Teltow

Adé Schandflecke: Neue Wohnquartiere entstehen rund um den Ruhlsdorfer Platz

Als am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands braucht Teltow dringend Wohnraum. Das rasante Wachstum, der Zuzug von jungen Familien, Akademikern und Fachkräften sowie die unmittelbare Nachbarschaft zu Berlin machen den Ort auch für Investoren höchst interessant – die wiederum bringen Kapital nach Teltow. Es wird also höchste Zeit, verwahrloste Relikte aus DDR-Zeiten und leerstehende Bebauungen aus der Nachwendezeit verschwinden zu lassen, um attraktiven Wohnungsbauvorhaben Platz zu machen.

Bereits abgerissen ist das Gebäude des ehemaligen Rewe-Marktes an der Ruhlsdorfer Straße. Hier entsteht das Neubaugebiet „Teltow Leben“. Auf dem über 4.000 Quadratmeter großen Areal werden Eigentumswohnungen zur Eigennutzung und als Kapitalanlage für die Vermietung gebaut. Umgesetzt wird das Bauvorhaben von der Fuchs+Partner GmbH aus Kleinmachnow. „In zwei Mehrfamilienhäusern entstehen 60 Zwei- bis Vierraumwohnungen mit Wohnflächen von circa 48 bis 126 Quadratmetern. Die gehobene Ausstattung wird ähnlich sein wie in unserer Wohnanlage „Teltow Wohnen“ in der Elbestraße/Ecke Iserstraße“, berichtet Geschäftsführer Uwe Fuchs. Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar, von der Tiefgarage aus führen großzügige Fahrstühle bis in den sechsten Stock der Wohnhäuser. Mit geschmackvoll angelegten Grünanlagen, repräsentativen Hauseingängen, großen Balkonen und Terrassen soll „Teltow Leben“ die Ruhlsdorfer Straße auch optisch attraktiver machen. Die Fertigstellung des Neubaus ist für das Frühjahr 2019 geplant.

So soll das Neubaugebiet „Teltow Leben“ schon bald an der Ruhlsdorfer Straße aussehen.

Nur einige Schritte weiter, direkt neben der Kirche, soll ebenfalls ein neues Wohnquartier entstehen. Auf der Freifläche in der Ruhlsdorfer Straße/Ecke Gonfreville-Straße plant die in Münster ansässige Grimm-Gruppe das „Quartier am Kirchplatz“. Auf drei Baufeldern sollen 36 Eigentumswohnungen, eine Townhouse-Siedlung mit insgesamt 24 Objekten sowie 76 Mietwohnungen entstehen. Offene, loftartige Grundrisse bringen städtisches Flair in die Wohnanlage. Für ausreichend Parkplätze sorgen Tiefgaragen, die Townhouses erhalten je einen Außenstellplatz.

Die Kaufhalle ist schon lange Geschichte

Ein Anwärter auf den Titel „Verlassene Orte in Teltow“ war lange Zeit die ehemalige Kaufhalle in der Albert-Wiebach-Straße. Nur wenige Hundert Meter vom Ruhlsdorfer Platz entfernt, wo auch noch nach der Wende Menschen aus dem Viertel ihren Einkauf tätigten, beherrschten jahrzehntelang Wildwuchs und ein marodes Gebäude das Bild. Die Kaufhalle ist Geschichte, die Zukunft des gut 5.000 Quadratmeter großen Areals sieht rosig aus. Hier baut die Teltower Wohnungsbaugenossenschaft eG zwei Wohnhäuser mit Kolonaden im Innenhof. Insgesamt 55 barrierearme Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 4.028 Quadratmetern und eine Gewerbeeinheit mit 108 Quadratmetern sollen der Planung nach Anfang 2019 bezugsfertig sein. Die Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen bieten auf bis zu 100 Quadratmetern ausreichend Platz für Singles, Paare und Familien. Die Dreiraumwohnungen verfügen über eine Dachterrasse, die anderen Wohnungen über Balkone oder Terrassen mit Garten. Tiefgaragenplätze sollen zudem die Parkplatzsituation in der Albert-Wiebach-Straße entlasten.

Direkt an der Ruhlsdorfer Straße/Ecke Mahlower Straße soll in den kommenden vier bis fünf Jahren ein weiterer Neubau mit etwa 100 Wohnungen entstehen. Vor dem ehemaligen Burger-King-Schnellrestaurant möchte die TWG eG der bisher brachliegenden Fläche neues Leben einhauchen. Hier soll barrierefreier Wohnraum mit moderaten Mietpreisen geschaffen werden, von dem in Zukunft insbesondere Normalverdiener, Studenten und Senioren profitieren werden.

Wohnen und einkaufen am Kreisverkehr

Vom Ruhlsdorfer Platz aus in Richtung Berlin, an der Schönower Straße/Ecke Lichterfelder Allee, baut der deutsch-schwedische Bauträger Bonava (früher NCC) einen Gebäudeblock aus sechs zusammenhängenden Mehrfamilienhäusern. Auf der Fläche am Kreisverkehr, auf der bisher Zirkusse und Schausteller gastierten, entstehen 136 Mietwohnungen und etwa 500 Quadratmeter Gewerbefläche im Erdgeschoss. Die Wohnungen bieten jeweils rund 53 bis 99 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf zwei, drei oder vier Zimmer sowie einen Balkon. Das erste Obergeschoss wird komplett barrierefrei gestaltet, alle vier Stockwerke werden per Aufzug erreichbar sein. Insgesamt entstehen an der Schönower Straße etwa 9.500 Quadratmeter neue Wohnfläche. Die Fertigstellung ist für das erste Quartal 2019 anvisiert. Die Vermietung wird frühestens Mitte 2018 anlaufen.

Ehemaliges Burger-Restaurant verwahrlost zusehends

Ein Schandfleck wird uns am Ruhlsdorfer Platz trotz der vielen Bauvorhaben wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Nach zweieinhalb Jahren Leerstand wurde 2015 die ehemalige Filiale des US-Fastfood-Giganten „Burger King“ in der Mahlower Straße verkauft. Der neue Investor und Betreiber plante, dort erneut ein Restaurant zu eröffnen – diesmal sollten Nudelgerichte und Burger auf der Speisekarte stehen. Doch es passiert nichts. Zwar wurden der Innenbereich zögerlich umgebaut und bereits Logos angebracht, seitdem aber ruhen alle Aktivitäten. Warum es keine weiteren Baumaßnahmen und keine Eröffnung gibt, konnte auch der damals für den Verkauf zuständige Immobilienmakler auf Nachfrage der Redaktion nicht sagen. Und so werden wir uns wohl mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass zwar attraktive Wohnquartiere gebaut werden, eine Lösung für das verwahrlost wirkende und mit Schmierereien „verschönte“ Schnellrestaurant aber so schnell nicht gefunden wird.

Insgesamt hält der Bauboom in Teltow an. 2017 wurden insgesamt 455 Bauanträge gestellt. Bis Jahresende zählte Teltow 26.767 Einwohner.

 

Text: pst/ Grafiken: Fuchs + Partner GmbH