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Vier von fünf Kindern gehen leer aus – wie die BuT-Beratung Bildungs-Chancen sichert

Eine aktuelle Studie der Paritätischen Forschungsstelle bringt es auf den Punkt: Vier von fünf Kindern, die Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) haben, erhalten die Unterstützung durch Teilhabe-Leistungen nicht, die ihnen zusteht. Rund 80 Prozent der anspruchsberechtigten Familien nutzen diese Hilfen nicht – häufi g aufgrund der Vielzahl an Formularen, schwieriger Vorschriften, fehlender Informationen oder Sprachbarrieren. Oft fühlen sich Familien sich von Ämtern schlicht alleingelassen. Hier setzt die gemeinnützige BuT-Beratung an.

Die Folgen der geringen Abrufquoten sind gravierend: Weniger Chancen in der Schule, weniger Möglichkeiten bei Sport, Musik oder Klassenfahrten – und ein Teufelskreis verfestigter Armut. Während der Paritätische eine automatische Auszahlung der Leistungen fordert, und auch politische Gremien wie die Sozialstaatskommission vereinfachte Sozialleistungen fordern, zeigt die BuT-Beratung schon heute, wie Teilhabe praktisch und verständlich gelingt: niedrigschwellig, mehrsprachig und digital, und vor allem: nahbar. In der Expertise des Paritätischen hat die BuT-Beratung einen Praxisbericht über ihre erfolgreiche Arbeit beigesteuert.

BuT-Beratung: konkrete Hilfe statt Papierstapel

Die Sozialstaatskommission verfolgt das Ziel, einen zugänglichen und bürgerfreundlichen Sozialstaat zu schaffen. Daten sollen genutzt und Verfahren vereinfacht werden, sodass Leistungen bei den Menschen ankommen, die sie brauchen. Genau hier setzt die BuT-Beratung an: Sie macht Verwaltungssprache verständlich und begleitet die Familien direkt und empathisch durch die Antragsverfahren. Seit 2022 hat die BuT-Beratung der Viva Equality gUG mehr als 40.000 Familien individuell beraten, ohne Termin, telefonisch, per Mail oder Chat – auf Wunsch in bis zu zehn Sprachen. In 80 Prozent der Fälle konnten nach ihrer Unterstützung Leistungen tatsächlich beantragt werden. So wurden bereits über 60 Millionen Euro an BuT-Leistungen aktiviert. Viele Familien haben während des Beratungsgesprächs das erste Mal von ihren Ansprüchen erfahren. „Bei uns melden sich Eltern, die sagen: Endlich erklärt mir jemand die Anträge so, dass ich sie verstehe. Oft kommt dann große Erleichterung – weil sie merken: Sie sind mit ihren Sorgen nicht allein und es geht auch unkompliziert und ohne Amtsdeutsch“, berichtet Suha Shweiat, Teamleiterin bei der BuT-Beratung.

Zahlen, die überzeugen

● Über 40.000 Beratungen seit 2022
● Beratung in bis zu zehn Sprachen
● 80 Prozent Erfolgsquote – nach der Beratung folgen tatsächliche Leistungsanträge
● 2024 über eine Million Menschen per Social-Media-Kampagnen erreicht, 2025 voraussichtlich doppelt so viele
● Bereits mehr als 60 Millionen Euro an BuT-Leistungen aktiviert

Wirkung durch Zusammenarbeit und Digitalisierung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der BuT-Beratung sind Kooperationen mit öffentlichen Stellen – bisher vor allem in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Dort wurden gemeinsame Strukturen aufgebaut, Fachkräfte geschult und Informationsmaterialien systematisch verbreitet.
„BuT-Beratung bedeutet mehr als Info-Material. Wir sind Übersetzer:innen, Begleiter:innen und manchmal auch Mutmacher:innen. So wird aus einem theoretischen Anspruch echte Hilfe im Alltag“, erklärt Julius Bertram, Geschäftsführer der Viva Equality gUG. “Um bundesweit für alle Kinder echte Teilhabe möglich zu machen, brauchen wir allerdings weitere stabile Partnerschaften mit Ländern, Kommunen und Trägern“, so Bertram.

Forderung: BuT-Beratung bundesweit verankern
Damit BuT-Leistungen endlich dort ankommen, wo sie gebraucht werden, fordert Viva Equality gUG:
● Institutionalisierung der multilingualen BuT-Beratung als bundesweites Regelangebot
● Digitale Integration in Sozialportale und Apps, um Beratung ohne Medienbrüche möglich zu machen
● Stabile Partnerschaften mit Ländern und Kommunen, um nachhaltige Strukturen aufzubauen

Foto: Pixabay.com