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Eltern protestieren für den Erhalt der Grundschule Auf dem Seeberg

Die vergangene Woche endete in Kleinmachnow trotz strömenden Regens mit einer lautstarken Demonstration auf dem Rathausmarkt. Am 19. April war auch der rbb mit dem „Robur“ vor Ort.

Am Freitagnachmittag versammeln sich erneut aufgebrachte Eltern mit ihren Kindern zum Protest gegen die geplante Schließung einer Grundschule. Seit Wochen ist die Empörung über ein geplantes Auslaufen der „Grundschule, Auf dem Seeberg“ groß. Nach den Plänen des Bürgermeisters soll das Gebäude künftig von der benachbarten Maxim-Gorki-Gesamtschule benutzt werden. Der Bürgermeister begründet dies mit sinkenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren.

Mittlerweile ist auch der rbb auf diese seit Wochen schwellende Kontroverse aufmerksam geworden und ist mit dem „Robur“ vor Ort, um die Standpunkte der Eltern, Gemeindevertreter und des Bürgermeisters Michael Grubert zu hinterfragen.

Steht diese Kontroverse im Zusammenhang mit dem Haushaltsdefizit von 41,3 Millionen Euro, durch den Wegfall der Einnahmen des größten Steuerzahlers im Ort?

Die Gemeinde hat seit Ende Februar eine Haushaltssperre verhängt und überlegt, wie sich die fehlende Haushaltslücke durch Einsparungen schließen lässt. Geplante Großprojekte sollen geschoben oder gleich ganz gestrichen werden.

Im Rahmen dieser Sparpläne werden Erwägungen des Bürgermeisters bekannt, den geplanten Neubau eines Hortes für die Seeberg-Grundschule zu canceln, die Grundschule innerhalb von drei Jahren zu schließen, ebenso wie eine Kita im Ort. Nach Angaben des Bürgermeister Grubert seien diese Pläne unabhängig vom finanziellen Engpass der Gemeinde zu sehen, sondern stützten sich ausschließlich auf Prognosen über sinkende Geburten- und Schülerzahlen in Kleinmachnow für die kommenden Jahre. Da reiche es zwei der bestehenden Grundschulen (Eigenherd- und Steinweg-Grundschule) zu erhalten.

Dass so eine wohlhabende Gemeinde wie Kleinmachnow ausgerechnet an der Bildung der Kleinsten sparen wolle, und ebenfalls erwäge entweder die Kita „Waldhäuschen“ oder die Kita „Regenbogen“ zu schließen, löst nicht nur unter den anwesenden Eltern Unverständnis aus.

Viele Eltern sind konsterniert darüber, dass ausgerechnet die modernste Grundschule nach den Plänen des Bürgermeisters stufenweise auslaufen und parallel schon Platz für Schüler der Maxim-Gorki-Schule freigeräumt werden solle. Sie halten diesen Verfahrensweg für undurchdacht und nicht praktikabel, zumal die Ausstattung der Schule, von den Sanitäranlagen bis zu den Sitzmöbeln auf kleine Kinder ausgerichtet sei. Dieser Plan des Bürgermeisters habe zudem den Effekt, dass künftig weniger Kinder an der Seeberg-Grundschule eingeschult würden. Da könne man den klassischen Fall einer selbsterfüllenden Prophezeiung beobachten, denn einen absehbaren Schulwechsel während der ersten Jahre würden viele Eltern von vorneherein vermeiden wollen.

Michael Grubert argumentiert gegenüber den versammelten Eltern, Lehrern und Gemeindevertretern auf dem Rathausmarkt, er müsse eine gute Bildung an allen Schultypen innerhalb der Gemeinde gewährleisten, und die benachbarte Maxim- Gorki-Gesamtschule „platze nun mal aus allen Nähten und es müsse eine schnelle Lösung gefunden werden“. Er betont mehrfach, dass die Frage der Schulschließung nichts mit den Sparplänen zu tun habe, sondern ausschließlich mit einem voraussichtlichen Bevölkerungsrückgang innerhalb der Gemeinde. Auf die anwesenden Demonstranten klingt dies wenig überzeugend. Trotz des strömenden Regens werden die vorgebrachten Argumente lautstark zurückgewiesen, und das rbb-Team hat Mühe sich Gehör zu verschaffen.

Die Konsequenz aus den vorgelegten Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und künftigen Schülerzahlen wird als übereilt zurückgewiesen. Ein Vater macht deutlich, dass viele Kinder nicht in Kleinmachnow geboren seien und das bisher gute Bildungsangebot des Ortes mit dazu beigetragen habe, hierherzuziehen. Der Ort habe doch immer damit geworben, dass er kinder- und familienfreundlich sei, hört man aus der versammelten Menschenmenge. Eine gesicherte Prognose zur Entwicklung der künftigen Schülerzahlen sehe zudem anders aus, als sich allein auf die prognostizierte Geburtenrate plus 50 % zu stützen.

So seien auch im Schulentwicklungsplan für Potsdam-Mittelmark alle drei Grundschulen mit jeweils zwei neuen Klassen für die kommenden Jahre als gesicherte Standorte ausgewiesen und die Schülerzahlen auf der „Grundschule, Am Seeberg“ sogar gestiegen, so das Argument der versammelten Eltern. Auf der Maxim-Gorki-Schule sind die Schülerzahlen seit 2016 in etwa gleichgeblieben, wie sich in der Statistik der Gemeinde ablesen lässt.

Die Vorsitzende der Schulkonferenz an der Seeberg-Grundschule, Andrea Reinfeld macht deutlich, dass das eigentliche Problem die Maxim Gorki-Gesamtschule sei, für die es eine eigenständige Lösung brauche. Der Platzmangel an dieser Schule sei von der Gemeinde seit Jahren ignoriert worden.

Mittlerweile ist diese Auseinandersetzung auch im Wahlkampf angekommen.

Trotz des mittlerweile strömenden Regens harren die wütenden Eltern weiter aus, während sich einige Gemeinderatsmitglieder zu Wort melden. Roland Templin, BIK macht als Gemeindevertreter und Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses deutlich, dass die Gemeinde durchaus die Mittel habe, die drei Grundschulen zu erhalten und die Maxim-Gorki-Schule zu erweitern. Kathrin Heilmann, CDU, ebenfalls im Gemeinderat findet es wichtig die bestehenden Schulen zu erhalten und für alle Bevölkerungsgruppen eine gangbare Lösung zu finden. Thomas Singer, Die Linke kritisiert, dass man es bisher versäumt habe mit Vertretern aus allen Schulen und den Eltern zu reden.

Der Bürgermeister hat mittlerweile durch den massiven Gegenwind eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe vorgeschlagen, die ab Mitte Mai eine machbare Lösung erarbeiten soll.

Am 16. Mai könnte auf der Gemeinderatssitzung auch darüber entschieden werden, ob es einen Erweiterungsbau für die Maxim-Gorki-Schule geben wird und wie man künftig mit den fehlenden Hortplätzen umgehe. Der geplante Neubau eines Hortes für die „Grundschule, Am Seeberg“ wurde vorläufig gekippt. Doch das Problem besteht weiterhin, zumal ab 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter schrittweise eingeführt wird und in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet wird.

Der anlaufende Wahlkampf für die Kommunalwahl am 9. Juni wird die Debatten weiter entfachen. Ob unter diesen Bedingungen eine schnelle, fraktionsübergreifende und weitsichtige Lösung für die Schulen im Ort gefunden wird, bleibt fraglich.

Text und Fotos: Ute Bönnen