Neue Studie – Wohnarmut in Brandenburg steigt
Die weiter steigenden Mieten führen auch in Brandenburg zu einem Anstieg von Armut. Der aktuelle Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes zu Wohnarmut zeigt, dass die Wohnarmut 2024 bundesweit im Vergleich zu 2023 gestiegen ist.
In Brandenburg sind nach Abzug von Wohnkosten wie Warmmiete und Strom 539.000 Menschen von Armut gefährdet. Das sind 21,6 Prozent der Bevölkerung und 1,3 Prozent mehr Betroffene als im Vorjahr. Als armutsgefährdet gelten Menschen, wenn sie nach Abzug der Wohnkosten weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte zur Verfügung haben. Für eine Familie mit zwei kleinen Kindern liegt die Schwelle nach Abzug von Wohnkosten bei 2.284 Euro zur Verfügung stehendem Monatseinkommen.
Lässt man die Betrachtung der Wohnkosten außen vor, gelten in Brandenburg 378.000 Menschen als arm (14,9 Prozent). Das Armutsrisiko steigt also unter Berücksichtigung der Wohnkosten und trifft 161.000 Bürgerinnen und Bürger mehr. Im Bundesvergleich weist Brandenburg dennoch die viertgeringste Wohnarmutsquote auf. Im Schnitt sind 22,3 Prozent der Menschen in Deutschland betroffen. In Berlin liegt die Quote mit 24,6 Prozent deutlich höher.
“In der Metropolregion Berlin-Brandenburg wird Umziehen zum Armutsrisiko. Insbesondere bei Neuvermietungen werden Quadratmeterpreise aufgerufen, die doppelt bis dreifach so hoch sind wie die Wohnung, in der noch langjährige Bestandsmieten gelten. Wer heute eine neue Wohnung braucht, muss in der Regel einen deutlichen Verlust seines verfügbaren Einkommens hinnehmen“, sagt Andreas Kaczynski, Vorstand des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg. Wer zur Miete lebt, ist von Wohnarmut deutlich stärker betroffen als Menschen mit Wohneigentum, zeigt die Expertise. Die Mietpreise steigen auch in weiter von Berlin entfernten Orten, im Landesschnitt zuletzt 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Entscheidung, die Mietpreisbremse in Brandenburg ab 2026 deutlich auszuweiten, sieht Kaczynski deshalb als einen richtigen Schritt. „Das allein reicht aber nicht. Wir brauchen Beratung und Unterkünfte zum Schutz vor Wohnungslosigkeit und mehr Wohnungen mit langfristiger Sozialbindung. Der Bestand ist in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen“, so der Vorstand.
Hintergrund der Expertise
Die Expertise basiert auf einer Sonderauswertung im Auftrag des Paritätischen, die auf offiziellen Daten des Statistischen Bundesamtes (auf Grundlage von MZ-SILC) basiert. Bei der Berechnung der Armutsquoten werden alle Personen gezählt, die in Haushalten leben und deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens aller Haushalte beträgt. Anders als bei der konventionellen Armut werden bei der Wohnarmutsberechnung bei der Ermittlung des Medians die Wohnkosten abgezogen.
Foto: Pixabay.com
