch verschiedene Angebote zum Mieten von Solaranlagen, wobei man sich bis zu 25 Jahre an eine Firma binden muss. Oft rechnet sich das über die Jahre nur, wenn die Strompreise weiter steigen, die Miete aber konstant bleibt.
Eine schöne und einfache Lösung, den Solarstrom in der Wohnung oder im Haus selbst zu nutzen, ist die Infrarotheizung. Das sind leichte und dünne Platten, die an der Wand oder an der Decke befestigt werden und sogar mit eigenen Motiven bedruckt werden können. Es gibt auch Spiegelheizungen oder Modelle, die gleichzeitig als Deckenbeleuchtung dienen. Eine preiswerte Lösung (ab ca. 100 Euro pro Modul), die die Wärme direkt und schnell an den Körper bringt und nicht Energie verschwendet, um die Luft im Raum zu heizen. Auch mit gekauftem Ökostrom eine CO2-freie, nachhaltige Lösung mit ähnlichen Betriebskosten wie eine Wärmepumpe, wobei die Anschaffungskosten sehr viel geringer sind. Vor allen Dingen kann man eine Infrarot-Heizplatte selbst anbringen, und sie ist (vom deutschen Hersteller) in wenigen Tagen lieferbar. Auch eine gute Möglichkeit, den nächsten Winter zu überbrücken und später eine Wärmepumpe nachzurüsten, wenn sie billiger und verfügbar ist – dann vielleicht sogar mit technischen Verbesserungen. Beim Blackout durch Strommangel hilft jedoch nur ein Kaminofen. KP
Titelbild: Pexels Nikolov, bearb. Kacner