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Vandalismus –auch in Kleinmachnow

Mit dem wärmeren Wetter, häufen sich die Fälle von mutwilliger Sachbeschädigung auf öffentlichen Plätzen und im Straßenraum. An den Wochenenden endet so manche wilde Party mit Müll, Scherben und neuen Graffitis. Jüngstes Beispiel: das großflächige „Writing“ (Schriftzug) eines Fußballfans an der Schleusenbrücke.

Kleinmachnow. In Erinnerung sind den Bewohnern von Kleinmachnow gravierende Sachbeschädigungen wie die Teerattacke auf die Skulptur „Lesende
Mutter mit Kind“ oder das aus der Verankerung gerissene Treppengeländer auf dem Rathausmarkt zwischen Ärztehaus und Apotheke sowie eingeschlagene Fensterscheiben an der Hakeburg. Zerborstene Glasscheiben an Bushaltestellen, besprühte Verkehrsschilder, beklebte Ampeln und Reste von nächtlichen Partys auf Kinderspielplätzen – die Liste ist lang, und jeder Kleinmachnower könnte aus eigener Erfahrung noch weitere Fälle von Vandalismus hinzufügen.

Die Schäden belasten den Etat der Gemeinde jedes Jahr erheblich. Allein die Reinigung von Verkehrsschildern beziffert die Pressesprecherin der Gemeinde Martina Bellack mit 8.000 Euro, dazu kommen noch größere Schäden durch Graffitis an Hauswänden und Containern von ca. 5.000 Euro. Der Schriftzug an der Schleusenbrücke, den ein blindwütiger Hertha-Fan dort hinterlassen hat, wird aus Mangel an finanziellen Ressourcen nicht beseitigt werden. Der Wasser-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die in diesem Fall zuständig wäre, fehlt dafür das Geld. Von einer Strafanzeige wurde abgesehen. Ähnliche Markierungen hat dieser überaktive Hertha-Fan auf Trafohäuschen und abgestellten Marktständen und im vergangenen Jahr auch in
Wilhelmsruh hinterlassen.

Müll zieht Müll an.

Vandalismus ist ein Problem, das nicht nur in Berlin, sondern überall in der Region zu beobachten ist. Es handelt sich nicht vorrangig um ein Phänomen in sozial schwachen Wohngebieten, sondern trifft auch die gepflegten und eher wohlhabenderen Vorortgemeinden. Als Täter stehen dabei oft Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren im Fokus.Vandalismus beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Menschen. So mancher Bewohner im Ort hat sich schon die bange Frage gestellt, ob er sein Haus noch unbeschadet vorfindet, wenn er aus dem Urlaub kommt, ob der Briefkasten an Silvester wieder einmal gesprengt wird oder erneut Eier gegen die Fassade geworfen wurden.

Welche Lösungsansätze gibt es in der Gemeinde, den Vandalismus einzudämmen?

Genervte Anwohner beschweren sich immer wieder beim Ordnungsamt über laute Musik und den ruhestörenden Lärm. Das Ordnungsamt sei jedoch nicht dazu da, die Jugendlichen zu erziehen, erklärt die Gemeindesprecherin Martina Bellack. Deshalb kontrolliere ein privater Wachschutz in Kleinmachnow bestimmte „neuralgische Plätze“. Er beende, wenn nötig, die wilden Feiern an beliebten Treffpunkten der Jugendlichen, wie etwa den Kiebitzbergen oder auf dem Adam-Kuckhoff-Platz. Der Ton der Wachschutzleute sei jedoch häufig überzogen, so berichteten Jugend-
liche der Sozialarbeiterin Melanie Thalmann (Mobile Jugendarbeit).

Die Gemeinde stellt öffentliche Flächen zur Verfügung, auf denen die Sprayer sich ausdrücken können.

Aus Sicht der Jugendlichen ist es am Abend schwer, sich in Kleinmachnow zu amüsieren, wenn man sich nicht privat treffen will. Das Jugendzentrum ist nur bis 20 Uhr geöffnet, die Bolzplätze sind sonntags ganz geschlossen, und Fußballplätze stehen nur Vereinen zur Verfügung. Längere Öffnungszeiten, eine Lampe für den Basketballplatz, weitere Sitzecken oder gar ein Grillplatz stoßen auf Proteste der Anwohner. Da münden für einige Langeweile und Frust, gepaart mit Profilierungswünschen und Gruppendruck, in destruktiven Aktionen. Nicht selten spielt dabei Alkohol eine enthemmende Rolle. Bei einem Zug durch die Gemeinde wird dann aus der Gruppe heraus schnell mal bei geparkten Autos ein Rückspiegel abgeknickt oder der Lack verkratzt. Einige
Jugendliche seien über den Zaun auf ein Schulgelände geklettert und hätten auf dem Kunstrasen des Sportplatzes ein Lagerfeuer entzündet, berichtet Martina Bellack. Über Konsequenzen und Kosten zur Reparatur machen sich die Kids dabei keine Gedanken.

Doch Jugendliche ab 14 Jahren sind grundsätzlich strafmündig; hier kommt das Jugendstrafrecht zur Anwendung. Wer sich strafbar macht, muss sogar mit Jugendarrest rechnen. In den meisten Fällen kommen Minderjährige bei derartigen Delikten aber mit einer Geldstrafe oder Sozialstunden davon.

Sprayen ist nicht in erster Linie eine selbstgenügsame Aktivität, sondern zielt auf szeneinterne Anerkennung (fame) ab.

Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung bleiben häufig ergebnislos, da die Täter nicht ermittelt werden können. In einem Fall konnte ein jugendlicher Sprayer in Kleinmachnow „auf frischer Tat“ erwischt werden. Als Strafe musste er in gemeinnütziger Arbeit bereits vorhandene Graffitis entfernen.

Dennoch sind Graffitis oder Street-Art Teil der Jugendkultur geworden. Um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, legal zu sprayen, bietet der Jugendclub seit Jahren Graffiti-Kurse an. Zudem stellt die Gemeinde öffentliche Flächen zur Verfügung, auf denen die Sprayer sich ausdrücken können.

Ein weiterer Ansatz zur Prävention gegen Vandalismus ist, ein hohes Maß an Identifikation mit dem Ort auch bei Jugendlichen zu initiieren. Da hilft es, dass gemäß der Kommunalverfassung Jugendlichen bei Gemeindeangelegenheiten Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte einzuräumen sind. Nach dem Motto: Was man selber gestaltet hat, macht man nicht kaputt.

Es sei wichtig, Jugendliche zu ermuntern, ihre Wünsche und Interessen wahrzunehmen. Doch häufig sei die Schwelle für sie zu hoch, um in die jeweiligen Ausschüsse zu gehen. Oft sind ihnen zudem die behördlichen Entscheidungswege zu lang, so die Leiterin des Jugendzentrums Carat Kerstin Stein.

Die Fahrrad-Cross-Strecke hinter dem Gewerbepark Europarc Dreilinden wurde von Jugendlichen gebaut.

Ein positives Beispiel dafür findet sich im Wald hinter dem Europark Dreilinden. Hier haben Teenies selbst eine Fahrrad-Cross-Strecke gebaut, die sie weiter ausbauen, gestalten und in Ordnung halten. Der Müll, den dort gelegentlich Obdachlose oder Familien beim Picknick hinterließen, löste bei den jungen Bikern die Angst aus, dass es ihnen reflexartig angelastet werden könne, so berichtete die Sozialarbeiterin Melanie Thalmann. Wichtig sei es, auf vorschnelle Vereinfachungen zu verzichten. Über das Jugendzentrum Carat unterstützt die Gemeinde die Eigeninitiativen der Jugendlichen. Die Kids fühlen sich akzeptiert und erzählen von Unterstützung durch Rindenmulch für ihre Bahnen.

Pläne für einen Bauwagen im Rahmen einer Jugend-AG sind nie umgesetzt worden. Geplant ist jetzt ein Abenteuerspielplatz Heidefeld/Steinweg. Bleibt zu hoffen, dass solche Ansätze konsequenter eingesetzt werden und nicht an der gegenwärtigen Haushaltssperre der Gemeinde oder erneut am Protest von Anwohnern scheitern.

Text und Fotos: Ute Bönnen