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Ein Abend für Walter Janka

Der Heimatverein Kleinmachnow und Die Brücke Kleinmachnow Kunstverein e.V. erinnerten am 27. April in einer Gedenkveranstaltung mit Lesung und Musik an den Widerstandskämpfer und ehemaligen Leiter des Aufbau-Verlages Walter Janka. Im Mittelpunkt der ausverkauften Veranstaltung im Landarbeiterhaus stand die Zeit seiner Inhaftierung Ende 1956 und der spätere Schauprozess, den Walter Ulbricht inszenierte.

Der Verleger und Dramaturg Walter Janka verbrachte die zweite Hälfte seines Lebens in Kleinmachnow und wurde hier 1994 begraben. Der sächsische Arbeitersohn engagierte sich früh gegen den aufkommenden deutschen Faschismus, erlitt Verfolgung, Gefängnis und Konzentrationslager, kämpfte in den Internationalen Brigaden gegen den spanischen Franco-Faschismus und war im mexikanischen Exil. Als Leiter des Ostberliner Aufbau-Verlages war er unter anderem für die erste deutsche Thomas-Mann-Gesamtausgabe nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Nach einem Schauprozess zu einer Haftstrafe verurteilt, musste ihn die DDR-Regierung aufgrund internationaler Proteste nach drei Jahren Haft vorzeitig entlassen und rehabilitieren. Als Dramaturg bei der DEFA wirkte er an bedeutenden Filmprojekten mit. Im Oktober 1989 erschien sein Erinnerungsbuch »Schwierigkeiten mit der Wahrheit«, das zu einem Meilenstein der gesellschaftlichen Wende wurde.

In diesem Haus in Kleinmachnow lebte Walter Janka bis zu seinem Tod im Jahr 1994. Heute liegt er auf dem Waldfriedhof begraben.

In der Veranstaltung des Heimatvereins von Kleinmachnow lasen Robert Glatzeder und Damineh Hoijat eindrucksvoll aus Jankas späterer Schilderung der Verhöre durch die Staatssicherheit 1956, seines Prozesses und den anschließenden Haftbedingungen in Hohenschönhausen und Bautzen.

Ein ausführlicher Bericht über die Lesung im Kleinmachnower Landarbeiterhaus ist in der Juni-Ausgabe von lokal.report zu lesen.

Fotos: Ute Bönnen