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Berlin-Wahl: CDU kürt Kandidaten für Berlin-Reinickendorf

Von Volkert Neef

Im kommenden Herbst wählen die Berliner Wählerinnen und Wähler ihr neues Abgeordnetenhaus. Im Bezirk Reinickendorf schickt die CDU mit Michael Wegner ihren Spitzenkandidaten für das Amt als Bezirksbürgermeister ins Rennen; der Parteilose Norbert Raeder führt die BVV-Liste an.

Im Herbst 2021 finden neben der Bundestagswahl in Berlin auch die Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirken statt. Interessant ist das Verhältnis der Einwohnerzahl der einzelnen Bezirke im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland. So kann der Bezirk Reinickendorf auf rund 267.000 Einwohner verweisen – damit hat der dortige Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) für 20.000 Einwohner mehr Verantwortung zu tragen als sein Kollege in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel mit ihren 247.000 Einwohnern. In Thüringens Landeshauptstadt Erfurt wohnen unterdessen 211.00 Bürger, in der saarländischen Hauptstadt Saarbrücken kapp 180.000.

Der Vergleich belegt: Ein Berliner Bezirksbürgermeister trägt enorme Verantwortung. Noch mehr Einwohner als Reinickendorf hat jedoch der Bezirk Pankow, wo 410.000 Menschen zu Hause sind. Eine Partei, die für sich Regierungsverantwortung in Anspruch nimmt, muss ihre Kandidaten daher mit Bedacht auswählen.

Am 9. Oktober ernannte die Reinickendorfer CDU Michael Wegner zum Kandidaten für das Amt des Bezirksbürgermeisters. Er erhielt fast 93 Prozent der Stimmen. Der studierte und promovierte Diplom-Kaufmann Michael Wegner ist selbständiger Unternehmer von Beruf und amtierte von 2003 bis 2009 als Landesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Berlin. Von 1999 bis 2006 war er Bezirksstadtrat für Bauen, Grundstücks- und Gebäudemanagement, von 2009 bis 2011 Mitglied des Abgeordnetenhauses. Die Vorsteherin der BVV Reinickendorf, Kerstin Köppen, steht auf Platz 2. Ihr folgt der Vorsitzende der Jungen Union (JU) Reinickendorf, Marvin Schulz. Auf den ersten 26 Plätzen stehen 10 Frauen. Bezirksbürgermeister Frank Balzer, der auch Kreisvorsitzender der CDU Reinickendorf ist, kandidiert 2021 in Frohnau für das Berliner Abgeordnetenhaus. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, kandidiert wieder im Wahlkreis Reinickendorf-Ost. Er steht auf Platz 1 der Bezirksliste für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus, ihm folgt Frank Balzer. Wegner erklärte u. a.: „Reinickendorf steht vor großen Herausforderungen, die nächsten Jahre werden nicht einfach werden. Die Menschen draußen erwarten von uns, dass wir die Aufgaben in der Stadtentwicklung – Stichwort TXL-Nachnutzung, im Verkehr – Stichwort U-Bahn- und Autobahnsanierung plus Verkehrswende, und in der Verwaltung – Stichwort Sparhaushalte ab 2022- intelligent und zügig angehen. Die Jahre 2021 bis 2026 werden die schwierigsten Zeiten seit den letzten 20 Jahren.“

Wegner wies auch darauf hin, dass aufgrund der Corona-Krise die Steuereinnahmen gesunken seien und man viele Unterstützungsprogramme für in Not geratene Soloselbständige und Firmen verzeichne. Das werde unweigerlich dazu führen, dass die bereits „unter Klaus Wowereit bekannten Maßnahmen des „Sparen bis es quietscht“ eine Neuauflage erfahren werden. Die Zeit des unbegrenzten Geldverteilens wird vorbei sein, darauf müssen wir uns auch alle einstellen.“

Auf der BVV-Liste kandiert erneut Norbert Raeder. Der Gastronom des Eventlokals „Kastanienwäldchen“ erlangte bundesweiten Bekanntheitsgrad u. a. durch den Komiker Oliver Pocher. Im Mai gingen in dessen RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ die von ihm erspielten 40.000 Euro für die Projekte von Norbert Raeder ein. Damit unterstützte der Gastronom u. a. Obdachlose rund um den Franz-Neumann-Platz in Reinickendorf. Norbert Raeder gehört der CDU nicht an. Bezirksbürgermeister Frank Balzer teilte im Pressegespräch mit: „Es ist bei uns schon immer guter Brauch gewesen, auch nicht CDU-Mitglieder aufzustellen. Norbert Raeder hat sich für die Menschen im Bezirk, ganz besonders für diejenigen, die dringend Hilfe bedürfen, starkgemacht. Sein sozialpolitisches Handeln ist weit über die Berliner Grenzen hinaus bekannt und geschätzt. Ebenso ist er sehr aktiv im künstlerischen Bereich. In seinem „Kastanienwäldchen“ hat er zahlreichen Künstlern die Möglichkeit gegeben, sich einem breiten Publikum vorzustellen.“ Norbert Raeder sagte: „Natürlich fühle ich mich geehrt, dass meine Arbeit gewürdigt wird. Besonders hat mir in dieser Legislaturperiode seitens der CDU-Kollegen gefallen, dass man mich nie gefragt hatte, wann ich in die CDU eintreten werde. Ich war, ich bleibe auch ein Mitglied der CDU-Fraktion, aber ohne ein Parteibuch zu besitzen. Dieser Zustand verleiht mir die parteipolitische Unabhängigkeit, die ich mir immer gewünscht habe.“

(Foto: Volkert Neef)