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Ludwigsfelder „Pitty“ in Madrider Museum

Seit dem 9. November 2023 wird der sog. „Ur-Pitty“, der erste im Ludwigsfelder IFA Werk vom Band gelaufene Motorroller im Jahr 1954, in der Ausstellung „The Berlin Wall. A World Divided“ (dt. „Die Berlin Mauer. Eine geteilte Welt“) gezeigt. Die Wanderausstellung startet in Madrid, bevor sie dann in insgesamt 14 weiteren Städten weltweit gastieren wird.

Der gezeigte IWL Pitty ist eine Leihgabe des Ludwigsfelder Vereins „Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e. V.“. Die Präsentation des Fahrzeugs in der Ausstellung „The Berlin Wall. A World Divided“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwigsfelde realisiert.

Im Fokus der Ausstellung stehen die Geschichte der Teilung Deutschlands sowie die Hintergründe der Friedlichen Revolution im Jahr 1989. Anhand von Interviews mit Zeitzeugen soll den Alltag im geteilten Berlin vermittelt werden. Gezeigt werden insgesamt 300 Objekte, die durch die projektleitende Ausstellungsagentur Musealia als Leihgaben von verschiedenen Institutionen zusammengetragen wurden. Neben dem Pitty und anderen historischen Exponaten sind das Highlight der Ausstellung originale Segmente der Berliner Mauer mit einer Gesamtlänge von 20 Metern.

Der Pitty ist ein in der DDR hergestelltes Motorrollermodell. Er wurde von Februar 1955 bis April 1956 als erster Motorroller im VEB Industriewerke Ludwigsfelde gebaut. Der zweisitzige Roller hat einen gebläsegekühlten 123-cm³-Motor (RT 125/1 M) aus der IFA RT 125/1 mit 5 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h. Das Modell wurde bis 1956 11.293 Mal gebaut. Das relativ hohe Leistungsgewicht von 37 kg/kW in Verbindung mit dem 3-Gang-Getriebe führte dazu, dass häufig unzureichende Fahrleistungen bemängelt wurden. Der Kraftstofftank fasste 8 Liter, was bei einem Durchschnittsverbrauch von 3,5 l/100 km zu einer etwas geringen Reichweite von nur 228 km führte. Die Federung war recht weich ausgelegt. Zwischen 45 und 50 km/h traten starke Vibrationen auf. Die gefällige Verkleidung war aufwendig in der Herstellung und erforderte große Mengen an schwer zu beschaffenden Tiefziehblechen. Außerdem traten im hinteren Bereich der Verkleidung Risse auf. Er wurde durch das Modell Wiesel ersetzt der von Juni 1956 bis April 1959 im VEB Industriewerke Ludwigsfelde gebaut wurde.

Einen inhaltlichen Themenschwerpunkt stellt die Industriegeschichte ab 1936 dar. Auf einer Fläche von 1.600 m² sind Exponate und Modelle aus der Ludwigsfelder Produktion ausgestellt.

Die Automobilwerke Ludwigsfelde wurden am 1. März 1952 in Ludwigsfelde (Brandenburg) als VEB Industriewerke Ludwigsfelde gegründet und waren später das Stammwerk der Nutzfahrzeugproduktion im Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) der DDR. Zu den beliebtesten Motorrollern gehörten neben Pitty und Wiesel SR56 auch die Typen Berlin SR59 und Troll. Heute gehört das Werk zur Daimler AG und ist das drittgrößte Transporter-Montagewerk des Unternehmens.

Foto: Stadt Ludwigsfelde