Frieden für alle – Das Krippenspiel als Familientradition in Kleinmachnow
Am 20. und 21. Dezember findet im Heizhaus auf dem Seeberg in Kleinmachnow wieder das „Krippenspiel im Stall” der Familie Heinke statt. Die Weihnachtsgeschichte wird ganz traditionell und musikalisch von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern dargeboten. Seit 100 Jahren auf der Bühne, seit 15 Jahren in Kleinmachnow.
Es ist Heiligabend. In den Häusern glimmen Lichter, und die Familien bereiten sich auf den Gottesdienst vor. Die Kinder sind voller Erwartung – heute dürfen sie wieder beim Krippenspiel mitwirken, wie schon im Jahr zuvor. In ihren Kostümen murmeln sie leise ihre Texte, die Augen glänzen, als könnten sie den Stall von Bethlehem schon erahnen. Bald dürfen sie vor Publikum auftreten. Doch haben Sie sich je gefragt, woher diese liebgewonnene Tradition eigentlich stammt?
Das erste Krippenspiel wurde vor über achthundert Jahren aufgeführt – vom heiligen Franz von Assisi, dem Begründer des Ordens der Minderbrüder. Er war nicht dessen Erfinder, wohl aber sein Erneuerer, der es zu dem machte, was es bis heute ist. Entstanden aus den mittelalterlichen Mysterienspielen – jenen religiösen Darstellungen, die einst in Kirchen und später auf Marktplätzen Szenen der Bibel lebendig werden ließen – brachte Franz von Assisi 1223 im italienischen Greccio zum ersten Mal eine „lebende Krippe mit Menschen und Tieren“ auf die Bühne. Was damals als gewagt, ja skandalös galt, ist heute fester Bestandteil kirchlicher Gemeinden. Das Spiel verband das Heilige mit dem Volkstümlichen, passte sich den Farben und Klängen der Regionen an.
In katholischen Gegenden blieb das Krippenspiel stets lebendig, während es in den protestantischen Ländern zur Zeit der Reformation mancherorts in Vergessenheit geriet. Auch in unserer Region wird das Krippenspiel vielerorts aufgeführt. Besonders bezaubernd ist die musikalische Darstellung der Weihnachtsgeschichte durch Erwachsene, Jugendliche und Kinder im Heizhaus auf dem Seeberg in Kleinmachnow.
Am 20. und 21. Dezember verwandelt sich der Aufführungsraum – mit Strohballen, alten Holzpaletten und originalen Requisiten – in den „Stall von Bethlehem“. Dieses „Krippenspiel im Stall“ ist Teil einer langen Familientradition der Familie Heinke. Sie führt es seit über 100 Jahren auf – seit 16 Jahren in Kleinmachnow. „Das Krippenspiel wurde einst in Berlin von meiner Urgroßmutter begründet. Seit 1918 ist es fester Bestandteil unserer Familie und wird von Generation zu Generation weitergegeben“, erzählt Christiane Heinke, Sängerin und Leiterin des Weihnachtsspiels. Nach dem Krieg führte ihre Großmutter das Spiel in Flensburg, Pinneberg und Hannover im heimischen Wohnzimmer fort. 1978 übernahm Heinkes Mutter die Regie. Als die Familie 1982 in den Vorharz zog und dort in Jerze die alte Scheune des Gutshauses Sälzer entdeckte, fand das Krippenspiel für 25 Jahre ein neues Zuhause. Bis zu neun Aufführungen jährlich lockten rund 3.000 Besucher pro Saison. Und über all die Jahrzehnte blieb die Botschaft dieselbe: „Wir bringen Frieden für alle.“ Im Dezember erscheint zudem ein Buch, das die Geschichte dieses Spiels in der Familie Heinke erzählt. Es enthält Erinnerungen, Anekdoten und kleine Geschichten ehemaliger Darstellerinnen und Darsteller sowie Rezepte und viele Fotos.
Foto: Sebastian Latzke
