Teltow und Lichterfelde feiern – 35 Jahre Mauerfal
Am 14. November 1989 wurde der Grenzübergang zwischen Teltow und Berlin-Lichterfelde geöffnet – vier Tage nach dem Mauerfall am Brandenburger Tor. Zum Jahrestag haben sich rund 50 Teltower und Lichterfelder Bürgerinnen und Bürger auf dem ehemaligen Todesstreifen getroffen und feierlich angestoßen, unter ihnen auch Beate Rietz, die stellvertretende Bürgermeisterin von Teltow.
Eingeladen hatte Gisela Mayer. Die heute 78-Jährige wohnt seit ihrem 4. Lebensjahr direkt am ehemaligen Grenzstreifen, im einstigen Westberlin. Fast 30 Jahre lang hatte sie die Mauer und den Todesstreifen vor ihrem Fenster. Ab dem 9. November sah sie, wie die Grenze Stück für Stück abgebaut wurde. Kontrolliert wurde am Grenzübergang Teltow-Lichterfelde noch bis zum März 1990, erst dann wurde das Grenzhäuschen abgebaut.
Trotz seines hohen Alters von 98 Jahren war auch Günter Duwe gekommen. Der Teltower Heimatforscher wohnte mit seiner Familie nur rund 300 Meter Luftlinie entfernt jenseits der Mauer. „Ich konnte per Fernglas auf den Balkon der Meyers und ihrer Nachbarn schauen“ sagt er. „Ich konnte sogar sehen, was sie essen,“ erinnert er sich lachend. Als der Übergang am 14. November 1989 geöffnet wurde, standen sie sich das erste Mal gegenüber. Es war eine erste herzliche Begegnung, aus der eine Freundschaft wurde.
„Ich freue mich auf einen schönen Vormittag mit Euch und den gemeinsamen Austausch über diesen besonderen Tag in unserer Geschichte“, hatte Gisela Meyer in ihrer Einladung geschrieben. Und das fand auch statt. Die meisten der Anwesenden hatten nicht nur den Fall, sondern auch den Bau der Mauer am 13. August 1961 miterlebt. Eine ältere Dame hatte Tränen in den Augen – vielleicht der nasskalten Witterung an diesem Tag geschuldet. „Ich habe mich erst gar nicht getraut, die Grenze zu überschreiten, aber nichts passierte.“ Eine Lichterfelderin erzählt, dass man sich ja irgendwie an das ummauerte Berlin gewöhnt habe, aber wie wunderbar dieses plötzliche Gefühl der Freiheit gewesen sei. „Wir sind nur noch im Berliner Umland herumgefahren und haben uns alles angesehen. Und wir entdecken immer noch Neues,“ sagt sie.
In umgekehrter Richtung überquerte als erster der Schmiedemeister Otto Raymund Kempf mit einem von seinem Vater gebauten Traktor den ehemaligen Todesstreifen, Baujahr 1934. Für diesen besonderen Jubiläumstag hatte er ihn mitgebracht und ein bisschen nach Diesel riechend tuckerte er auf dem nebenliegenden Parkplatz vor sich hin. Ein großes Foto mit der Unterschrift: „So erlebten wir die Grenzöffnung 1989“ zeigt, wie er von jubelnden Menschen begleitet wird.
Auf weiteren historischen Fotos lässt sich noch die brutale Grenze erkennen. Zwischen 1961 und 1989 wurden bei dem Versuch, diese zu überwinden, mindestens 140 Menschen getötet.
Der ehemals karge Grenzstreifen ist Vergangenheit
Heute ist es hier sogar an diesem nassgrauen Novembertag alles bunt und grün. Die letzten gelben Blätter hängen noch an den Bäumen. Und für einen Moment sendet die Sonne sogar ein paar Strahlen und lässt die golden schimmern.
Noch schöner ist dieser Ort Anfang April, wenn für etwa zwei Wochen 1.100 japanische Kirschbäume erblühen. Sie in Blüte zu erleben ist ein einzigartiges Erlebnis. Und während der Blüte wird hier auch gefeiert. Die imposante Blütenpracht bietet alljährlich die Kulisse für „Hanami“, also das japanische „Blüten schauen“, um den Frühling gemeinsam mit Familie und Freunden zu begrüßen. Dabei wird gepicknickt, gelacht, getanzt und Musik gemacht.
Gespendet wurden die Bäume von rund 20.000 Japanern, die sich aus Begeisterung über den Fall der Mauer an einer Spendenaktion beteiligten, die der japanische TV-Sender Asahi ins Leben gerufen hatte. Mit ungefähr zwei Kilometern ist diese Japanische Kirschbaumallee die längste in Berlin und Brandenburg.
Fotos: Redaktion