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Fest auf der einzigen Streuobstwiese in der Region

Streuobstwiesen sind Hotspots der Artenvielfalt: Alte und junge Obstbäume teilen sich ihren Platz auf naturbelassenen Wiesen. In Stahnsdorf befindet sich die einzige ihrer Art, und am Sonntag können Gäste das Biotop auf einem Fest kennenlernen.

Hochbetagte Obstbäume stehen nur wenige Meter neben ihren jungen, kraftvollen Nachfolgern. Zwischen ihren Stämmen steht fast knietiefes Gras, und an den Wegrändern blühen Acker- und einige Gartenpflanzen. Die Streuobstwiese in Stahnsdorf am Schenkendorfer Weg kündet vom traditionellen Obstanbau, der nichts mit den heutigen Obstplantagen zur Massenproduktion gemeinsam hat. Am Sonntag (29. Mai) können Natur- und Gartenfans das normalerweise verschlossene Gelände auf dem jährlichen Streuobstwiesenfest erkunden.

Einst wurde am Rande der Dörfer das Obst in dieser Form, der sogenannten „Streulage“ angebaut, berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). In Stahnsdorf entstand die heutige Streuobstwiese auf einem früheren Rieselfeld der Berliner Stadtgüter. Im späten 19. Jahrhundert hatten Berlin und die einst eigenständigen Nachbarstädte zahlreiche Landgüter im Umland aufgekauft, um auf deren Ländereien ihr Abwasser zu verrieseln. Dies diente auch der Fruchtbarmachung der einst kargen Böden und damit einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion.

In den 1930er Jahren wurden die ersten Kirchbäume auf dem Areal am Schenkendorfer Weg gepflanzt, ab den 1950er Jahren wurde die Pflanzung um meist niederstämmige Apfelbäume ergänzt, wodurch sich die Wiese in eine Obstplantage verwandelte. Die Bewirtschaftung endete 1980, doch die Bäume blieben stehen und trugen weiterhin. Seit 27 Jahren pachtet der BUND das Gelände von den Stadtgütern, und Ehrenamtliche treffen sich an jedem zweiten Sonntag, um die Bäume zu pflegen und Obst zu ernten.

Charakteristisch ist auch auf der Stahnsdorfer Streuobstwiese die sogenannte „Zweietagennutzung“: Die jungen, hohen Obstbäume erzeugen Obst, während die alten, niedrigen Bäume Lebensraum für Vögel und Insekten bieten. Die Wiesen darunter dienen der Heugewinnung oder als Viehweide. Das Mähen – fachmännisch auch als „Mahd“ bezeichnet – übernehmen in Stahnsdorf Skudde-Schafe, die sich auf der roten Liste der bedrohten Haustierarten befinden.

Beim Streuobstwiesenfest können die Besucher bei der Schur der Schafe zusehen und an geführten Touren über das Gelände teilnehmen. Ein Imker informiert über die biologische Bienenhaltung, und ein Baumwart erläutert den korrekten Obstbaumschnitt. Hinzu kommen Kaffee und Kuchen, Würstchen vom Grill und Apfelsaft aus den Erträgen der Obstwiese. Beginn ist um 12:00 Uhr, das Ende ist für etwa 17:00 Uhr geplant. Der Eintritt ist frei. Aufgrund der Entfernung der Bushaltestellen ist ein Fahrradausflug eine Alternative. Ab dem Schenkendorfer Weg Nr. 12 B weisen Schilder den Weg zur Wiese. ph

Symbolbild: Pixabay.com