BildungStahnsdorf

Ein Kindergeburtstag der anderen Art

Seit 2003 rappelt es in Güterfelder Lindenallee 03: Die Stahnsdorfer Kita „Buddelflink“ wird in diesen Tagen 20 Jahre alt und feiert das Jubiläum am 05. Mai mit einem kleinen Fest.

Am 14. April 2003 war es soweit: Startschuss für den Umzug. Kindermöbel, Küchenutensilien, Spielsachen – alles musste raus und ins neue Haus transportiert werden. Ziel ist die Lindenallee 03 in Stahnsdorf-Güterfelde. Hier, in einer alten Villa, hatte die Kindertagesstätte „Buddelflink“ nach ihrem Auszug aus der Berliner Straße wenige Hundert Meter weiter ihr neues Domizil gefunden. Alle packten beim Umzug an: Eltern, Erzieher und ganz besonders die Kinder, die den Umzug kaum erwarten konnten.

Das heutige Kita-Gebäude beherbergte um die Jarhundertwende ein Ärztehaus, bevor es zur Schule und anschließend in ein Landschulheim umgewandelt wurde. Seit 2003 ist hier die Kita „Buddelflink“ zu Hause.

„Die schöne alte Villa wurde als Kita für uns umgebaut. Hauptsächlich ging es um mehr Platz für unsere Kinder, aber auch um den Brandschutz“, berichtet Kitaleiterin Katrin Krause gegenüber dem Teltower Stadtblatt-Verlag. Kinder und Erzieher fanden schnell Gefallen am neuen Domizil: Fernab vom Straßenlärm und direkt neben dem Güterfelder Schloss gelegen, kehrte lautes und fröhliches Leben in die alten Gemäuer ein.

Junges Leben in alten Gemäuern

Das Schloss wurde 1803 und 1804 nach den Plänen von David Gilly als Sitz für August Friedrich Grothe-Buckow (1753–1815) entworfen, der seine Ländereien im heutigen Berlin-Rudow für Güterfelde eingetauscht hatte. Gilly war in der Region kein Unbekannter: In Kleinmachnow erweiterte der die Alte Hakeburg um ein Herrenhaus; beide wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Aus dem Güterfelder Schloss wurde um die Jahrhundertwende ein Lungensanatorium, das schnell zu klein wurde: Ein weiteres Gebäude musste her. So erbaute man direkt gegenüber ein zweistöckiges Ärztehaus, das in den kommenden Jahren so ziemlich jede Funktion innehatte: Schule, Landschulheim, Fortbildungsstätte für Lehrer und eine betreute Wohneinrichtung für Jugendliche.

2002 wurde das Haus von der Gemeinde Stahnsdorf aufwändig saniert und zu einer modernen Kita umgebaut, und im April 2003 bezogen Kinder und Erzieherinnen ihr neues Gebäude mit Sack und Pack. Heute werden hier 46 Kinder von sieben Erzieherinnen und einer Auszubildenden betreut. „Auch wenn sich unsere Kita im Ortsteil Güterfelde befindet, kommen nicht nur Kinder aus Güterfelde hierher. Alle Kinder aus der Gemeinde Stahnsdorf haben die Möglichkeit, je nach Warteliste unsere Kita zu besuchen“, erklärt Leiterin Krause. Dabei zähle das Anmeldedatum als Kriterium für die Warteliste.

Das alte Kita-Gebäude in der Berliner Straße

Unterdessen arbeitet jede Kita der Gemeinde Stahnsdorf nach einem anderen Konzept. In Güterfelde fiel die Entscheidung auf die wissenschaftliche Begleitung durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Infas). „Die gemeinsame Infas-Ausbildung im Team hat uns Kolleginnen sehr zusammengeschweißt. Nur zusammen und in Begleitung von Fortbildungen kann man so eine Umsetzung des Konzeptes schaffen“, blickt Katrin krause zurück.

Kein „Kita-Kollaps“ in Güterfelde

Mittlerweile hat sich das Team eingespielt. Einige Kolleginnen seien bereits in Rente gegangen und durch sehr guten und zuverlässigen Nachwuchs ersetzt worden, erklärt die Leiterin weiter. Für se gehört es dazu, die Kleinen „machen zu lassen“: Im Kindergarten gibt es keine klassischen Gruppen, sondern sechs sogenannte Bildungsbereiche. Je nach ihren eigenen Interessen wählen sich die Kinder je einen davon aus. „Wir wollen sicherstellen, dass allen Kindern die erforderlichen und ihnen angemessenen Bildungsmöglichkeiten eröffnet werden“, erklärt Kitaleiterin krause dazu.

Doch bleiben angesichts der oft überlasteten oder unterbesetzten Kitas überhaupt Raum und Ressourcen für eine anspruchsvolle Erziehungsarbeit? In der Kita „Buddelflink“ betreuen die Erzieherinnen Gruppen zu etwa zehn Kindern. Im Team werden die dabei gemachten Beobachtungen reflektiert, denn so können die Interessen und Talente der Kinder am besten erkannt werden. „Das erlaubt es uns, die entsprechenden Erziehungsangebote zu gestalten“, erklärt Krause weiter. Diese Form der Arbeit mache allen Kolleginnen Spaß, und es herrsche ein besonderer Zusammenhalt. 

Dabei ist man sich bei den „Buddelflinken“ über die vergleichsweise komfortable Situation im Klaren: „Wir wissen, dass es in anderen Kitas nicht so aussieht wie bei uns“, räumt die Leiterin der „Buddelflinken“ ein. So berichtete die MAZ am 27. April über den Aktionstag „Kitakollaps“, der am 15. Mai auf die Schieflage in vielen Kindergärten aufmerksam machen soll: hoher Krankenstand, schlechte Bedarfsplanung, fehlende Betreuungsplätze, veraltete Infrastruktur, unattraktive Ausbildung und der Mangel an Fachkräften. In Güterfelde ist man davon weit entfernt. Zwar gebe es auch hier verbesserungsbedarf, etwa beim Betreuungsschlüssel oder bei der Vorbereitungs- und Planungszeit für die Erzieherinnen. „Aber wir sind wirklich froh, dass es bei uns nicht so akut ist wie an anderen Kitas“, freut sich die Leiterin. Die Geburtstagsfeier am Freitag, 05. Mai, kann kommen. ph

Bilder: Kita „Buddelflink“/Gemeinde Stahnsdorf