
Duell der Bürgermeister-Kandidaten – Claudia Eller-Funke und Andre Freymuth im Endspurt
Am 9. September lud der Heimatverein der Stadt Teltow Bürgerinnen und Bürger ein, Claudia Eller-Funke (SPD) und Andre Freymuth (CDU) zu verschiedenen Themen zu befragen. Hintergrund ist die am 28. September stattfindende Bürgermeisterwahl in Teltow, bei der der amtierende Bürgermeister Thomas Schmidt im Januar 2026 nach vierundzwanzigjähriger Amtszeit durch eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger abgelöst wird. Moderiert wurde die zweistündige Veranstaltung von Norbert Fußwinkel vom Heimatverein.
Claudia Eller-Funke dankte dem Heimatverein für die Einladung und stellte sich kurz vor: Sie ist in Nordrhein-Westfalen geboren und lebt seit Anfang 1999 in Teltow. Hier engagiert sie sich seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich – in Kita und Schule, in Vereinen und in der Kommunalpolitik. Sie hat zwei erwachsene Kinder; ihre Stationen in der Kommunalpolitik: 2014 bis 2019 Mitglied des Ortsbeirates Ruhlsdorf, 2019 bis heute Mitglied des Kreistages Potsdam-Mittelmark, u.a. bis 2024 Vorsitzende des Ausschusses für Soziales und Arbeitsförderung. Derzeit ist sie auch Stadtverordnete und Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung (SVV) Teltow sowie Vorsitzende der SPD Potsdam-Mittelmark. Im „Brotberuf“ ist sie Referatsleiterin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und bisher Führungskraft eines Teams mit etwas mehr als 100 Beschäftigten (Sicherheit, Vergabe, Kraftfahrtwesen, Botenwesen, Druckerei, Kantine, (digitales) Schriftgut, Umweltmanagement). Sie ist Verwaltungswirtin und hat einen Master Verwaltungsmanagement, langjährige Berufserfahrung in Kommune, Landes- und Bundesverwaltung. Privat liebt sie Joggen/Walken, Musik, Schwimmen, leckeres Essen und gute Gespräche mit Freundinnen und Freunden.
Andre Freymuth ist im Emsland aufgewachsen und lebt seit 2012 in Teltow und seit 2020 mit seinen zwei Kindern im OT Ruhlsdorf. Von Anfang an hat er sich hier nicht nur zuhause gefühlt, sondern auch Verantwortung übernommen: zunächst als Elternsprecher in Kita und Grundschule, später in der Kommunalpolitik. Seit 2014 bringt er seine Ideen in die Stadtpolitik ein, erst als sachkundiger Einwohner, seit 2017 als Stadtverordneter. Heute leitet er als Ortsvorsitzender der CDU Teltow und seit 2024 auch als Vorsitzender der CDU-Fraktion die politische Arbeit in unserer Stadt. Dabei ist ihm besonders wichtig, dass Teltow lebenswert bleibt und sich zugleich zukunftsorientiert entwickelt. Auch außerhalb der Politik engagiert er sich ehrenamtlich, zum Beispiel als Prüfer bei der IHK Berlin und in verschiedenen Vereinen. Andre Freymuth ist Berufssoldat und hat Wirtschaftsinformatik studiert, für ihn ein gutes Fundament, um Dinge strukturiert, lösungsorientiert und mit Weitblick anzugehen.
Die ersten Fragen hatten die Mitglieder des Heimatvereins vorbereitet und wurden von Norbert Fußwinkel gestellt.
Wie wichtig ist Ihnen der Heimatverein und das Heimatmuseum?
„Beides ist mir enorm wichtig“, betont Freymuth. „Schade ist nur, dass sich in vielen Vereinen und Initiativen vor allem Menschen aus der mittleren und älteren Generation engagieren. Wir brauchen dringend mehr junge Leute, die mit frischen Ideen und Energie nachrücken und das nicht nur hier, sondern in allen Bereichen unseres Zusammenlebens.“
Eller-Funke leitete ihre Antwort mit den Worten: „Zukunft lebt von Geschichte, Zukunft erwächst aus Herkunft“ ein. Insofern habe der Heimatverein die wichtige Aufgabe, Geschichte zu bewahren und zu zeigen, wie man früher gelebt habe und wie das Leben in der Stadt zu verschiedenen Zeiten war. Das kann auch ganz haptisch geschehen, wie zum Beispiel im zum Heimatmuseum gehörenden Waschhaus. In diesem Zusammenhang lobte auch sie die Leistung der Ehrenamtlichen, insbesondere in der Bildungsarbeit über die Zusammenarbeit Kitas und Schulen. Sie pflichtete Freymuth bei, dass Jüngere nachrücken müssten. Um diese mehr anzusprechen, müsse das Museum den Weg der Bildungsarbeit und Digitalisierung weitergehen und verstärken; Engagement entstehte durch Mitmachen.
Wie stellen Sie sich eine nachhaltige Förderung der freien Kulturarbeit in Teltow vor?
Daraufhin gab Frau Eller-Funke zu bedenken, Kultur seien ja nicht nur die großen Formate wie Rock am Kanal oder der Tag der Offenen Höfe. Kultur sei auch das gemeinsame Singen im Bürgerhaus, die Arbeit der Jugendkunstschule, Ausstellungen, Lesungen und Theaterveranstaltungen. All das sei zu erhalten und Räume zu sichern. Sie hört von allen Generationen immer wieder den Wunsch nach einem Kino, wie es eines früher gab. Sie regte an, als Wiedereinstieg einmal im Monat einen Kinoabend im Stubenrauchsaal für die verschiedenen Zielgruppen anzubieten.
Andre Freymuth machte deutlich, dass Teltow bereits über wichtige „Kulturräume“ wie das Heimatmuseum verfügt und dass dafür auch künftig die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Gleichzeitig betonte er: „Ich fände es gut, wenn wir zusätzlich ein flexibles Budget schaffen, aus dem Menschen unterstützt werden können, die hier in Teltow eigene Ideen umsetzen möchten.“ Besonders am Herzen liegt ihm, dass es mehr Räume für Kultur gibt. „Das Bürgerhaus ist großartig, aber fast immer ausgebucht. Hier will ich mich dafür einsetzen, dass wir mehr Möglichkeiten schaffen, damit Kultur in Teltow den Platz bekommt, den sie verdient.“
Wie wollen Sie den Schutz und die Weiterentwicklung historisch wertvoller Substanz gewährleisten? Damit ist der Eiskeller, die Bernadottelinde und der Gutsfriedhof in Ruhlsdorf gemeint.
Zum Thema Eiskeller erklärte Freymuth, dass bereits mit dem Land über einen Grundstückstausch verhandelt wird, damit die Fläche künftig in Teltower Hand kommt. Auch der Bernadottehof sei schon mit eingebunden. „Mir ist wichtig, dass wir den Eiskeller, die Bernadottelinde und den Gutsfriedhof als zusammenhängende Kulturgüter sichtbar machen und entsprechend kennzeichnen“, so Freymuth. Besonders drängt die Zeit beim Eiskeller: „Der Eingang beginnt bereits einzustürzen – wir müssen uns also schnell kümmern.“ Gleichzeitig betonte er, dass es dabei nicht nur um Kultur und Geschichte gehe, sondern auch um die Lebensqualität für alle: „Denn solche Orte sind immer auch wertvolle Oasen der Naherholung.“
Eller-Funke wies darauf hin, dass es auf dem Gutsfriedhof schon Gemeinschafts-Aufräumaktionen gegeben habe. Aber, und da pflichten ihr sicher viele bei, man findet diesen „Dreiklang“ nicht so leicht, zur Linde muss man sich regelrecht durch Gestrüpp schlagen. Also sei es wichtig, dass die Wege dorthin beschildert und auf die historische Bedeutung hingewiesen würde. Die Initiative zum Grundstückstausch ging vom Heimatverein und der Lokalen Agenda AG Gutspark Ruhlsdorf aus. In Gesprächen mit der Stadt und dem Land wurde der Tausch verabredet; Unterstützung gab es durch den Landtagsabgeordneten. Für den Erhalt ist die enge Zusammenarbeit und Förderung durch öffentliche Mittel zwingend. Die Bürgermeisterin hat hier eine zentrale Rolle.
Die Freiflächen unserer Gemeinden stehen durch starke Bautätigkeiten unter Druck. Welche Bedeutung hat für Sie die Teltower Landschaft, die Buschwiesen, die Hollandwiesen, die ehemaligen Rieselfelder. Wie wollen Sie diese erhalten und in die Stadtentwicklung integrieren?
Die Grünflächen sind zu erhalten, begann Claudia Eller-Funke ihre Ausführungen, wir befänden uns im Spannungsfeld „Wohnraum schaffen – Natur erhalten“. Deshalb plädiere sie, beides unter einen Hut zu bringen: dort zu verdichten, wo es sinnvoll sei und Grünflächen als aktiven Klimaschutz zu erhalten und auch zu schaffen, beispielsweise durch „Tiny Forest“, wie einer schon in der Biomalz-Fabrik existiert. Andererseits wies sie auf die soziale Komponente von Wohnraum hin. Schließlich habe Teltow nur einen Leerstand von einem Prozent und viele junge Menschen suchten bezahlbaren Wohnraum. Auch etliche Ältere würden gern in eine Wohnung mit Fahrstuhl umziehen. Exemplarisch nannte sie den Ruhlsdorfer Platz, für den derzeit ein Bebauungsplan erstellt würde.
Beim Thema S-Bahnbau durch die Buschwiesen machte Freymuth deutlich, wie wichtig ihm der Schutz von Natur und Mensch ist. „Mir geht es darum, dass wir dort vernünftige Übergänge schaffen für die Menschen, die die Wege nutzen, aber auch für die Tiere. Die Natur darf dabei nicht unnötig belastet werden.“ Auch beim Wohnungsbau hat er eine klare Haltung: „Ich bin ein Freund der Nachverdichtung. Lieber ein Stockwerk mehr als zu wenig, wenn wir schon bauen, dann auch gerne fünf- oder sechsstöckig. Aber: Zuerst sollten wir das Bestehende überarbeiten, bevor Neues entsteht.“ Besonders wichtig ist ihm dabei der Blick aufs Ganze: „Der Flächennutzungsplan darf kein Flickenteppich sein, wie in den vergangenen Jahren. Wir brauchen eine durchdachte Planung, die unsere Stadt als Ganzes im Blick hat.“
Wie sehen Sie die Rolle des bürgerschaftlichen Engagements und der Bürgerbeteiligung?
Hier stimmten die Kandidatin und der Kandidat überein, dass ohne das Ehrenamt Teltow weniger lebenswert wäre. Claudia Eller-Funke dankte allen für ihr Engagement und werde das auch weiter unterstützen. Das sehe sie als Kern ihrer Arbeit als Bürgermeisterin. Die Bürgerbeteiligung will sie stätig ausbauen und auch für einzelne Vorhaben und Ideen öffnen, so kann sich jeder mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen einbringen. Sie steht für ein künftiges Antragsrecht sowohl des Seniorenbeirates als auch des Jugendbeirates in der Stadtverordnetenversammlung.
Andre Freymuth plädierte dafür, dass man schon bei den Kindern anfangen müsse, ihnen aufzuzeigen, wie wichtig Gemeinschaft für den Einzelnen sei, um Nachwuchsproblemen beispielsweise bei der Freiwilligen Feuerwehr entgegen zu wirken. Um die Bürger mehr noch zu beteiligen, wolle er nach der Wahl pro Quartal eine Art Town-Hall-Meeting einführen, bei dem die Menschen ihre Wünsche und Sorgen äußern könnten.
Wie sehen Sie Teltow in 10 Jahren? Als Schlafstadt im Berliner Speckgürtel oder als gewachsene Stadt mit eigenem Gesicht?
Freymuth hofft auf eine saubere Stadt mit schönen Alleen, eine Wohnstadt mit Gesicht! Eller-Funke mochte den Begriff „Schlafstadt“ nicht, wer Teltow als Schlafstadt sieht, verkenne das Engagement der Menschen und Vereine für diese Stadt. Sie wünscht sich eine Stadt mit vielen Kulturangeboten und einem belebten Marktplatz. Deshalb sollte der Markt auch wieder auf dem Marktplatz umziehen. Ebenso müsse man mit Förderungsanreizen den Leerstand der Gewerbeeinheiten in der Potsdamer Straße beheben. Ein Herzensprojekt für sie ist ein Hallenbad in Kooperation vergleichbar dem beim Freibad Kiebitzberge von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Dieser Idee steht auch Freymuth positiv gegenüber.
Warum sind Sie in Ihre Partei eingetreten?
Für Claudia Eller-Funke war Auslöser der erneut aufkeimende Rechtspopulismus, um 2012 in die SPD einzutreten, die für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität stehe. Daneben war entscheidend, dass die Sozialdemokratie für eine gerechte Familienpolitik, für gelebte Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehe.
Andre Freymuth hat sich schon früh für Politik begeistert, mit gerade einmal 14 Jahren wurde er im Jugendstadtrat seiner Heimatstadt Papenburg zum Jugendbürgermeister gewählt. Drei Jahre später, mit 17, trat er der CDU bei. Er sagt selbst, dass er sich dort von Anfang an gut aufgehoben gefühlt habe. Die Werte und das christlich-demokratische Weltbild der Partei haben einfach zu ihm gepasst und tun es bis heute. Natürlich findet er nicht alles gut, was auf verschiedenen Ebenen entschieden wird aber, so sagt er, wer ist schon immer mit allem zufrieden? Für ihn ist wichtig, nicht nur zu meckern, sondern mitzugestalten. Deshalb bringt er sich aktiv ein und arbeitet mit vor Ort, nah an den Menschen.
Nach diesen offiziellen Fragen hatten die Zuhörer Gelegenheit, den Beiden noch etwas „auf den Zahn zu fühlen“.
Ein Mann wollte wissen, wie es um die Sicherheit und den Bevölkerungsschutz bestellt sei. Hintergrund war der schreckliche Brandanschlag in Berlin am Vortag, der bei 50.000 Haushalten über Stunden und Tage einen Stromausfall zur Folge hatte. Freymuth erklärte, dass es ihm ein Anliegen sei, die Polizeiwache rund um die Uhr besetzt zu haben, und dass dies durchaus realisierbar sei. Außerdem möchte er im kommenden Jahr verschiedene Veranstaltungen ins Leben rufen, um die Bürgerinnen und Bürger besser zu informieren. Denn viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass es in Teltow sogenannte „Leuchttürme“ gibt Orte, an denen Menschen im Notfall mit allem Nötigen versorgt werden. Ein Beispiel dafür ist der Stubenrauchsaal, der entsprechend ausgestattet ist.
Claudia Eller-Funke sagte, dass Teltow wie alle Kommunen über Leuchttürme, ausgestattet durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark, verfügt; Sie dienen als erste Anlaufpunkte für die Grundversorgung im Katastrophenfall (Trinkwasser, Aufwärmen, Aufladen von elektronischen, notwendigen Geräten und ähnliches). Hier heißt es in Zusammenwirken mit den Katastrophenschutzverantwortlichen ggf. bedarfsabhängig einen Ausbau umzusetzen. Hinsichtlich der Besetzung der Polizei in Teltow liegt die Verantwortung beim Innenministerium, hier käme der Bürgermeisterin eine entscheidende Rolle zu, die Sicherheitsbelange der Stadt eindringlich durchzusetzen, Führungsverantwortung, die sie bereits in ihrer bisherigen Aufgabe ausgeübt habe.
Eine weitere Frage bezog sich auf die Einnahmensituation der Stadt. Eller-Funke wies darauf hin, dass die Gewerbesteuer bereits von 320 auf 345 Prozent erhöht wurde. Sie werde sich weiter dafür einsetzen, die Wirtschaft und den Mittelstand zu fördern. Einige Einschnitte werde es geben müssen, zu betrachten ist hier immer die Einnahme- und Ausgabeseite. Grundsätzlich ist Teltow finanziell zukunftsstark. Einsparungen bei der Feuerwehr, beim Familienzentrum und dem Mehrgenerationenhaus schließt sie aus.
Thema Knesebeckbrücke nach Berlin: Wird die Brücke denn nun gebaut und wenn ja, wann? Diese Frage stellte eine Bürgerin und wies darauf hin, dass es dort schon jetzt ständig Stau gebe. Andre Freymuth konnte beruhigen: Ja, die Brücke kommt auf jeden Fall. Eigentlich hätte der Bau schon in diesem Jahr starten sollen, wurde aber auf das nächste Jahr verschoben. Während der Bauphase soll es wie bei der Ramrathbrücke eine Behelfsbrücke für Fußgänger geben, damit alle weiterhin sicher über die Strecke kommen. Ursprünglich hatte Berlin eine breitere Brücke gewünscht, was auf Teltower Seite allerdings nicht umsetzbar war. Inzwischen wurde ein guter Kompromiss gefunden: Die Brücke wird so gebaut, wie sie ursprünglich geplant war. Zusätzlich wird aber vorgesorgt, dass man künftig unter der Brücke mit dem Fahrrad durchfahren kann, so muss man die Straße nicht mehr kreuzen. Freymuth betonte außerdem, dass Teltow insgesamt ein neues, durchdachtes Verkehrskonzept brauche das schnelle Wachstum der Stadt in den letzten Jahren mache das dringend nötig. Claudia Eller-Funke ergänzte, dass dabei natürlich auch Fußgänger und Radfahrer mit einbezogen werden, um ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten.
Fotos: Elisabeth Kaufmann