KulturTeltow

Spaziergang für Generationen erinnert an den Mauerbau

Am 13. August jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 60. Mal. Daran erinnert in Teltow ein „Generationenspaziergang“, auf dem die Teilnehmer auch mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen können.

„Die ganzen Bäume hier, das war nach der Wende alles noch nicht da“, erzählt Peter Jaeckel und deutet auf den Waldstreifen direkt hinter seinem Gartenzaun. „Die DDR-Grenztruppen haben auf dem Mauerstreifen tonnenweise ,Unkraut-Ex´ verwendet, um das Sichtfeld freizuhalten“, berichtet der Teltower weiter. „Zur Wende war der Streifen deswegen chemisch schwer belastet.“ Jaeckel weiß, wovon er berichtet: Direkt hinter seinem Garten in Teltow-Seehof verlief bis 1989 der Todesstreifen zwischen Teltow und Berlin-Lichterfelde. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen: Radfahrer und Spaziergänger tummeln sich auf dem Asphaltweg, den die Grenztruppen früher für Patrouillenfahrten nutzten. „Heute werden hier sogar Marathons trainiert“, lacht der Teltower.

Jaeckel, heute Ehrenvorsitzender des örtlichen Heimatvereins, berichtet als Zeitzeuge vom Bau der Mauer. Auf „Generationenspaziergängen“ erhalten Teltowerinnen und Teltower unterschiedlichsten Alters Einblicke in diese bewegende Zeit.  „Heute waren über 20 Leute hier und haben gefragt, was das Zeug hält“, freut sich Jaeckel nach der ersten Veranstaltung am 18. Juli. Am 15. August folgt die zweite Durchführung: Die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen kommunistischen Diktatur lädt dann zu einem weiteren geführten und moderierten Spaziergang entlang der ehemaligen Grenze zwischen Teltow und dem damaligen West-Berlin ein.

Heute ein friedlicher Wald, früher tödliche Anlagen

Auch dann wird Jaeckel viel berichten können. Wie zum Beispiel über erschreckend effizient errichtete Sperranlagen: „Die engen Maschen im Grenzzaun sind so ausgelegt, dass man sich daran nicht festhalten kann“, erklärt Jäckel, dessen Gartenrückseite bis heute von mehreren Metern dieses Zauns begrenzt wird. „Es klingt perfide, aber das war Spitzenqualität – importiert aus Skandinavien, und die hält bis heute.“ Auf einem breiten Streifen drängten sich der Kolonnenweg für Kontrollfahrten der Grenztruppen, ein Graben mit Eisenspitzen gegen Durchbrüche mit dem Auto und schließlich die Hauptmauer, direkt am Teltowkanal.

Heute informieren Schaukästen an Jaeckels Grenz- und Gartenzaun über die Vergangenheit des Areals. „Ich möchte etwas davon an die junge Generation weitergeben“, berichtet er. Zu schnell gerate die deutsche Teilung in Vergessenheit und werde im wahrsten Sinn des Wortes überwachsen. „Dort drüben, bei diesen hellen Birken, dort stand bis November 1989 der nächste Wachtturm. Der Abriss ging schnell: Stahlseil rum, an einen Armee-LKW gebunden, und den Rest können Sie sich ja denken – nach ein paar Augenblicken sah alles aus wie auf diesem Bild“, berichtet er und zeigt eine Aufnahme mit hohlen Betonquadern: Wie ein umgestoßener Lego-Turm liegen sie im märkischen Sand. „Schon Ende November waren die Betonteile weg, und endlich war es auch in unserem Garten nachts endlich dunkel.“ Zuvor hatten Lichtmasten für eine taghelle Beleuchtung des Todesstreifens hinter Jaeckels Garten gesorgt. „Alle 25 Meter stand so einer, auch nachts war hier alles hell“, blickt Jaeckel zurück und zeigt auf den 30 Jahre alten Wald hinter seinem Garten. „Die Leuchten waren riesig, eine davon konnte ich beim Abbau als ,Andenken´ aufbewahren.“

Nächster „Generationenspaziergang“: 15. August

Am 15. August findet der nächste „Generationenspaziergang“ statt, der hinter Jaeckels Garten vorbeiführt: Startpunkt der Touren ist jeweils um 14 Uhr die Knesebeckbrücke zwischen Teltow und Zehlendorf am Berliner Mauerweg, der Endpunkt befindet sich auf der Kirschblütenallee zwischen Teltow und Lichterfelde-Süd. Der Spaziergang folgt einer Strecke von etwa 3,5 Kilometern auf asphaltiertem Weg, für die rund 2,5 Stunden Zeit vorgesehen sind. Die Teilnahme am Generationenspaziergang steht nach Voranmeldung allen Interessierten offen, egal welchen Alters. Eigene Erfahrungen und Geschichten sind im Gespräch willkommen.

Während der Veranstaltung werden Film- und Fotoaufnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit gemacht. „Mit der Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, dass Aufnahmen Ihrer Person im Internet und in Printmedien veröffentlicht werden können“, so die Veranstalter im Vorfeld. Wer nicht auf den Aufnahmen erscheinen wolle. möge die Organisatoren diesbezüglich ansprechen. Aufgrund begrenzter Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung unter bettina.frevert@lakd.brandenburg.de oder 0331 23 72 92 26 gebeten.