BerlinLebensartStahnsdorf

Sitz und Platz für ein gutes Miteinander

Ein Häppchen vom Abendessen und ein Schläfchen im Bett – dem Menschen tut das gut, dem Hund nicht. Immer mehr Tiere sind übergewichtig, haben schlechte Zähne oder gehorschen nicht. Das kann auf Dauer nicht nur frustrierend, sondern auch gefährlich sein.

Ein Anlaufpunkt für die Erziehung des Vierbeiners ist der Hundegebrauchsverein Berlin-Spandau/Güterfelde e. V. „Sobald Hundebesitzer ihren Welpen zu Hause haben, also ab einem Alter von 12 Wochen, können sie bei uns das Erziehungstraining starten“, sagt  Helga Sebert, Vorsitzende des Vereins. Dabei lernen die Hunde erste Grundkommandos wie „Sitz“ oder „Platz“. Außerdem überprüfen die Trainer, ob das Hundegeschirr und die Leine geeignet sind. „Optik darf dabei nur zweitrangig sein. Trägt beispielsweise ein kleiner Hund ein dickes, schweres Lederhalsband, ist das nicht gut für das Tier“, erklärt Sebert.

Vermittelt wird beim Erziehungstraining auch die richtige Einstellung zum Tier. „Es ist ganz wichtig, dass die Hundebesitzer wissen, dass der Hund gehorchen muss. Man darf ihn nicht nur bitten, etwas zu tun.“ Nicht selten erlebt die Vorsitzende des Vereins, dass Hunde heutzutage zu verzogen sind. Es ist richtig, sein Tier als Familienmitglied zu sehen, die Erziehung dürfe aber – ähnlich wie auch bei einem Kind – nicht vergessen werden.

Wenn der Verein jeden Samstag um 14:00 Uhr zum Erziehungstraining bittet, versammeln sich in der Regel 12 bis 15 Herrchen und Frauchen auf dem Gelände in Güterfelde. In kleinen Gruppen von 4-5 Hunden werden dann erste Kommandos und das richtige Laufen an der Leine geübt. Meistert ein Tier die Übung, gibt es ein kleines Leckerlie. „Wir arbeiten ausschließlich mit Motivation. Die Belohnung für den Hund ist sehr wichtig. Allerdings darf das Tier diese erst erhalten, wenn es gehorsam war“, erklärt Helga Sebert. Seinen Hund regelmäßig mit Naschereien zu verwöhnen, sei dagegen der falsche Weg. Ebenso sei es wichtig, seinem Hund beizubringen, keine Leckerlis von Fremden anzunehmen oder fremdes Futter beim Spazierengehen zu fressen. „Es kann immer sein, dass sich dahinter Giftköder verstecken.“

Nachdem alle Hunde mit ihren Herrchen und Frauchen eine Runde über den Platz gelaufen sind, schnappt sich Helga Sebert einen mit Plastikflaschen behangenen Stock. Sie läuft um den Hund herum und raschelt damit. „Der Hund hört nur das ihm fremde Geräusch, sieht aber nichts“, erklärt sie. Im Optimalfall bleibt der Hund ruhig und reagiert auf die Kommandos seiner Besitzer. Auch der Kontakt mit anderen Hunden wird geprobt. Im Slalom laufen die Tiere zusammen mit ihren Besitzern an den anderen Hunden vorbei. Obwohl teilweise nur wenige Zentimeter dazwischen liegen, bleiben die Tiere auch in dieser Stresssituation ruhig.

Das Training selbst ist immer für eine Stunde angesetzt. „Nach etwa 30 bis 35 Minuten ist die Konzentration, gerade bei jungen Hunden, nicht mehr so hoch.“ Der zweite Teil wird daher gern für ein Agility-Training genutzt. Dabei können die Vierbeiner durch Tunnel kriechen, einen Slalom-Parcour absolvieren oder ihre Balance auf der Wippe testen und sich so austoben. Die Übungen kombinieren Spaß und Erziehung. Auf Kommando springen die Tiere auf einen kleinen Tisch oder durch einen Reifen. Dazu gibt es von den Trainern regelmäßige Tips zu den Themen Ernährung, Zahnpflege oder Arztbesuche. Die Teilnehmer – sowohl Mensch als auch Tier – sind begeistert vom Erziehungstraining und der Möglichkeit, ihrem Hund erste Kommandos beibringen zu können.

Rund anderthalb Jahre können vergehen, ehe die Tiere alle Grundkommandos perfekt beherrschen. „Für den Alltag reicht dieses Training vollkommen aus“, erklärt Helga Sebert. Allerdings ist es empfehlenswert, diese weiterhin in den Tagesablauf zu integrieren und dabei nicht nachlässig zu werden. Kommt die Ansage der einzelnen Befehle nicht mehr so exakt, schleichen sich auch beim Hund kleine Fehler ein, und eine Auffrischung im Verein wird sinnvoll.

Hört der Hund dann auf die Grundkommandos, ist es möglich den Hundeführerschein im Verein zu machen und später auch, Fährtenarbeit mit dem Hund zu betreiben. Dabei wird dem Tier eine Spur aus Gegenständen gelegt. „Der Parkour kann bis zu 1.200 Meter lang sein. Die circa acht Zentimeter langen Gegenstände werden wenige Stunden zuvor auf dem Boden abgelegt, haben aber keinen eigenen Geruch“, erklärt Helga Sebert. Im Anschluß muss der Hund die Spur richtig ablaufen und dem Halter anzeigen, an welchen Stellen die Gegenstände abgelegt wurden. „Dabei sieht man, was für große Leistungen Hunde und ihre Besitzer zusammen vollbringen können.“

Kontakt: Tel.: 030 8331305, E-Mail: info@ghv-spandau.de

Text: ste/ Foto: TSB