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Die Brücke des Zehlendorfer Damms über den Teltowkanal in Kleinmachnow soll wieder „Badewitz-Brücke“ heißen

Die Siedlungsentwicklung der TKS-Region wurde stark durch den Bau des Teltowkanals geprägt, der ursprünglich zur Abwasserableitung der Berlin-Region, aber dann auch als Verkürzung des Schifffahrtsweges zwischen Elbe und Oder konzipiert wurde. Nach der Fertigstellung des Kanals im Dezember 1906 erhielten die zahlreichen Brücken Namen, die zumeist nach den Mitgliedern der Kanalbaukommission, deren Namen wie Stubenrauch, Knesebeck und Rammrath in der Region einen bekannten Klang haben.

Die Brücke über den Teltowkanal mit einem Lok-Schuppen für die Treidelbahn wurde bis 1906 fertiggestellt und erhielt den Namen Badewitzbrücke. Neben ihr wurde ein Lokschuppen gebaut, denn die Treidelbahnen fuhren an beiden Seiten des Kanals bis an den Machnower See, über den die Schiffe mit einer Seilzugvorrichtung gezogen wurden.

Diese Brücke des Zehlendorfer Damms über den Teltowkanal wurde im April 1945 durch Pioniere der Wehrmacht gesprengt und blockierte für Jahre den Schiffsverkehr vollständig. Gleich nach Kriegsende erlaubte eine hölzerne Behelfskonstruktion auf der zerstörten Brücke den Einwohnern und insbesondere den Schülern der Weinbergschule ins Alten Dorf zu gehen.

Nach dem Abriss der Brücke-Ruine wurde eine hölzerne Fußgängerbrücke mit Mittelpfeiler im Kanal errichtet. Diese Behelfskonstruktion erhielt 1950 durch Gemeindevertreter­beschluss den Namen Friedensbrücke. Zehn Jahre später kamen der Mauerbau und die deutsche Teilung und die Sperrung des Schiffsverkehrs auf dem Teltowkanal.

Mitte der 1970er Jahre verhandelten Ost und West über die Wiedereröffnung des Schiffsverkehrs auf dem Teltowkanal, um das Kraftwerk in Lichterfelde mit Öl zu versorgen. Vorbereitend für diese Maßnahme und zugunsten einer besseren Erreichung der Neuen Hakeburg auf dem Seeberg, die mittlerweile als Gästehaus der DDR-Regierung umgestaltet war, wurde eine ca. 2,5 m breite Stahlkonstruktion ohne einen Mittelpfeiler im Kanal errichtet, die aber nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen war. Abe damit konnte der Schiffsverkehr auf dem Teltowkanal zwischen der DDR und Westberlin am 20.11.1981 eröffnet werden.

Nach dem Fall der Mauer 1989 wuchs der Druck, alle historischen Verkehrswege zu reaktivieren. Die Philipp-Müller Allee wurde in Zehlendorfer Damm rückbenannt und das alte Pflaster durch eine Bitumenschicht ersetzt. Die historische Landesstraße L 77 führt nun über eine neue Brücke mit 60 t Traglast direkt nach Stahnsdorf, nachdem die „Friedensbrücke“ abgerissen worden war. Im Volksmund wurden alle Brücken an dieser Stelle über den Teltowkanal „Friedensbrücke“ genannt. Aber es gab keinen offiziellen Beschluss für eine Namensgebung. Allein der Gemeindevertreterbeschluss von 1950 bezog sich auf die Holzkonstruktion für Fußgänger, die nun schon 40 Jahre der Vergangenheit angehörte.

Warum aber nun heute die Rückbesinnung auf Dr. Gottfried von Badewitz? Die Siedlungs-Entwicklung von Kleinmachnow und des ganzen Südens von Groß-Berlin ist eng mit dem Bau des Teltowkanals (1900-1906) verbunden. Landrat Ernst von Stubenrauch gebührt das Verdienst, die Realisierung des Kanalprojektes politisch vorangetrieben und ermöglicht zu haben. Der Teltowkanal hat überregionale Bedeutung als Vorfluter für den Süden Berlins und als Verkürzung der Schiffsverbindung zwischen Elbe und Oder. Der damalige Kreis Teltow hat dafür rund 40 Mio. RM aus eigenem Aufkommen aufgebracht, obwohl dies eigentlich Aufgabe der Reichsregierung war.

Historisches Geländer der Badewitzbrücke (2020) Foto: Axel Mueller

Als Stellvertreter des Landrates und mitgestaltender Kopf hat Dr. Gottfried Badewitz diese Idee mit umgesetzt, indem durch Anleihen bei der Kreissparkasse, den Verkauf von Wertpapieren, den Erwerb von Grundstücken und die Erhebung einer Kanalsteuer, d.h. einer Grundsteuer für Immobilien in Nähe des Kanals, die Finanzierung dieses Jahrhundert-Bauwerkes ermöglicht wurde. Zur Würdigung der ehrenamtlichen Leistungen von Dr. Gottfried Badewitz mit großen wirtschaftlichen Erfolgen für Land und Leute erhielt die erste Brücke oberhalb der Machnower Schleuse den Namen Badewitz-Brücke. Und 1914 wurde Gottfried von Badewitz in den erblichen Adelsstand erhoben, ein kaiserliche Maßnahme, die er bislang ausgeschlagen hatte. Dank der Aktivitäten des Heimat- und Kulturvereins Kleinmachnow konnte ein originaler Rest der historischen Badewitzbrücke gesichert und an der L77 als kleines Denkmal aufgestellt werden.

Text und Fotos: Axel Mueller