
Jugend fragt – Wohin am Wochenende und am Abend?
Laut einer Jugendbefragung wünschensich Kinder und Jugendliche in Kleinmachnow mehr frei zugängliche Treffpunkte. Das derzeitige Angebot ist alles andere als zufriedenstellend.
Es ist eine der schönsten Jahreszeiten im Jahr, es ist lange hell, und viele nutzen die langen Abende für Gartenfeste und ein geselliges Beisammensein. Anders stellt sich die Situation für Kinder und Jugend-liche im Ort dar. Wer sich als Heranwachsender am Abend oder Wochenende mit seinen Freunden im öffentlichen Raum treffen will, der hat in der Gemeinde keine große Auswahl. Auf der Suche nach ungestörten Treffpunkten werden Bushäuschen, Parkbänke und Kinderspielplätze „umfunktioniert“ und okkupiert. Viele Anwohner sind entnervt, wenn dann am Abend noch Gelächter, Musik und lautes Gequatsche die nachbarschaftliche Ruhe stört. Um beliebte Treffpunkte für Jugendliche unattraktiv zu machen, wurden in der Vergangenheit Sitzmöglichkeiten mit Überdachungen wie am Machnower See und der Boltzplatz an der Schleuse demontiert. Das Jugendzentrum Carat wird am Wochenende und an Feiertagen erst gar nicht geöffnet und ist in der Woche ab 20:00 Uhr geschlossen. Auch die Sportplätze bleiben geschlossen und sind neben den Schulen nur für Vereine zugänglich. Die Einhaltung der Mittagsruhe und Abendruhe wird an den Spiel- und Sportplätzen unübersehbar angemahnt.
Eine Befragung durch die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit unter 357 Kindern und Jugendlichen von Mai 2024 bis April 2025 hat nun ergeben, dass eine Mehrheit die möglichen Treffpunkte an Spiel- und Sportplätzen vorrangig am Wochenende und den Feiertagen nutzt. Ganz oben auf der Rangliste liegt der Spielplatz am Rathausmarkt (46,1 Prozent), der rund um die Uhr frei zugänglich ist, gefolgt vom Basketballplatz am Carat (38,9 Prozent) und dem Basketballplatz an der Schleuse (31,6 Prozent) – beide sind in den Sommermonaten ab 21:00 Uhr geschlossen. Der Skatepark in Dreilinden liegt mit 25,4 Prozent ebenfalls weit oben in der Beliebtheitsskala der Jugendlichen.

Im Gegensatz zu den Möglichkeiten in Berlin und den umliegenden Kommunen sind die Nutzungsangebote der Sportplätze in Kleinmachnow nach Schulschluss eingeschränkt. Da ist noch viel Luft nach oben, um den Interessen der Teenies, die sich mehrheitlich mehr offene Sportmöglichkeiten gewünscht haben, gerecht zu werden. Was fehlt, sind beispielsweise Calisthenics-Einrichtungen, Tischtennisplätze und andere Fitnessmöglichkeiten für Jugendliche im öffentlichen Raum, die man spontan, ohne Mitgliedschaft in einem Verein, nutzen kann. In Teltow wurde im März dieses Jahres, nach Wünschen der Kinder- und Jugendkonferenz, mittlerweile eine zweite offene Sportanlage dieser Art eröffnet. Auch im Lissabonpark im benachbarten Zehlendorf hat man die Freizeitmöglichkeiten für heranwachsende durch einen Skatepark mit Kletterwand und Calisthenics-Geräten kürzlich erweitert. Ein bescheidener, aber positiver Ansatz in Kleinmachnow ist das offene Sportangebot für Kinder und Jugendliche in der alten Sporthalle der Maxim-Gorki-Gesamtschule. Mittwochs von 17:00 bis 19:00 Uhr können Kinder ab 13 Jahren hier spontan und ohne weitere Verpflichtung vorbeischauen. Das Team der Mobilen Jugendarbeit bietet, ohne Leistungsdruck und offen für die Vorschläge der Kinder, Spaß an Sport und Bewegung an. Jugendliche haben gleichzeitig ein großes Bedürfnis, ohne Kontrolle und Vorgaben gemeinsam „abhängen“ zu können. Solche Freiräume sind für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung Heranwachsender wichtig. Der gemeinsame Spaß, die Lust auf einen spontanen „Kick“ und Grenzüberschreitungen strapazieren jedoch immer wieder die Toleranz der Erwachsenen. Graffiti, Kronkorken und leere Flaschen sind gerade auf Spielplätzen ein großes Ärgernis und gleichzeitig eine Gefahr für kleine Kinder. Der Spielplatz am Rathausmarkt ist ein weiteres gutes Beispiel für das Dilemma. Die wenigen Spielgeräte, der gepolsterte Bodenbelag und der Sandkasten sind für kleinere Kinder gedacht. Eine altersgerechte Ausstattung für ältere Kinder und Jugendliche fehlt seit Jahren. Konflikte sind an solchen Spielplätzen, wie hier am Rathausmarkt, vorprogrammiert. Eltern mit kleinen Kindern beanspruchen die Nutzung der Geräte für die Kleinen, ältere Kinder und Jugendliche fühlen sich gestört, wenn sie die Klettergerüste gleichzeitig zum gemeinsamen Chillen nutzen, und vielen Anwohnern ist der Platz ohnehin ein Dorn im Auge. Die „Gelbe Titte“, wie der kleine Spielplatz am Waldrand hinter der Senvital-Residenz unter den Jugendlichen genannt wird, ist aktuell gesperrt. Anwohner hatten darauf hingewiesen, dass der Sandkasten dort voller Glasscherben und komplett vermüllt sei. Die Beseitigung der Schäden kostet die Gemeinde jährlich viel Geld. Dennoch bedarf es der Freiräume, kreativer Ideen, gegenseitiger Toleranz und eines Austausches, um die Situation gerade jetzt in den Sommermonaten nicht zu verschärfen und auch dieser Altersgruppe gerecht zu werden.

Ein positives Beispiel für einen, in Eigeninitiative der Jugendlichen, selbst gestalteten Treffpunkt, der auch von der mobilen Jugendarbeit in Kleinmachnow unterstützt wird, ist die Crossstrecke und Skaterbahn am Waldrand von Dreilinden. Die Kids achten selbst darauf, dass sich dort kein Müll sammelt, gestalten ihre Crosshindernisse eigenständig und haben hier einen Ort, an dem sie sich ungestört treffen können. Die Umfrage unter den Jugendlichen ergab, dass sich eine Mehrheit mehr Sitzplätze, möglichst auch mit Tischen wünscht. Wichtig wäre ihnen auch eine Überdachung, die vor Regen schützt als auch Schattenplätze bietet. Zudem sollten die Spielplätze beleuchtet werden, damit man sie im Winter auch nach Einbruch der Dunkelheit nutzen kann. In der Gemeindevertretungssitzung wurden die seit langem geäußerten Wünsche der Kinder und Jugendlichen endlich durch einen Antrag der Fraktion von B90/Grüne als Tagesordnungspunkt aufgegriffen. Auch in der Verwaltung hat man nach den Ergebnissen der Jugendbefragung reagiert und arbeitet mit Mitarbeitern der Jugendarbeit an einem Konzept, das die Wünsche der Kinder und Jugendlichen stärker berücksichtigen soll. Dieser wird dann zunächst einmal im zugehörigen Ausschuss erörtert werden. Wir können gespannt sein, zu welchen Zugeständnissen und finanziellen Mitteln die Gemeinde bereit ist und ob dabei die Ideen der jungen Leute berücksichtigt werden. Nur indem junge Menschen mit ihren berechtigten Anliegen öffentlich wahrgenommen werden und sie selbst auch mitgestalten können, kann ein Beitrag zu einer jugendgerechten kommunalen Gesamtgestaltung geleistet werden.
Fotos: Ute Bönnen