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„Rathaus ist kein Familienbetrieb“

Am 16. Februar wird in Kleinmachnow ein neuer Bürgermeister gewählt. Wer wird im April ins Rathaus einziehen? Bodo Krause (CDU/FDP) oder Markus Schmidt (SPD)? Und welche Schwerpunkte setzen die beiden Kandidaten? Das Teltower Stadt-Blatt hat sie vor der Stichwahl am Sonntag zum Gespräch getroffen. Das erste Interview wurde mit Bodo Krause geführt. Am 13. Februar können Sie hier das Interview mit Markus Schmidt lesen.

Teltower Stadtblatt:Wie haben Sie den Wahlkampf bisher erlebt?

Bodo Krause: Wir sind als Kandidaten sehr zivilisiert und höflich miteinander umgegangen. Ich bin überzeugt, dass die Kleinmachnower genau das erwartet haben. Ich hätte mir gewünscht, dass in den Podiumsdiskussionen, die wir miteinander geführt haben, die Unterschiede zwischen uns stärker herausgearbeitet worden wären. In den Zielen sind wir uns alle einig. Aber die große Frage bleibt: Wie wollen und können wir sie erreichen? Ich glaube, wenn wir uns mehr mit dem „Wie“ beschäftigt hätten, das Wahlergebnis anders ausgesehen hätte.

Spüren Sie den Druck der vorgezogenen Bundestagswahlen?

Einerseits erlebe ich bei den vielen Hausbesuchen eine sehr große Freundlichkeit und Offenheit. Andererseits spüre ich, wie sich bundespolitische Themen mit kommunalpolitischen überschneiden. Und das darf nicht sein. Denn es ist eine Personenwahl, keine Parteienwahl. Als Bürgermeister ist man Hauptverwaltungsbeamter, der sehr weitgehende Neutralitätspflichten hat und keine Parteipolitik macht. Daher finde ich auch die Aussage meines Gegenkandidaten: „Das Rathaus muss in SPD-Hand bleiben“ sehr fragwürdig. Ich hoffe, dass die Kleinmachnower diese Haltung Markus Schmidt nicht durchgehen lassen. Ein Rathaus ist kein Familienbetrieb.

Welches ist ihr alleiniger Wiedererkennungswert?

Der berufliche Hintergrund, den ich mitbringe, entspricht dem, was Kleinmachnow jetzt braucht. Ich habe viel Erfahrung mit Umstrukturierungen in komplexen
Organisationen. Die finanzielle Zukunft der Gemeinde ist ungewiss, da muss man viel neu ordnen. Das kann ich. Als Manager in der Privatwirtschaft habe ich auch gelernt, mit Vorständen und Geschäftsführungen zu reden. Und das ist ein großes Plus, wenn es darum geht, Unternehmen im Europarc anzusiedeln und vor allem zu halten. Die Gemeinde hat einige große Steuerzahler verloren, die aus dem Europarc weggezogen sind und scheint nichts daraus gelernt zu haben. Man muss nicht nur mit der Verwaltungsgesellschaft reden, sondern direkt mit den Unternehmen, die sich hier angesiedelt haben. Da muss man dann als Bürgermeister auch Klinken putzen. Ich bin mir dafür nicht zu fein. Mein Gegenkandidat und ich haben sicherlich ähnliche Ziele. Aber ich habe mehr Erfahrung und Qualifikation, sie auch zu erreichen.

Was haben Sie bei den vielen Hausbesuchen über die Erwartungen der Kleinmachnower an einen neuen Bürgermeister erfahren?

Egal wie die Wahl ausgeht, der Wahlkampf war eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Wenn man als Kandidat nur Zeit für kurze Gespräche hat, sind die Themen, die die Menschen in Kleinmachnow bewegen, meist die gleichen: Wildschweine und die Finanzen der Gemeinde. Ich nehme mir aber bewusst immer auch wieder viel Zeit für einzelne Gespräche. Für den Wahlkampf bringt das wenig, aber man erfährt viel mehr darüber, wo der Schuh wirklich drückt. Ein großes Problem sind die Parkplätze, vor allem in den Gebieten, in denen Straßen umgebaut wurden, zum Beispiel in der Sommerfeldsiedlung. Dort beschädigt die Konkurrenz um Parkplätze im Extremfall sogar Nachbarschaften. Das müssen wir verhindern, das Gemeinschaftsgefühl und nachbarschaftliche Beziehungen sind eine unverzichtbare Voraussetzung für eine lebenswerte Gemeinde.

Was muss Kleinmachnow tun, um nicht zu schrumpfen?

Wenn es uns gelingt, mit der Gemeindlichen Wohnungsgesellschaft Kleinmachnow mbH – gewog – einen größeren Wohnungsbestand seniorengerecht umzubauen und an Senioren zu vergeben, die in Kleinmachnow bleiben wollen, werden Häuser frei, in die junge Familien einziehen können. Solche Maßnahmen beugen somit einer Überalterung der Gemeinde vor. Und deshalb ist es auch richtig, die Schul- und Kitakapazitäten zu erhalten.

Wie könnte die Zusammenarbeit mit Teltow und Stahnsdorf mit Ihnen als Bürgermeister aussehen?

Es gibt viele gemeinsame Projekte, die vorbildlich laufen, z. B. Brandschutz und Rettungswesen. Diese müssen wir pflegen. Bei der Wirtschaftsförderung sollten wir enger zusammenarbeiten. Wenn wir gemeinsam auftreten und uns abstimmen, zum Beispiel bei Messen oder auf Investorenportalen, können wir viel erreichen. Und wir müssen über den Tellerrand nach Berlin schauen. Die Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten, ist in Berlin durchaus gegeben. Schon jetzt ist Kleinmachnow bei den Zehlendorfern sehr beliebt. Wegen der sehr guten Einkaufsmöglichkeiten, aber auch wegen unseres sehr reichen und vielfältigen Kulturangebots. Mit den Pendlern steigt natürlich auch die Chance auf eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Foto Manfred Thomas: Bodo Krause (CDU/FDP) am 23. Januar nach dem ersten Wahlgang.