Kleiner Stummel, große Wirkung – Die Folgen von Zigaretten in der Umwelt
Zigaretten gehören seit Jahrzehnten zu den weltweit am häufigsten konsumierten Genussmitteln. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit circa 5,6 Billionen Zigaretten geraucht. Schätzungsweise landen zwei Drittel, ungefähr 4,5 Billionen Zigarettenstummel, in der Natur, auf Gehwegen, in Parks, Flüssen oder Meeren. Welche Schäden richten rauchende Personen damit an, und was sind die langfristigen Folgen für unsere Umwelt?
Ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Spazierengehen oder einem Besuch am Strand – überall begegnen einem die Überreste von Zigaretten. In Blankenfelde-Mahlow wurden bei einer 1.400 Meter langen Runde um den Wald 126 Stummel gefunden, im Schnitt jeden elften Meter eine aufgerauchte Kippe. Auf den ersten Blick sieht es harmlos aus, nach einiger Zeit werden sie eins mit dem Untergrund, auf dem sie liegen, und sind kaum noch zu erkennen. Jedoch beherbergen die abgebrannten Zigarettenstummel eine Vielzahl an Schadstoffen. Sie bestehen aus Kunststoff und beinhalten Rückstände des Tabaks wie unter anderem Nikotin, Arsen, Schwermetalle usw. Diese Schadstoffe sorgen für viele Schäden, auch bei Tieren. Ob an Land oder im Wasser, Zigaretten können leicht mit Nahrung verwechselt werden, was zu Verstopfungen im Verdauungsapparat mit möglicher Todesfolge oder zum Verhungern mit gefülltem Magen
führen kann.
Ein weiteres Problem bei uns in Brandenburg entsteht durch die Trockenheit in unseren Wäldern. Immer wieder kommt es zu Waldbränden, weil glimmende Zigaretten achtlos weggeworfen werden. Besonders in trockenen Sommermonaten kann ein einziger Stummel ganze Wälder in Brand setzen, mit verheerenden ökologischen und wirtschaftlichen Folgen.

Durch den Regen können die genannten Schadstoffe in Böden und das Grund- und Oberflächenwasser ausgewaschen werden. Die Verrottungszeit ist grundlegend abhängig von den Umweltbedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert. Somit kann wissenschaftlich nicht genau bestimmt werden, wie lange es dauert, bis die Zigaretten sich zersetzt haben. Jedoch weiß man, dass einige Überreste, wie unter anderem Mikroplastik, bis zu 15 Jahre in Süßwasser und bis zu 400 Jahre in Salzwasser verbleiben können. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie von Forscherinnen und Forschern des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei: Giftige Blaualgen profitieren von Zigarettenabfällen im Wasser.
Hinzu kommt, dass vor allem das Nervengift Nikotin sehr gut wasserlöslich ist. Ein einziger Zigarettenstummel kann eine Menge von bis zu 1.000 Liter Wasser verseuchen und vergiftet damit den Lebensraum für Wassertiere. Die medizinische Fachzeitschrift „The BMJ“ berichtet, dass ein einziger Filter auf einem Liter Wasser ausreichen würde, um die Hälfte der sich darin befindenden Wasserflöhe und Fische zu töten. Selbst wenn es die Tiere nicht töten sollte, reicht laut einer Studie des „Scientific Reports“ eine geringe Nikotinkonzentration aus, um das Erbgut zu schädigen. Auch bei Vögeln, die die Kippen häufig für den Nestbau verwenden, kann dies zu Fortpflanzungsproblemen führen.

Neben den Schäden für die Umwelt ist die Reinhaltung ebenfalls sehr teuer. Achtlos weggeworfene Zigaretten lassen sich nur mit großem Aufwand sammeln und entsorgen. Sie sind klein und müssen häufig gezielt aus den Fugen des Straßenpflasters oder an anderen schwer zugänglichen Stellen in der Umwelt gefunden und aufgesammelt werden, was die Reinigung teuer macht. Eine Studie des INFA-Instituts (Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management) hat schon im Jahr 2019 ermittelt, dass allein die Erfassung und Reinigung von Kippen Deutschland 225 Millionen Euro kostet.
In der Theorie lässt es sich leicht verhindern, seine Kippen in die Umwelt zu schmeißen. Dennoch passiert es jeden Tag aufs Neue. Der Griff zur Zigarette geschieht häufig aus Gewohnheit, und ebenso automatisch erfolgt das Wegschnippen des Stummels nach dem letzten Zug. Die Tatsache, dass dieser scheinbar kleine Abfall ein gravierendes Umweltproblem darstellt, ist vielen schlicht nicht bewusst. Ein wesentlicher Grund ist die mangelnde Aufklärung und das geringe Problembewusstsein vieler Raucherinnen und Raucher. Oft ist es auch die Bequemlichkeit, da keine ausreichend verfügbaren oder sichtbaren Entsorgungsmöglichkeiten wie Aschenbecher oder spezielle Mülleimer in der Nähe sind. Dazu kommt ein gewisses Maß an Gleichgültigkeit. Zigaretten in der Umwelt sind ein gewaltiges, oft unterschätztes Problem. Jedoch gibt es auch Lösungen, wie man die Verschmutzung eindämmen kann.
Die Vorstellung, dass keine oder nur noch wenige Zigaretten in unserer Umgebung zu finden sind, ist eine wunderschöne. Natürlich wäre es die einfachste Lösung, wenn keine rauchende Person die Überreste ihrer Kippe in die Umwelt schmeißt. Hierfür braucht es Bildung, durch Kampagnen in Schulen, sozialen Medien oder öffentlichen Einrichtungen. Damit die breite Masse ein Bewusstsein über die Auswirkungen ihres Handelns entwickelt, ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu betreiben. Jeder sollte wissen, welche verheerenden Auswirkungen Zigaretten auf die Umwelt haben können.

Wenn man allerdings in der Natur unterwegs ist, fehlt meistens eine einfache Entsorgungsmöglichkeit. Genau aus diesem Grund gibt es wiederverwendbare Taschenaschenbecher. Darin kann ganz einfach der Zigarettenstummel aufbewahrt werden, bis der nächste Mülleimer in Sicht ist. In Verbindung damit gab es 2019 eine heiße Diskussion um Zigarettenpfand. Die Idee der EU war es, beim Kauf einer Packung mit 20 Kippen vier Euro Pfand zu hinterlegen. Dann können die Filter in einem Taschenaschenbecher gelagert und inklusive der Packung zurückgebracht werden. Das Pfand wird im Anschluss zurückerstattet. Selbst aufgesammelte Überreste könnten ebenfalls beim Rücknahmeautomaten abgegeben werden. Somit würden Menschen belohnt werden, die aus Eigeninitiative Zigaretten aufsammeln.
Eine letzte Möglichkeit ist es, die Strafen für Umweltverschmutzung zu erhöhen. Der Berliner Senat hat erst vor kurzem beschlossen, den Bußgeldkatalog zu verschärfen. 250 Euro muss eine Person zahlen, wenn eine Kippe nicht ordentlich entsorgt wird. Währenddessen muss man in Italien 1.200 Euro bezahlen, oder es droht einem sogar eine Haftstrafe. In Brandenburg hingegen kostet das Vergehen 15 Euro.
Wichtig ist, dass jeder versteht: Wir alle sind für unsere Umgebung zuständig. Bei einem Spaziergang in der Stadt, im Wald oder in der Nachbarschaft findet man neben Zigaretten haufenweise Müll. Von Verpackungen bis hin zu Flaschen und vielen anderen Abfällen. Niemandem schadet es, sich einen kleinen Beutel zu schnappen und die Rückstände mitzunehmen. Wenn viele Menschen ihren Teil dazu beitragen, könnten unsere Städte, Dörfer, Wälder und Felder deutlich sauberer sein.
Fotos: Adrian Rosin /Redaktion
