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Bauen, Wohnen, Klimaschutz: ImmobilienForum des Wirtschaftsrates der CDU

Der Wirtschaftsrat der CDU e. V. ist ein CDU-naher Berufsverband, der die Interessen seiner Mitglieder aus der Wirtschaft vertritt. Man gründete ihn 1963, die aus Osnabrück stammende Diplom-Kauffrau Astrid Hamker ist seit 2019 Präsidentin des Wirtschaftsrates. Am 30. November lud sie zum „ImmobilienForum“ nach Berlin-Mitte ein. Die Tagung stand unter dem Motto: „Bauen, Wohnen, Klimaschutz – Quo vadis, Deutschland?“. Teilnehmer aus der Politik und den Bereichen der Wohnungsindustrie nahmen an der Tagung teil.

In ihrer Eröffnungsrede berichtete Astrid Hamker von einer Berliner Wohnungsbaugesellschaft, die ein Objekt mit 288 Wohneinheiten kürzlich angeboten hatte: „Es gab knapp 43.000 Bewerbungen für diese 288 Wohnungen. Im Umkehrschluss heißt das, 42.712 Nachfrager nach einer Wohnung gingen leer aus.“ Sie konnte auch mitteilen, dass in Ballungsgebieten auf eine Wohnung statistisch betrachtet 300 Nachfrager kommen.

Astrid Hamker erinnerte daran, dass man hierzulande seit 2022 über eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen habe. Neben den Kriegsflüchtlingen müsse man zahlreiche Asylsuchende mit Wohnraum versorgen. „Das alles bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Wir müssen schnellstmöglich Lösungen finden“, sagte sie.

Aktuell gehen die Baugenehmigungen allerdings rasant zurück. So hat man im 1. Halbjahr 2023 einen Rückgang von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Asrid Hamker: „Die Zinsentwicklung ist herausfordernd. Baumaterialien sind im Preis gestiegen. Das alles bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Mieten“. Harte Worte fand sier für die Bundesregierung. Diese habe mit ihrer Klimapolitik, die die Hauseigentümer und Bauherren betreffe, „ohne Not große Probleme geschaffen“. Das eingeplante Ziel einer CO2-Reduzierung auf deutschem Boden jährlich entspricht leider nur den CO2-Werten, die im Riesenreich China an einem einzigen Tag produziert werden.

„Wenn es nicht so zynisch klingen würde, könnte ich es so ausdrücken: Es wäre besser gewesen, die Hausbesitzer von vornherein zu enteignen. Anstatt mit weiteren Auflagen die Lösungen zu suchen, brauchen wir einen Befreiungsschlag“, sagte sie. „Baupolitik ist auch Sozialpolitik. Wenn es keine bezahlbaren Wohnungen mehr gibt, besitzt das hohe politische Sprengkraft.“

>> Teilnehmer des ImmobilienForums „Bauen, Wohnen, Klimaschutz – Quo vadis, Deutschland?“ am 30. November 2023 in Berlin-Mitte, vorn links: Astrid Hamker

Dennis Weilmann (CDU) ist Oberbürgermeister von Wolfsburg. Er berichtete, dass es besser sei, den Zuzug von Asylsuchenden zu begrenzen als „sie in Turnhallen unterzubringen. Die Unterbringung dort ist keine gute Lösung. Sie ist Menschen unwürdig.“ Er erinnerte auch daran: „Für jeden Bürgermeister und Landrat ist es ein Standortnachteil, wenn man keine bezahlbaren und attraktiven Wohnungen anbieten kann. Man braucht weiterhin den bezahlbaren Wohnraum.“

Der Oberbürgermeister wies auch darauf hin, dass immer höhere Baukosten dazu führten, dass man sich kein eigenes Häuschen oder eine Eigentumswohnung anschaffe. Dadurch steige wiederum die Nachfrage nach Mietwohnungen. Die erhöhte Nachfrage verursache steigende Mietpreise.

Teilnehmer sprachen an, was jeder Wohnungssuchende, gerade in deutschen Großstädten, erlebt: Eine bezahlbare Wohnung zu finden ist sehr, sehr schwierig. Man muss Lösungen finden! Die anwesende Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sagte zu, man werde nach tragfähigen Lösungen suchen. Beim Baurecht könne das ein oder andere Hindernis eventuell beseitigt werden.

Fachleute aus dem Immobiliensektor vernahmen gerne die Worte aus dem Munde der Bundesbauministerin. Ob sie sich mit ihren Vorstellungen bei den Koalitionspartnern, allen voran bei Vizekanzler Robert Habeck (GRÜNE), durchsetzen kann, wird man demnächst sehen. Die Teilnehmer am „ImmobilienForum“ zumindest waren sich einig darin: „Bauen, Bauen und nochmals Bauen“ muss es jetzt lauten, wenn man die Bevölkerung mit attraktiven und bezahlbaren Wohnungen versorgen möchte.

Text: Volkert Neef; Fotos: Jens Schicke