Berlin

Intendant des Zimmertheater Steglitz: Berlinale ist auch ein Familientreffen

Vom 15. bis zum 25. Februar 2018 findet die 68. Berlinale statt. Zu diesem weltweit herausragenden internationalen Filmfestival sprach unser Redakteur Volkert Neef mit Günter Rüdiger. Der ausgebildete Schauspieler und Sänger sowie Regisseur ist Intendant und künstlerischer Leiter des Zimmertheaters in der Bornstraße in Steglitz.

Teltower Stadtblatt-Verlag: Welchen Stellenwert hat für Sie konkret die BERLINALE?

Günter Rüdiger: „Da kommen viele Aspekte zusammen. Zum einen kann man die filmischen Leistungen von Regisseuren, Schauspielern, Drehbuchautoren, Filmkomponisten, Tontechnikern, Kameraleuten und Requisiteuren bewundern. Es zeigt sich auch hier wieder: Film, und da erlaube ich mir auch das Theater und das Hörspiel zu erwähnen, ist Teamarbeit. Die Schauspieler bei der Aufzeichnung eines Hörspiels können das Beste geben, wenn der Tontechniker schlechte Arbeit abliefert, ist das Gesamtwerk verdorben. Ist nur der Kameramann gut und die Schauspieler hatten nicht ihren besten Tag, wer will sich diesen Film antun? Daher bin ich immer begeistert, wie stimmig alles bei den Berlinale-Filmen ist. Da werden ca. 400 Spitzenwerke aus aller Welt gezeigt. Auch erwähnen möchte ich, als Schauspieler und Intendant mit Wohnsitz in Berlin trifft man immer Kollegen auf der BERLINALE an, die dienstlich beim Filmfestival mitwirken. Sie stellen beispielsweise ihre Regiearbeit vor oder haben als Schauspieler in einem Film auf der BERLINALE mitgewirkt.“

Teltower Stadtblatt-Verlag: Können Sie da bitte auch einen Namen nennen in diesem Fall?

Günter Rüdiger: „Gerne. Schließlich möchte ich auch für diesen Film, in dem der Kollege mitwirkt, ein bisschen die Werbetrommel rühren, wenn Sie gestatten. In der Sparte „Perspektive Deutsches Kino“ läuft der Film „Feierabendbier.“ Regie führt Ben Brummer. Der Kollege Tilman Strauß spielt mit in diesem Werk, wo ein Barkeeper aus München, viele Nachtschwärmer und ein gestohlener Pkw im Mittelpunkt des Geschehen stehen. Mit Tilman Strauß verbinden sich wunderbare Erinnerungen; waren wir doch einst beide an der SCHAUBÜHNE in Berlin unter Vertrag. Somit kann man sagen, die BERLINALE ist auch immer so etwas wie ein Familientreffen unter Künstlern.“

Regisseur Joao Viana (c) Berlinale
Joao Viana, Regisseur von „Our Madness“. Bild: Berlinale

Teltower Stadtblatt-Verlag: Welche Filme neben „Feierabendbier“ werden Sie sich auf jeden Fall ansehen?

Günter Rüdiger: Da möchte ich zwei Werke ganz besonders erwähnen, die in der Sparte FORUM laufen. Da ist zum einen „Djamila“ zu nennen. Die Französin Aminatou Echard führt hier Regie. Usbekisch, Kirgisisch, Russisch, Englisch und Französisch sind die Sprachen in diesem Film. Der Autor Tschingis Torekulowisch Aitmatow, den man auch die „Stimme Kirgistans“ nennt, schrieb die Novelle Djamila. Die Kollegin Echard ließ sich dadurch inspirieren geht der Frage nach, wie leben aktuell heute junge Frauen in Zentralasien? Dann ist der Film „Our Madness“ noch zu erwähnen. Der Kollege Joao Viana führt hier Regie. Der Film wurde in Mosambik gedreht und eine psychiatrische Einrichtung sowie eine bestimmte Patientin stehen in diesem Spielfilm im Vordergrund. Mosambik ist ja nun nicht gerade das Land, an das man spontan denkt, wenn es um die internationale Filmwelt geht. Man sollte aber, gerade als Westeuropäer, den Kunstschaffenden aus Ländern wie Mosambik beispielsweise, auch zutrauen, Erstklassiges zu liefern auf der BERLINALE. Respekt und Neugier sind es, die mich zu „Our Madness“ gezogen haben. Leider, leider kann ich mich nicht an allen Tagen der BERLINALE widmen. Am 4. März findet unser „Kleinkunst-Cocktail“ statt. Auf der Bühne werde ich unter anderem Beppo Pohlmann, bekannt als Ensemblemitglied seinerzeit der Gebrüder Blattschuss mit ihrem Hit „Kreuzberger Nächte“ und Joachim Kehrhahn begrüßen dürfen. Bei ihm dreht sich alles um die Welt französischer Chansons und der „musica latina.“ Das bedeutet: Proben und nochmals Proben und die ganz wenige freie Zeit widme ich der BERLINALE.“

Details und weitere Informationen unter: www.berlinale.de und www.zimmertheater-steglitz.de.

Text: Volkert Neef / Foto: Zimmertheater Steglitz / Berlinale