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Ein großes Projekt mit noch vielen Baustellen

Am 13. März lud die Deutsche Bahn (DB) die Telwer Bürger ins Rathaus ein, um im Rahmen einer Informationsveranstaltung die geplante Verlängerung der S-Bahn von Teltow Stadt nach Stahnsdorf, Sputendorfer Straße vorzustellen. Marius Hertzer, Projektleiter, und Ole Grassow, Stakeholdermanagement/Projektkommunikation, standen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.

Bei einem Popkonzert hätte man von einem ausverkauften Haus gesprochen. So war es auch beim Informationsabend der Deutschen Bahn (DB) am 13. März in Teltow. Schon lange bevor die DB mit ihrer Präsentation über die geplante Verlängerung der S-Bahn-Strecke vom bisherigen Endpunkt Teltow Stadt nach Stahnsdorf begann, waren alle Plätze im geräumigen Stubenrauch-Saal des Teltower Rathauses besetzt. Eilends wurden weitere Stühle in den Raum gestellt, und auch diese waren im Nu besetzt. Ein Zeichen dafür, dass die Teltower dem geplanten Ausbau mit Interesse und, wie sich in der Diskussion herausstellte, auch mit einer gewissen Sorge entgegensehen. Die Vertreter der DB hatten sich gut und lange auf dieses Treffen vorbereitet und gaben sich alle Mühe, über eine große Leinwand ausführlich über das geplante Projekt zu informieren. Marius Hertzer, Projektleiter der DB InfraGO AG, führte souverän durch den Abend und erläuterte die Ziele des Infrastrukturprogramms i2030. Berlin und Brandenburg bilden einen eng verflochtenen Lebens- und Wirtschaftsraum. Der gemeinsame Landesentwicklungsplan sieht für die Hauptstadtregion in den kommenden Jahren ein weiteres Wachstum entlang der bestehenden Hauptverkehrskorridore und Schienenachsen vor. Schon heute pendeln täglich 300.000 Fahrgäste zwischen Berlin und Brandenburg zur Arbeit. Für 10,6 Milliarden Euro soll das Schienennetz der Region bis 2030 zukunftsfähig gemacht werden. Teil dieses Vorhabens ist die Anbindung der Gemeinde Stahnsdorf an das Berliner S-Bahn-Netz.

Allein für die Haltestelle Iserstraße gibt es drei verschiedene Planungsbeispiele.

Zweigleisig oder eingleisig?

Das Projekt S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf befindet sich noch in der Vorplanung, in der die technische und rechtliche Machbarkeit untersucht, die umwelt- und naturschutzrechtlichen Vorgaben geprüft, erste Kosten- und Zeitschätzungen erstellt und Nutzen-Kosten-Untersuchungen durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden die Kampfmittelsondierungen und Baugrunduntersuchungen an den Schwerpunkten ohne Auffälligkeiten abgeschlossen.

Schnell wurde an diesem Abend klar, dass bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2032 noch viele Unklarheiten beseitigt werden müssen. So ist noch nicht entschieden ob es zwischen den Bahnhöfen Teltow, Iserstraße und Stahnsdorf, Sputendorfer Straße eine durchgehende Zweigleisigkeit oder einen eingleisigen Abschnitt geben wird.„Zweigleisig ist immer besser, kostet aber auch mehr“, erklärte Projektsprecher Ole Grassow. Um jedoch einen möglichst reibungslosen Zugverkehr zu gewährleisten, wird der Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Südende und Lichterfelde Ost zweigleisig ausgebaut. Offen ist auch noch, ob der zehn Meter breite und 152,5 Meter lange Haltepunkt Iserstraße auf Teltower oder Stahnsdorfer Seite gebaut wird.

Marius Hertzer, Projektleiter der DB InfraGO AG, stellte das Projekt sehr souverän vor.

Ein Bahnhof, drei Möglichkeiten


Für den Bahnhof an der Iserstraße werden derzeit drei Varianten untersucht. Hauptgrund dafür ist, dass hier der Grundwasserspiegel deutlich über den ursprünglich angenommenen Werten liegt. So könnte die Haltestelle in einem Trog entstehen, ebenerdig oder angehoben in der sogenannten Ebene +1, wie bei der Berliner Stadtbahn. Die Trogvariante ist derzeit die unwahrscheinlichste Variante, da sie das Gesamtprojekt um 80 Millionen Euro auf Gesamtkosten von 400 Millionen Euro verteuern würde. Diese Mehrkosten würden, wie Ole Grassow betonte, das gesamte Projekt gefährden und es möglicherweise nicht mehr förderfähig machen. (Finanziert wird die S-Bahn-Verlängerung zu 75 % vom Bund und zu 25 % vom Land).

Beim Haltepunkt Stahnsdorf soll der Bahnsteig möglichst nahe an die Sputendorfer Straße herangeführt werden. Hier wird die Höhe der Bahnsteige geprüft. So hoch wie möglich, um eine möglichst barrierefreie Anbindung an die Sputendorfer Straße und den parallel verlaufenden Busbahnhof mit P+R-Platz zu erreichen oder den Bahnsteig in Tieflage zu belassen, mit dem Ziel ein Zugangsbauwerk zu vereinfachen, wenn ein östlicher Zugang realisiert wird. Letztere Variante wird von der Gemeinde Stahnsdorf favorisiert. Der Ostzugang an der Suptendorfer Haltestelle wird generell als Nord-Süd Durchstich geplant. Am Endpunkt Stahnsdorf, südlich der Streckengleise und unmittelbar westlich der L77, ist eine Abstellanlage für vier Vollzüge mit je acht Wagen und einer Länge von 148 m vorgesehen. Die Lage der Anlage wurde auf Wunsch der Gemeinde Stahnsdorf nach Süden ausgerichtet.

Die 1. Beigeordnete Beate Rietz und Bürgermeister Thomas Schmidt mußten zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantworten.

Neuartige Lärmschutzwände

Die DB bevorzugt die bereits in den 1930er Jahren festgelegte Trasse, die seit fast 100 Jahren für eine Verlängerung freigehalten wird. Und obwohl diese nur durch unbebautes Gebiet führt, sind die Bedenken der Bevölkerung nicht geringer. Der Konzern weiß offenbar um die Sensibilität der Teltower und Stahnsdorfer, wenn es um Buschwiesen und Pappelwäldchen geht, und um die Angst, dass Teltows Grünflächen zerschnitten werden könnten. Im Bereich der Buschwiesen sind laut DB drei Querungen vorgesehen. Weiterhin wurde mitgeteilt, dass nach Auswertung erster Informationen und der fast abgeschlossenen faunistischen Planungsanalyse keine dezidiert schützenswerten Arten vorhanden sind. Dies stieß bei einigen Anwesenden auf Skepsis. Ebenso die Tatsache, dass offenbar keine Wildbrücken erforderlich sind. Zum Thema Lärmschutz will die Bahn passive und aktive Lärmschutzmaßnahmen mit neuartigen, zum Teil vier Meter hohen, absorbierenden Lärmschutzwänden umsetzen


Wird die Iserstraße zur Sackgasse?

Viel Informationsbedarf gab es auch zum Thema Haltepunkt Iserstraße. Die Stadt Teltow will auf keinen Fall, dass durch den S-Bahnhof zwei Sackgassen entstehen. Darin sind sich alle Fraktionen einig. Auch das Bahnhofsumfeld, für das die Kommune zuständig ist, will man zukunftsweisend gestalten. War beim heutigen S-Bahnhof Teltow Stadt das Thema P+R bestimmend, so wird beim neuen Bahnhof das Thema Bike+Ride eine wichtige Rolle spielen, so Bürgermeister Thomas Schmidt. Auf die Frage nach den Ausgleichsflächen, die im Rahmen dieses Projektes geschaffen werden, antwortete die Erste Beigeordnete Beate Rietz, dass die Stadt eine genaue Übersicht über alle Bauvorhaben führe und diese online für jeden Interessierten einsehbar sei.

Am 20. März will die DB ds Projekt auch im Stahnsdorfer Gemeindezentrum vorstellen. Läuft alles nach Plan, könnte man ab 2032 schnell und bequem von Stahnsdorf bis in die Berliner Innenstadt fahren, ohne umzusteigen. Für die vielen Pendler im Stubenrauch-Saal am Mittwochabend die wichtigste Nachricht.

Fotos: Redaktion