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Streitpunkt S-Bahn-Verlängerung – der RBB-Robur zu Gast in Teltow

Der RBB war mit seinem blauen Robur-Bus zu Gast in Teltow! Genauer: an den „Teltower Buschwiesen“. Denn diese würden im Zuge der geplanten S-Bahn-Verlängerung von Berlin bis nach Stahnsdorf leiden. Der artenreiche Pappelwald müsste weitgehend dafür gefällt werden. In 9 Jahren soll die erste S-Bahn der Linie S25 bis nach Stahnsdorf fahren. Im 10-Minuten-Takt.

Zahlreiche Anwohner, Interessenten und Vertreter der Politik aus Teltow und Stahnsdorf – Befürworter und Gegner – nutzten die Gelegenheit für einen regen Austausch. Die einen befürworten die S-Bahn sehr, weil sich täglich zu viele Autos durch die Region Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf schlängeln und das neue Bahn-Angebot eine Entlastung der Straßen sowie eine bessere Anbindung an die Hauptstadt bedeutet. Andere halten mit dem Erhalt der Natur und dem Erholungsort der „Teltower Buschwiesen“ dagegen. Das Landschaftsschutzgebiet solle bleiben. Auch fallen Argumente, dass die Bahn hier nicht benötigt werde, die Busse würden fast leer durch die Orte fahren.

„Beides hat mit dem Thema Klimawandel, Klimaschutz und generell Zukunftsbetrachtung zu tun. Gut 6.000 Ein- und Auspendler sitzen in der Bahn in 24 Stunden. Die gleiche Erwartung gibt es für die S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf“, sagt Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt. „Die bekommen wir nicht auf die Busse verteilt. Dafür brauchen wir den schienengebundenen ÖPNV, der auch etwas fürs Klima tut.“ Im Jahr 1906 gab es schon die ersten Pläne für die Bahntrasse, diese jetzt in die Tat umzusetzen, sieht der Bürgermeister als richtigen Schritt.

>> Die „Teltower Buschwiesen“ – für den S-Bahn-Bau bis Stahnsdorf müssten Pappeln gefällt werden.

„Wie weit sind denn eigentlich die Planungen?“, fragte RBB-Moderator Tim Jaeger in die Runde. Der Landtagsabgeordnete für Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Nuthetal, Sebastian Rüter, der auch im Fachausschuss sitzt: „Das Projekt ist ein Teilprojekt des Groß-Infrastruktur-Projektes i2030, was seit 2017 auf den Weg gebracht wurde. Wir sind am Ende der Planungsstufe 2, die ersten Untersuchungen haben stattgefunden, es ist vermessen worden und nun geht es um die Kosten-Nutzen-Rechnung um zu sehen, ob sich das wirklich lohnt. Also: Wollen genug Menschen ein- und aussteigen und welche Herausforderungen gibt es. Die Buschwiesen können nicht einfach zerschnitten werden, es muss hier Brücken geben.“

Anwohnerin und Biologin Carola Fußwinkel, die auch Wanderungen durch die Buschwiesen anbietet, sagt: „Als Naturschützerin steht man in einem ernsthaften Dilemma. Der ÖPNV entlastet langfristig das Klima, aber für das lokale Klima muss man die Buschwiesen ganz anders sehen. Der Wald, der auf der Trasse steht und gefällt werden muss, bindet ganz viel Feuchtigkeit und hält das Grundwasser. Dieses Gebiet wirkt positiv nicht nur auf das Stadtklima von Teltow, sondern bis nach Berlin hinein. Wenn der Wald fällt, geht diese Klimaschutz-Funktion vor Ort verloren.“

Im lebhaften Gespräch fallen Begriffe wie „Troglage“, also tiefer gelegte Schienen, die Lärm und Schmutz der S-Bahnen abfangen sollen. Es wird über Ausgleichsflächen, die zwei neuen Bahnhöfe und über enge Taktungen debattiert. Oder dass Solaranlagen entlang der Bahnstrecke aufgestellt werden könnten… Erneut wird von denen, die den Wald und die Buschwiesen erhalten wollen, eine Alternative zur S-Bahn ins Spiel gebracht – eine „urbane Seilbahn“ solle anstelle der Schienen die Strecke bis Stahnsdorf überbrücken. Würden hier Menschen mit Höhenangst, Rollstuhlfahrer oder die, die ihr Fahrrad mitnehmen wollen, ausgeschlossen?

Am Ende der gut einstündigen Diskussion ist klar: Es ist viel noch in der Planung und es besteht jede Menge Gesprächsbedarf. Pläne zum Bau der S-Bahn-Strecke werden in Kürze öffentlich ausliegen, es wird Info-Veranstaltungen und eine Bürgerbeteiligung geben. Mehr Informationen zum RBB-Robur in Teltow gibt es in der November-Ausgabe vom Lokal-Report. Der TV-Beitrag wird am 7. Oktober um 19:30 Uhr in der Sendung „rbb24 Brandenburg aktuell“ ausgestrahlt.

>> Zahlreiche Befürworter und Gegner des S-Bahn-Projektes kamen am 29. September zum Gespräch mit dem RBB-Team.

Fotos: Teltower Stadtblatt-Verlag