KulturPotsdam

Schlüsselübergabe für das neue Synagogenzentrum in Potsdam

Finanzministerin Katrin Lange, Kulturministerin Manja Schüle und der technische Geschäftsführer des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen (BLB), Gerit Fischer, haben heute in Potsdam den symbolischen Schlüssel für das Synagogenzentrum an Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST), übergeben. Damit geht die Verantwortung für das Synagogenzentrum vom Land Brandenburg auf die ZWST als Träger über. Der Neubau ersetzt die in der Zeit des Nationalsozialismus zerstörte Potsdamer Synagoge. Mit dem Jüdischen Gemeindezentrum hat das Land Brandenburg einen neuen rituellen, kulturellen und sozialen Ort für die Potsdamer Gemeinden geschaffen.

Der Bau für das neue Synagogenzentrum in Potsdam wurde im August 2021 begonnen. Die Kosten für das Zentrum belaufen sich auf rund 16,5 Millionen Euro. Die Gebäudeübergabe ist baurechtlich ein wichtiger Meilenstein. Die ZWST erhält damit die Freigabe zur umfassenden Nutzung des Gebäudes.

Finanzministerin Katrin Lange, zuständig für den Landesbau, sagte: „Ich möchte heute meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass die sehr lange Vorgeschichte dieses Neubaus nun letztlich doch zu einem guten Ende kommt. Und es sieht ganz so aus! Das Synagogenzentrum war und ist für die Landesbauverwaltung natürlich alles andere als eine gewöhnliche Aufgabe. Das versteht sich, glaube ich, von selbst. Das Synagogenzentrum ist erstens eine besondere Herausforderung, zweitens eine besondere Ehre und drittens auch eine Herzensangelegenheit. Entstanden ist nun ein Gebäude, das seine Wirkung hoffentlich weit über Potsdam hinaus entfalten wird. Das Entscheidende besteht jedoch darin: Das jüdische Leben hat jetzt endlich wieder einen Platz im Zentrum der Landeshauptstadt. Es war an der Zeit!“

Kulturministerin Manja Schüle: „Die Zahl der antisemitischen Straftaten in Deutschland explodiert – wann, wenn nicht jetzt ist es höchste Zeit, Jüdinnen und Juden endlich eine sichere Heimstatt zu ermöglichen. Jüdische Mitmenschen haben seit dem 07. Oktober Angst und flüchten in die Unsichtbarkeit – wann, wenn nicht jetzt ist es höchste Zeit, jüdisches Leben endlich wieder sichtbar zu machen. Jüdinnen und Juden haben uns in den 1990er Jahren ihr Vertrauen geschenkt und Deutschland zu ihrer neuen Heimat gemacht – wann, wenn nicht jetzt ist es höchste Zeit, dass sie endlich einen Ort bekommen, der Heimat und Zuflucht ist. Deswegen ist der heutige Tag der Schlüsselübergabe so wichtig: Ab heute haben die jüdischen Gemeinden nach Jahren des Provisoriums und des Wartens einen eigenen Platz. Einen Ort der Religion, Kultur, Tradition. Einen Ort der Begegnung, des Gedenkens, der Verständigung. Insbesondere viele ältere Gemeindemitglieder sehnen sich seit langem danach, die Fertigstellung ihres religiösen und kulturellen Zentrums erleben zu können, darin zu beten, gemeinsam Gottesdienste und Feste zu feiern. Diese Synagoge ist Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar ist, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte. Und Jüdinnen und Juden gehört unsere uneingeschränkte Solidarität. Nicht nur heute.“

Aron Schuster, Direktor der ZWST: „Nach einem langen Weg freuen wir uns sehr, dass das Synagogenzentrum Potsdam nun in die Trägerschaft der ZWST übergeben wird. Der zentrale Ort, der für Jüdinnen und Juden im Herzen Potsdams geschaffen wurde, gibt der jüdischen Gemeinschaft in Zeiten großer Unsicherheit Rückhalt und bekräftigt das Versprechen, dass die jüdische Gemeinschaft trotz aller Herausforderungen auch in Brandenburg einen festen Platz in der Gesellschaft hat.“

Der Bau des Synagogenzentrums ist ein Sakralbau, der zu 100 Prozent vom Land Brandenburg finanziert wurde. Der Neubau schließt eine innerstädtische Lücke in der Schloßstraße und war nicht nur wegen der sehr beengten Platzverhältnisse eine schwierige Aufgabe. Bei der Planung des Gebäudes bedurfte es intensiver Abstimmungen mit der Denkmalpflege der Stadt Potsdam durch die historische Bebauung rund um den Neuen Markt. Das Grundwasser und die Tragfähigkeit des Bodens stellten für das voll unterkellerte Gebäude eine hohe Hürde dar. Vor dem Bau wurden archäologische Grabungen durchgeführt, bei denen Teile des alten Stadtkanals gefunden und dokumentiert wurden.

Das Synagogenzentrum ist ein Gebäude mit einem besonderen Sicherheitsstandard. Für alle Beteiligten war und ist wichtig, die Sicherheitsmaßnahmen nicht sichtbar in den Vordergrund treten zu lassen. So wird das Erdgeschoss durch eine Sicherheitsschleuse betreten. Gleichzeitig befinden sich hier die rituellen Handwaschbecken, die beim Betreten der Synagogen benutzt werden. So entstand ein angemessenes, repräsentatives Entree. Das Erdgeschoss mit Besuchercafé und Vortragsraum soll öffentlich zugänglich sein.

Neben allen deutschen Bauvorschriften mussten zusätzlich die jüdischen Regeln des koscheren Bauens eingehalten werden. So ist zum Beispiel die Shabbat-Schaltung des Aufzuges eine technische Besonderheit. Der Aufzug fährt während des Shabbats jede Etage an, ähnlich wie ein Paternoster. Das Konzept für die Mikwe, dem rituellen jüdischen Bad, stammt von Rabbiner Meir Posen aus Israel. Der weltweit renommierte Experte für den Mikwenbau überwachte und begleitete den Bau der Potsdamer Mikwe umfassend.

Foto: Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)