KleinmachnowSportStahnsdorfTeltow

Ruderclub KST zurück aus Kroatien

Der Ruderclub am Teltowkanal fährt keine Regatten auf der 2.000-Meter-Distanz. Die Wanderruderer des Ruderclubs Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow gehen stattdessen über das ganze Jahr für viele Wochen auf große Fahrt und bewältigen dabei Tagesetappen von 30 bis 100 Kilometern und teilweise sogar mehr.

Nach dem langersehnte Ende der coronabedingten Beschränkungen reisten 22 unternehmungslustige Mitglieder des Ruderclubs Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow eine Woche vor Ostern mit Bahn, Flugzeug, Flixbus und Bootstransporter für die 5 Ruderboote nach Tulln an der österreichischen Donau. Der jüngste Teilnehmer war 12, sein ältester Mitfahrer 82 Jahre alt. Von Tulln führte die Reise auf dem Wasser über Wien, Bratislava, Györ und Esztergom zunächst nach Budapest.

Um die Tour nicht allzu einfach zu machen, ging es dabei zwei Tage über den unterhalb der slowakischen Hauptstadt Bratislava beginnenden Mosoni-Nebenarm der Donau, der sich als naturbelassenes Gewässer durch die Wildnis schlängelt. Wenn derart Kurve auf Kurve folgt, dann kommen nicht nur die Ruderer, sondern auch die Steuerleute ordentlich ins Schwitzen. Und alle haben ihren Spaß, wenn ein Boot im Gestrüpp hängenbleibt. Da sich die Ruderer bereits auf der Herbstfahrt 2021ausgiebig in Wien umgeschaut hatten, wurde der dortige Pausentag durch einen „Ruhetag“, also eine mehrstündige Stadtbesichtigung zu Fuß, in Budapest ersetzt.

Wie immer erwies sich auch dieses Mal die anschließende dreitägige Etappe von Budapest bis zur ungarisch-kroatischen Grenze in Mohács als eher für hochgradig Ruderbegeisterte geeignet. Zum Glück gibt es beim RCKST niemanden, der diese Voraussetzung nicht mitbringt.

Nicht nur, dass hier in drei Tagen über 250 km zu bewältigen sind. Die Strecke ist auch dermaßen eintönig, dass die geübten Wanderruderer es als durchaus willkommene Randerscheinung genossen, sich auch noch mit Wellen, kaltem Gegenwind und am Schluss noch mit einer nervtötenden Grenzkontrolle plagen zu müssen.

Der stets guten Stimmung an Bord der Ruderboote, beim selbstgemachten Abendessen an Land mit oder ohne Erprobung regionaler Getränke konnte auch dies keinen Abbruch tun.

Die dreitägige Schlussetappe entlang des kroatischen Donau-Westufers (am serbischen Ostufer herrscht striktes Anlegeverbot) konnte die sturm- und wasserfesten Wanderruderer mit wärmeren Temperaturen und einer abwechslungsreicheren Hügellandschaft mit einsamen Strandabschnitten zum Anlegen entschädigen. Noch immer gilt hier aber: Wegen eventuell verborgener Minen aus dem Jugoslawienkrieg von 1991-1995 nicht vom Ufer weg in die freie Landschaft laufen.

Als Übernachtungsmöglichkeit in Vukovar stand dem RCKST das dortige Rudervereinsgebäude zur Verfügung, ein großzügiger Neubau mit bester Ausstattung. Bitterer Hintergrund: Wie große Teile der Stadt ist auch das Bootshaus des Kroatischen Ruderclubs Vukovar vor gerade einmal 30 Jahren zerstört worden. Die grausame Schlacht um Vukovar zwischen kroatischen und serbischen Truppen hatte allein im dortigen Ruderverein 40 Mitglieder das Leben gekostet.

Am letzten Rudertag wurden die Ruderreisenden dann mit einer Kurzstrecke von nur 36 km, einem schicken Hotel und einem grandiosen Abendessen in Ilok, dem von Serbien umgebenen Städtchen am Ostzipfel Kroatiens, für über 750 Kilometer Rudern durch vier Länder belohnt.

Die Rückreise verlief reibungslos – und alle, die auf der Donau dabei waren, freuen sich darauf, bei den Tagen der offenen Tür und beim in Kürze beginnenden Anfängerkurs Interessierte jeden Alters für ihr Hobby, ihren Sport und ihre Abenteuer zu begeistern.

Wer dieses Jahr mit dem Rudern anfängt, sportlich ist und tüchtig trainiert, kann nächstes Jahr – da geht es dann vom vormals donauschwäbischen Apatin (Serbien) bis zur Schleuse „Eisernes Tor II“ am Dreiländereck Serbien/Rumänien/Bulgarien – sicher auf Flußkreuzfahrt mitkommen. Versprochen. Simone Pelzer

Bild: Ruderclub Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow