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Riesige Titanenwurz im Botanischen Garten Berlin hat ihren Blütenstand geöffnet – allerdings nur für drei Tage

Endlich ist es soweit: Ein Exemplar der „größten Blume der Welt“ hat am 29 Juni begonnen, sich im Großen Tropenhaus zu öffnen. Der Blütenstand misst 2,36 m und ist damit der größte je gemessene im Botanischen Garten Berlin. Dieses Schauspiel ist eines der spektakulärsten in der Pflanzenwelt und eine echte Besonderheit. Doch das Blühspektakel dauert nur drei Tage. Wer die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) jetzt live und in Farbe sehen will, muss also schnell sein.

Die Pflanze ist ein Nachtblüher. Das heißt, im Laufe eines Nachmittags öffnet sich das große Hochblatt (Spatha). Es umgibt den Kolben (Spadix) und sieht dabei aus wie ein hochfliegender Rock. Die Titanenwurz gibt besonders am ersten Blühtag bzw. der ersten Blühnacht einen intensiven Aasgeruch ab. Am zweiten Tag schließt sich das Hochblatt ganz langsam und während des dritten Tages ist das botanische Schauspiel vorbei: Der Blütenstand beginnt zu welken und allmählich in sich zusammenzufallen. Nach einer Ruhezeit entwickelt die Pflanze nur ein einziges großes Laubblatt. Auch das kann mehrere Meter hoch werden und ähnelt einem kleinen Baum. Nach bis zu 24 Monaten wird das Blatt eingezogen und die Knolle macht eine Ruhepause, bevor sie erneut ein Laubblatt oder nach mehreren Jahren auch einen neuen Blütenstand austreibt.

Blütenstand (Knospe) im Botanischen Garten Berlin, 29.06.2025, © Botanischer Garten Berlin, Foto: Arnaldy Prasetya

Wann stinkt es am meisten?

Der Aasgeruch dient der Titanenwurz bei der Bestäubung. Durch das stinkende Täuschungsmanöver lockt die Pflanze Insekten in ihren Blütenstand, die für die Eiablage einen verwesenden Tierkadaver suchen. Im Blütenstand der Titanenwurz finden die Insekten jedoch keinen geeigneten Brutplatz, sondern bestäuben bei ihrem Besuch die weiblichen Blüten, die nur in der ersten Nacht Pollen aufnehmen können. In der zweiten Nacht öffnen sich die männlichen Blüten und geben ihren Pollen ab – eine perfekte Strategie, um Selbstbestäubung zu verhindern. Damit der Geruchslockstoff nicht „verduftet“, erhöht die Pflanze die Temperatur im Kolben gegenüber ihrer Umgebung. Der Blütenstand gleicht so einer „Geruchsfackel“. Während der ersten Nacht ist der Geruch besonders intensiv, danach deutlich geringer.

Blütenstand (Knospe) im Botanischen Garten Berlin, 29.06.2025, © Botanischer Garten Berlin, Foto: Arnaldy Prasetya

Stark gefährdete „Riesenblume“ aus Indonesien

Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Aronstabgewächse. Sie bildet eine unterirdische Knolle aus, die über 100 kg Gewicht erreichen kann. Meist dauert es mehrere Jahre, bis aus der Knolle ein Blütenstand hervorgeht. Dieser kann bis zu drei Meter hoch sein. Laut dem Guinness Buch der Rekorde ist es „die größte Blume der Welt“. Die Pflanze wurde erstmals 1878 in Sumatra (Indonesien) vom italienischen Botaniker Odoardo Beccari beschrieben. Sie ist in der Natur stark gefährdet, da ihr Lebensraum, der Regenwald, zunehmend zerstört wird. Die Kultur der Titanenwurz ist sehr aufwändig und eine Blüte somit ausgesprochen bemerkenswert.

Mit nahezu 20.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Berlin der größte in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten weltweit. Auf 43 Hektar Freigelände und in fünfzehn Gewächshäusern erhalten Besucherinnen und Besucher faszinierende Einblicke in die Welt der Botanik. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung sowie als Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt der Botanische Garten mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.

Fotos: © Botanischer Garten Berlin, Foto: Arnaldy Prasetya