Garnisonkirche Potsdam startet neues Bildungsprojekt
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und des Endes des Zweiten Weltkriegs initiiert die Garnisonkirche Potsdam das Bildungsprojekt „Gemeinsam für ein ‚Nie wieder‘“. Ziel des Projekts ist es, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich mit den Verbrechen der NS-Zeit auseinanderzusetzen und die Bedeutung von Toleranz, Menschenwürde und Menschenrechte für die Gegenwart zu reflektieren.
Das Projekt beginnt im Januar und Februar 2025 mit Schüler-Workshops, die auf der derzeit in der Nagelkreuzkapelle gezeigten Ausstellung „AugenZeugen – Überlebensgeschichten der Shoa“ basieren. Diese 90-minütigen Workshops vermitteln Einblicke in das Leben von Holocaust-Überlebenden und setzen sich gezielt mit Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinander. Durch Reflexion und Diskussion werden die Teilnehmenden für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sensibilisiert.
An der Planung und Umsetzung ist neben der Bildungsreferentin Hana Hlásková auch der studentischer Praktikant Maxim Thomschke beteiligt. Beide werden die Workshops aktiv begleitet und die Schüler im Lernprozess unterstützen. Bisher sind Klassen aus dem Humboldt-Gymnasium, der Voltaireschule und dem Hannah-Arendt-Gymnasium angemeldet. Insgesamt plant die Stiftung Garnisonkirche Potsdam mit 200 Schülerinnen und Schülern.
Den Höhepunkt des Bildungsprojekts bildet dann im April 2025 die Begegnung mit dem Holocaust-Überlebenden George Shefi, der aus seinem Leben berichtet und einen direkten Zugang zur Geschichte eröffnet. Nach dem Zeitzeugengespräch werden die Teilnehmenden in einer kurzen kreativen Einheit angeregt, ihre Eindrücke zu verarbeiten, um nachhaltiges Lernen und persönliches Engagement zu fördern.
Das Projekt verbindet historische Bildung mit emotionalem Lernen und schafft ein Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung, damit die Botschaft „Nie wieder“ auch in Zukunft lebendig bleibt.
George Shefi, geboren 1931, erlebte als Siebenjähriger die Reichspogromnacht 1938 in Berlin-Schöneberg. 1939 schickte ihn seine Mutter, Marie Spiegelglas, mit dem Kindertransport nach Großbritannien, um ihn vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu schützen. Es war das letzte Mal, dass George seine Mutter sah – Marie wurde 1943 in Auschwitz ermordet, sein Vater überlebte durch Flucht nach Australien. In England fand George eine unterstützende Pflegefamilie, lebte später in den USA und wanderte 1948 nach Israel aus, wo er in die Marine eintrat, und eine Familie gründete. Seit Jahren engagiert sich Shefi als Zeitzeuge, berichtet über sein Leben während der NS-Zeit und sensibilisiert junge Menschen für die Verbrechen des Holocaust. Für sein Engagement erhielt er den Verdienstorden Brandenburgs (2019) und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2024). Er ist Teil der Ausstellung „AugenZeugen – Überlebensgeschichten der Shoa“.
Foto: Garnisonkirche Potsdam