Intendant des Zimmertheaters fliegt zum Mond
Der Schauspieler, Sänger und Musiker Günter Rüdiger ist als Intendant und künstlerischer Leiter des „Zimmertheater“ in Berlin-Steglitz bekannt. Nun geht er unter die Raumfahrer und fliegt zum Mond! Genau 50 Jahre, nachdem erstmals Menschen den Mond betraten, betritt der Steglitzer Künstler ihn auch. Der Mondflug findet ohne die Hilfe der Raumfahrtagenturen NASA oder ESA statt, das kann man nämlich bequem von Rüdersdorf bei Berlin aus tun.
Dort in der der Heinitzstraße 11 wird in der Naturbühne am Wasser Frau Luna aufgeführt. Der Komponist Paul Lincke (1866 bis 1946) schuf die Operette, deren Uraufführung 1899 in Berlin stattfand.
Die Handlung von Frau Luna beginnt bei Mechaniker Fritz Steppke (hier glänzt Christian Miebach, man kennt den Schauspieler, Sänger und Musiker u. a. von zahlreichen „Jesus Christ Superstar“-Aufführungen in der Rolle des Petrus) und seinen Freunden, dem Schneider Lämmermeier (man hört und sieht in dieser Rolle Stephan Wapenhans, der auch die Regie führt) und Pannecke (Günter Rüdiger). Mit einem wundersamen Fluggerät besuchen sie den Mond und treffen dort u. a. auf Frau Luna (Svenja Gabler), den Mondminister (Alexander G. Schäfer), Prinz Sternschnuppe (Alessandro Macri) sowie Stella (Sheida Damghani). Zum Entsetzen von Fritz Steppke, Lämmermeier und Pannecke treffen sie auf dem Mond auch Frau Pusebach an. In dieser Rolle glänzt die bekannte Sängerin, Entertainerin und Rundfunkmoderatorin Regina Thoss.
Auf Erden ist die robuste Witwe Pusebach Zimmervermieterin von Steppke und die Tante von Marie, die Steppke so sehr liebt und bald heiraten möchte. Der Witwer Pannecke weiß, dass die Witwe Frau Pusebach ein Auge auf ihn geworfen hat. Pannecke meint aber, als Witwer lebt man glücklicher als in die Rolle des zweiten Ehemannes von Frau Pusebach zu schlüpfen und unter ihrem strengen Regiment dienen zu müssen.
Frau Luna bietet beste Operettenunterhaltung mit Berliner Mundart. Mit Gassenhauern, denn das Wort Hit war zu Lebzeiten von Paul Lincke unbekannt, wie: „Das macht die Berliner Luft“; „Glühwürmchen, Glühwürmchen schimmere“; „Schlösser, die im Mond liegen“ und „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ kann Frau Luna aufwarten. Bis einschließlich 28. Juli findet täglich um 16 Uhr eine Aufführung in der Naturbühne in Rüdersdorf statt.
Der Teltower Stadt-Blatt Verlag sprach mit Günter Rüdiger, der den Witwer Pannecke darstellt. Er sagte: „Oft sprechen mich Gäste nach der Vorstellung in Rüdersdorf an und fragen ganz ungläubig: „Herr Rüdiger, sind Sie es wirklich?“ Man denkt, ich bin im Urlaub. An der Tür des Zimmertheaters und im Internet steht ja zu lesen, dass wir zur Zeit Sommerpause haben. Nun bedeutet das aber nicht, das wir verreist sind. In der Sommerpause treten meine Frau und ich an anderen Spielstätten auf. Meine Frau (Anm.: die Schauspielerin Tanja Arenberg) spielt die Lilly in der von Jack Popplewell verfassten Kriminalkomödie Keine Leiche ohne Lilly. Sie tritt in Barby an der Elbe im Salzlandkreis im Bundesland Sachsen-Anhalt auf. Ich trete während der Sommerpause des Zimmertheaters in Rüdersdorf auf. Natürlich freuen wir uns, dass wir auch außerhalb des Zimmertheaters auftreten dürfen. Als mir der Regisseur Stephan Wapenhans die Rolle des Pannecke angeboten hatte, erfüllte mich das auch mit Stolz. Als Interpret von Liedern in Berliner Mundart bin ich ja bekannt. Nun kann ich diese Lieder im Freien darbieten. Es ist für einen Künstler ein gewaltiger Unterschied, ob man einen Auftritt im Theater oder in der Oper, also in einem geschlossenen Haus hat oder draußen in reiner Mutter Natur sozusagen. Man muss den Besucher viel mehr einfangen, viel mehr fesseln, denn ein auf dem Wasser vorbeifahrendes Boot beispielsweise kann den Zuschauer hier sehr schnell ablenken. Mutter Natur kann immer dazwischenfunken bei Aufführungen im Freien, sei es ein Regenschauer oder glühende Hitze. Die Gäste von Freilichtbühnen bereiten sich aber erfahrungsgemäß sehr gut auf ihre Besuche im Freilichttheater vor. Man packt einen Regenschirm ein, der notfalls auch als Sonnenschirm eingesetzt wird. Zahlreiche Gäste kommen auch mit selbstgebackenem Kuchen und Thermoskannen oder hausgemachtem Nudelsalat in Plastikschüsseln. In Rüdersdorf stehen ja an zahlreichen Plätzen dafür Tische bereit. Man macht sozusagen einen kulturellen Picknickausflug.“
Wer Günter Rüdiger nach den Aufführungen in Rüdersdorf im Zimmertheater in Steglitz erleben möchte, hat dazu am 1. September wieder Gelegenheit. Dann moderiert er um 19 Uhr Moderator den „Saisoneröffnungs-Mix“ in der Bornstraße 17 in Steglitz auf.
Text/Fotos: Volkert Neef