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Das Teltower Rübchen wächst und wächst

Mit seinem feinen Geschmack hat sich das Teltower Rübchen als Delikatesse weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. In knapp wei Wochen ist am 26. September der Rübchenanstich und 29. September das Rübchenfest. Doch bis es bei uns auf dem Teller landet, ist es ein langer Weg. Das ganze Jahr hindurch sind die beiden Teltower Rübchenbauern Ronny Schäreke und Axel Szilleweit mit der Kultivierung beschäftigt. „Wenn es die Witterungsverhältnisse zulassen, ernten wir auch im Februar noch Rübchen“, erklärt Ronny Schäreke, Landwirt auf einem Ruhlsdorfer Familienbetrieb in vierter Generation und einer der beiden Rübchenbauern in der Region. „Erst wenn wir mit den Geräten nicht mehr in den Boden kommen, sind der Ernte Grenzen gesetzt. Denn das Rübchen selbst übersteht obgleich seiner kaum mehr als sechs bis acht Zentimeter Länge und knapp 25 Gramm Gewicht selbst Minusgrade problemlos.

Am Anfang steht ein kleines Saatkorn

Auf einer drei Hektar großen Fläche kultiviert der Ruhlsdorfer seit zwei Jahren die kleinen Rüben, das Wahrzeichen der Stadt Teltow, die sich nicht ohne Stolz seit 2004 auch offiziell „Rübchenstadt“ nennt. Für das Saatgut lässt Schäreke im Herbst einige Pflanzen ganz bewusst den Winter über stehen, die im Frühjahr erneut austreiben. In sattem Gelb erstrahlen die Rübchenblüten und erinnern an Raps oder Senf. Die Samen des Teltower Rübchens wachsen in länglichen Schoten heran. Diese werden im Juni mit der Hand geerntet und zum Trocknen zwei bis drei Monate auf lange Leinen in die Scheune gehangen. Dann erst kann man die Pflanzen ausklopfen und die Samen aus den Schoten sieben: schwarzgraue glänzende, winzige Körner, kleiner als Stecknadelköpfe.

Ronny Schäreke auf seinem Traktor

Der Boden muss für die Aussaat gut vorbereitet werden. Der Acker wird geeggt, mit dem Grubber gelockert und biologischer Dünger, geeignet ist organischer Humus oder Pferdemist, eingearbeitet. Ist das Saatbett fertig, werden Ende Juli die ersten Samen gesät. Schäreke benutzt dafür eine Einzelkornlegemaschine aus DDR-Zeiten, die er an einen ­alten Fendt-Traktor aus den 70er Jahren ankoppelt.

Ohne Wasser geht es nicht!

Besondere Ansprüche an den Boden hat das Rübchen nicht. „Lediglich in der Auflaufphase brauchen die Rübchen eine gleichmäßige Bodenfeuchte, damit die Saat regelmäßig keimen kann“, sagt Axel Szilleweit, Rübchenbauer mit ökologischer Landwirtschaft. Er baut die Rübchen ein paar hundert Meter weiter in Teltow auf insgesamt sieben Hektar an. Szilleweit weiß: Wenn nach der Keimung die schlanke Wurzel der Pflanze, das eigentliche Rübchen, zu wachsen beginnt, zieht es selbst aus tieferen Zonen Wasser und verträgt dadurch auch kürzere Trockenperioden. So ist es den anderen Rübenarten gegenüber im Vorteil. Dennoch: Ganz ohne Beregnung von oben, notfalls mit automatischer Bewässerung, kommt auch das Teltower Rübchen nicht aus.

Der Feind des Rübchens

Ist die Saat aufgegangen, muss sie sorgsam mit einem Kulturschutznetz abgedeckt werden, um Fraßschäden durch die Kohlfliege zu verhindern. Diese mechanische Art der Schädlingsbekämpfung stellt in der Rübchenzucht die wohl größte Herausforderung dar, denn chemische Pestizide kommen weder bei Szilleweit noch bei Schäreke aufs Feld. Mit den Netzen erzielen beide Rübchenbauern gute Erfolge. Auffällig ist, dass viele Arbeiten rund um die Kultivierung des Teltower Rübchens auf beiden Höfen noch von Hand durchgeführt werden. Auch die Beikrautbekämpfung erfolgt hier durch manuelles Auszupfen oder mittels Hacke, ist durch die flächendeckende Überspannung mit dem Netz jedoch erschwert.

Axel Szilleweit zeigt, wie die Pflänzchen unter dem Netz gedeihen

Geerntet wird ebenfalls mit der Hand. Ende September ist es soweit: Etwa acht Wochen nach der Aussaat beginnt die Ernte mit dem feierlichen Rübchenanstich. Eine beliebte Tradition ist mittlerweile das anschließende Rübchenfest ­entlang der Güterfelder Straße in Ruhlsdorf am 29. September, zu dem der eigens für das Rübchen gegründete ­Förderverein dieses Jahr bereits zum 20. Mal einlädt. Der Verein „Teltower Rübchen e. V.“ wurde 1998 gegründet und möchte nicht nur die Wiederbelebung des Marktes ­fördern, sondern vor allem den Originalanbau der Teltower Rübe sichern und die ­Rübchenbauern bei der Produktion der Delikatesse unterstützen. Ob als delikate Rübchensuppe, ­Gratin mit Kassler und Blattspinat oder karamellisierte Beilage zu Lammkarree – nicht nur ­Feinschmecker können die ­Teltower Rübchen deshalb ab Herbst endlich wieder mit allen Sinnen ­genießen!

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Text/ Fotos: TSB