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Die Nutzung des Deutschland-Tickets nimmt zu – aber kaum im ländlichen Raum

Das Deutschland-Ticket erfreut sich weiterhin einer hohen Nachfrage und Nutzung – Das berichtet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV). In den Sommerferienmonaten Juli und August nutzten monatlich rund 10 Millionen Fahrgäste das bundesweite Nahverkehrsabonnement. Damit hat sich die Nutzung des D-Tickets gegenüber den Monaten Mai (9 Millionen Nutzerinnen und Nutzer) und Juni (9,6 Millionen Nutzerinnen und Nutzer) weiter erhöht. Die Verkaufszahlen blieben im dritten und vierten Monat seit Einführung des Tickets konstant.

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Wir sehen, dass sich die erste große Verkaufswelle, die es zur Einführung des Deutschland-Tickets gab, in den Folgemonaten nun etwas abgeschwächt hat. Das ist allerdings bei einem Abo-Angebot wie dem D-Ticket ein Stück weit normal, denn viele Kundinnen und Kunden haben das Ticket zu Beginn gekauft und lassen es monatlich einfach weiterlaufen. Dennoch sehen wir als Branche noch einiges an Potenzial für weitere Fahrgastzuwächse: In erster Linie sind die hier rund drei Millionen Studierenden zu nennen, für die es leider nach wie vor keine politische Lösung für ein bundesweit einheitliches Deutschland-Ticket gibt. Zudem verlief die Umstellung bzw. Neubestellung von Jobtickets in den Unternehmen zwar anfänglich sehr gut, ließ aber über die Ferienmonate und in der Urlaubszeit entsprechend nach. Hier gehen wir ab September von einem Anstieg an Neuabschlüssen und Umstellungen aus.“

Neukundenanteil im Juli bei 8 %, Umsteiger aus bestehenden Abos zögerlich
Die Ergebnisse der bundesweiten Marktforschung zum Deutschland-Ticket, die der VDV im Auftrag von Bund und Ländern koordiniert, bestätigen im aktuell vorliegenden Juli-Bericht die ersten Zahlen aus Juni: Von den Käuferinnen und Käufern des Deutschland-Tickets sind 42 % Personen, die schon vorher ein ÖPNV-Abo hatten. 47 % sind sogenannte Neuabonnentinnen und Abonnenten, die zwar vorher auch Bus und Bahn genutzt haben, aber nun mit dem Deutschland-Ticket erstmals ein Abo abgeschlossen haben. 8 % der Käuferinnen und Käufer sind Neukundinnen  und –kunden die den ÖPNV vorher nicht genutzt haben (3 % machten keine Angaben). „Wir rechnen damit, dass vor allem Fahrgäste, die heute noch ein anderes ÖPNV-Abo besitzen und erstmal die Entwicklung beim D-Ticket abwarten wollen, nach der Urlaubszeit sukzessive wechseln werden. Dafür wäre aber eine möglichst zeitnahe Einigung von Bund und Ländern über die Anschlussfinanzierung des Tickets in den kommenden Jahren dringend geboten. Denn solange nicht klar ist, dass die Finanzierung und damit der Fortbestand des Deutschland-Tickets gesichert sind, zögern viele Kundinnen und Kunden noch. Außerdem sind für die Stammkunden offenbar die bestehenden Zusatznutzen ihrer jetzigen Abos, wie etwa Übertragbarkeit und Mitnahmeregelung ein entscheidender Punkt, um nicht zum Deutschland-Ticket zu wechseln. Dafür müssen wir als Branche gemeinsam mit der Politik eine Lösung finden, also ein um entsprechende Zusatznutzen weiterentwickeltes Deutschland-Ticket“, so Ingo Wortmann.

Das Deutschland-Ticket wird weiterhin überwiegend digital gekauft.

Fast zwei von drei Deutschland-Tickets wurden digital über eine Website (42 %) oder eine App (23 %) bestellt, damit bleibt das D-Ticket ein weit überwiegend digital gekauftes Angebot. Erstmals lassen sich aus der Marktforschung auch Ergebnisse zur Verkehrsverlagerung ableiten: Rund 5 % aller Fahrten mit dem Deutschland-Ticket wären ohne das Ticket mit dem Auto unternommen worden. Auch zu den unterschiedlichen Besitzquoten in Ballungsräumen und ländlichen Räumen liegen erste valide Erkenntnisse vor: In den Metropolen und Großstädten besitzen 20 – 30 % der Befragten ein Deutschland-Ticket, obwohl auch hier für die großen Kundengruppen der Studierenden und Schülerinnen und Schüler häufig noch kein Angebot besteht. In Kleinstädten und dörflichen Regionen besitzen dagegen derzeit nur knapp 6 % der Befragten ein Deutschland-Ticket. „Das zeigt einmal mehr, dass ein günstiges ÖPNV-Ticket allein nicht ausreicht, um die Menschen zum Kauf und damit zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Das gelingt nur, wenn das Angebot vor Ort attraktiv genug ist. Deshalb muss nach dem Deutschland-Ticket nun zügig das Deutschland-Angebot für den ÖPNV folgen“, so Wortmann.

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