
Bürgermeisterwahlen in Großbeeren: Der Kandidat Klaus Meyer im Interview
Fünf Personen stehen am 06. Juni auf dem Wahlzettel in Großbeeren: Martin Wonneberger (CDU), Dirk Steinhausen (WfG), Bettina Stobbe (Grüne), Peter Silke (AfD) und Klaus Meyer (UWG). Unabhängig davon, wer ins Rathaus einzieht, wird die neue Führung vor großen Herausforderungen stehen: Themen wie Vereine, Ehrenamt, Sicherheit, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, soziale Teilhabe für Jung und Alt, generationsübergreifende Projekte sowie die Finanzen der Gemeinde – all diese Punkte sorgten im Wahlkampf für lebhafte Diskussionen. Wir haben vier der Kandidaten zu persönlichen Gesprächen getroffen, um ihre Ziele, Prioritäten und Visionen für Großbeeren kennenzulernen und zu erfahren, worauf sie sich in ihrer Amtszeit besonders konzentrieren möchten.
Klaus Meyer wurde 1960 als Sohn deutscher Eltern in Kolumbien geboren. 1979 ging er nach Deutschland, um an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin Bergbau und Geologie zu studieren. Danach Ausbildung zum Luftverkehrskaufmann. Nach Zwischenstationen als Station Manager und „Rechte Hand“ eines großen Deutschen Unternehmers seit 2002 ist er im Güterverkehrszen-trum (GVZ) Berlin-Süd in Großbeeren für die AGS FROESCH-Gruppe als Niederlassungsleiter und Prokurist von Unternehmen der MOBILITAS HOLDING tätig. Seit 2025 baut er die MANSIÒN DEL ARTE auf, seit 2024 ist er Gemeindevertreter in Großbeeren und Fraktionsvorsitzender der Wählergruppe „Unser Groß-beeren – Deine Stimme (UGDS)“.
Teltower Stadtblatt Verlag: Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Großbeeren?
Klaus Meyer: Wir sind eine Gemeinde mit 10.000 Einwohnern. Da kann es doch nicht so schwer sein, da ein bisschen Ordnung hineinzubringen und nicht die Zeit mit Streitereien zu verbringen. Deshalb haben wir uns zu siebt vor drei Jahren zusammengetan und die Wählervereinigung UGDS gegründet. Drei von uns sitzen jetzt im Gemeinderat. Als klar war, dass es neue Bürgermeisterwahlen geben wird, kamen Kollegen vom Handwerkerstammtisch, aus dem GVZ und andere Bürger auf mich zu und sagten: Du musst kandidieren. Da muss ein erfahrener Mann hin. Wir brauchen jemanden, der sich auch im Bereich Wirtschaft und Finanzen auskennt. Auch ich bin der Überzeugung, dass Großbeeren jemanden braucht, der gestanden ist. Das bin ich aufgrund meines Alters. Und ich verfüge über viel Erfahrung bei der Personalführung und Budgetplanung. Das mache ich seit 40 Jahren. Personal zusammenhalten, vernünftige Hierarchien bilden, die funktionieren, Fluktuation vermeiden und das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen! Natürlich in Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Was wollen Sie als erstes in Großbeeren anpacken?
Es gibt fünf bis sechs Punkte: Das ist einmal der Bereich Bildung. Wir müssen die Schulen weiterentwickeln, wir haben ja keine weiterführenden Schulen, auch kein Gymnasium. Ich will den Ausbau von Kita- und Hortplätzen vorantreiben und unsere Schule weiterhin gut ausstatten. Nächster Punkt: Kinder und Senioren. Wir haben keine wirkliche Begegnungsstätte. Dann brauchen wir bezahlbaren Wohnraum, eine Kombination von bezahlbarem und sozialem Wohnungsbau, den junge Menschen, die hier arbeiten und wohnen wollen, auch bezahlen können. Ich setze mich für eine maßvolle Nachverdichtung ein, die bestehende Strukturen respektiert, und für neue generationsgerechte Wohnmodelle, die bezahlbar und zukunftsfähig sind. Natürlich sind auch die Wirtschaft und die Finanzpolitik wichtig. Letztes Jahr konnten wir einen vernünftigen Haushalt aufstellen. Gott sei Dank mussten wir keine Haushaltssperre verhängen, aber mit dem zur Verfügung stehenden Geld können wir unsere Pflichtausgaben begleichen, darüber hinaus haben wir keine Kapazitäten. Ziel ist eine wirtschaftsfreundliche Gemeinde, in der Innovation gefördert, Arbeitsplätze gesichert und neue Chancen geschaffen werden.
Wie wollen Sie das soziale Miteinander und die Vereine in der Gemeinde fördern?
Leider haben wir keine zentrale Stelle für Veranstaltungen. Wir haben das Anglerheim und einen geographisch entfernten Jugendclub. Teilweise können wir die Skaterbahn restaurieren. Der Idealfall wäre, man könnte den Gutshof hinter dem Rathaus übernehmen und daraus eine Begegnungsstätte, Veranstaltungsräume und einen lebendigen Ort für Großbeeren herrichten. Auch die Bibliothek könnte hier Platz finden. Aber Jugendliche brauchen nicht nur einen Ort, sondern auch digitale Angebote, zum Beispiel E-Sport.
Großbeeren ist gemäß der Kriminalitätsstatistik eine sichere Gemeinde. Trotzdem gab es immer wieder Berichte über Drogenprobleme. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
Wir haben mit den Sicherheitskräften – Polizei und Feuerwehr – gesprochen. Das Drogenproblem scheint gar nicht so groß zu sein. Hinter den Wasserskianlagen wird manchmal gedealt. Wichtiger scheint mir beim Thema Sicherheit zu sein, dass in Kitas und Schulen keine Fremden reinkommen. Man muss vorsichtig sein und Einbruchmeldeanlagen und Kameras an erlaubten Stellen installieren. Dies muss nach einem genauen Plan und in Abstimmung mit der Schule geschehen. Ich habe diesbezüglich bereits ein ausgearbeitetes Konzept.
Einer der wichtigsten wirtschaftlichen Pfeiler der Gemeinde ist das Güterverkehrszentrum (GVZ). Wie wollen Sie die Wirtschaft in Großbeeren unterstützen?
Großbeeren profitiert gar nicht so sehr vom GVZ in Bezug auf die Steuereinnahmen, diese gehen an die Haupt-
firmensitze an anderen Orten. Wir müssen unsere eigene Kraft stärken, neue Wirtschaftszweige im Bereich fünf bis 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbauen. Natürlich können wir keine Kulturhauptstadt werden wie Berlin oder Potsdam, aber wir könnten eine Art Zentralort für Digitale Medien werden. Wir haben genügend Betriebe, die auf diesem Gebiet tätig sind. Diese könnte man auch motivieren, Jugendlichen ein duales Studium anzubieten. Brandenburg hat 250 Museen und 300 Archive; da gäbe es eine Menge zu digitalisieren. Auf keinen Fall sollte das GVZ weiter wachsen, das möchte auch die Bevölkerung nicht, da es schon jetzt zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Indessen brauchen wir kleinere ortsansässige Unternehmen mit fünf bis zehn Mitarbeitern.
Wie gut ist das Angebot des ÖPNV und Radwege?
Wir haben den neuen Busbahnhof vor eineinhalb Jahren eingeweiht und die Idee war, dass die Buslinien sich dort treffen. Es gab das Versprechen, dass die Linien noch einmal intensiviert werden, aber das ist nicht so, im Gegenteil, die Busse fahren in größeren Abständen. Und wenn man sieht, was die Gemeinde dafür zahlt, dann staunt man. Ich würde eine gemeindeeigene GmbH gründen mit einigen Kleinbussen, die als Shuttle herumfahren, so dass die Schüler jederzeit mobil sind. Da braucht es ein vernünftiges logistisches Konzept, dann ist das ohne weiteres möglich.
Viele Familien, die nach Großbeeren ziehen, schätzen das ländliche Idyll, zu dem unter anderem der Wochenmarkt gehört. Wie wollen Sie diese Regiona-lität stärken?
Der Wochenmarkt hat meiner Meinung nach zu wenig Marktstände. Da müssen wir akquirieren, das heißt, man muss mal auf andere Wochenmärkte gehen und die Händler ansprechen. Wie kann das für Händler attraktiver werden? Man könnte Märkte auch mit High-Level-Veranstaltungen kombinieren. Wer sagt denn, dass ein Wochenmarkt immer morgens sein muss? Er könnte doch auch mal von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet sein.
Fotos: Redaktion / Klaus Meyer