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„Schmutzige Eisbälle“ am Nachthimmel

Unzählige Körper aus Eis, Staub und gefrorenen Gasen – sozusagen die Reste, die bei der Planetenentstehung übriggeblieben sind – geistern durch unser Sonnensystem. Nur wenn sie sich der Sonne nähern, werden sie sichtbar. Momentan sind zwei dieser Kometen am Nachthimmel zu beobachten. Wer Glück hat, entdeckt sogar einen mit dem Feldstecher.

Dass unser Sonnensystem aus der Sonne, Monden und Planeten besteht, weiß jedes Kind. Daneben gibt es aber eine viel größere Anzahl an kleinen Objekten, die teils auf Bahnen zwischen Mars und Jupiter – im Asteroidengürtel – ihre Bahnen ziehen und andere, die sich in weit größerer Entfernung, jenseits der Bahn von Neptun oder Pluto, aufhalten. Manche von ihnen entfernen sich aus ihrem Ursprungsort, dem Kuipergürtel oder der Oortschen Wolke, und ziehen eine Bahn durchs Sonnensystem, bei der sie sich der Sonne nähern und danach wieder entfernen. Die Wärme und der Sonnenwind, der ständig Partikel ins Weltall bläst, sorgen dann dafür, dass Stoffe, aus denen die Kometen bestehen, ausgasen und von der Sonne aus weggeblasen werden. Um den Kern bildet sich eine Hülle aus Gas und Staub – die so genannte Koma – und man sieht dann den typischen Kometenschweif. Je nach Richtung erkennt man ihn seitlich oder nur von vorn als verschwommenen Fleck, der die Sicht auf den eigentlichen Kern versperrt. Auf der anderen Seite führt die Schweifbildung dazu, dass der Komet oft überhaupt erst entdeckt wird. Der Komet C/2025 R2 (SWAN) wurde erst kürzlich entdeckt, und zwar am 11. September von einem ukrainischen Astronomen, der ihn auf Fotos von einem Instrument der SOHO-Raumsonde fand. Dass man ihn so kurzfristig entdeckte mag daran liegen, dass er sich möglicherweise hinter der Sonne oder ganz dicht neben ihr befand. Jetzt ist er bei klarem Himmel am Südwesthorizont zu sehen und kann in dunkler Umgebung über dem Horizont beobachtet werden. Ein Fernglas oder eine Kamera mit lichtstarkem Teleobjektiv sollten genügen.

Hier eine Aufnahme, die gestern von Stahnsdorf aus gemacht wurde:

Man erkennt zwischen den Sternen einen schwachen, hellgrünen Fleck, der noch bis Ende Oktober sichtbar bleiben wird, dabei aber seine Position verändert, indem er am Himmel noch etwas höher steigt und sich weiter Richtung Süden bewegt. Am Montag wird SWAN der Erde am nächsten kommen, er fliegt dann in einer Entfernung von 40 Millionen Kilometern an uns vorbei. Bereits am 12. September, einen Tag nach seiner Entdeckung, kam dieser Komet, der aus der Oortschen Wolke weit draußen stammt, auf seiner elliptischen Bahn der Sonne am nächsten, er war halb so weit von ihr entfernt wie die Erde. Im Gegensatz zu Komet Atlas, der sich momentan der Erde nähert, aber für uns nicht beobachtbar ist, ist er kein interstellares Objekt (und kommt ganz sicher nicht von Außerirdischen), er ist ein Körper unseres Sonnensystems, der in langen Intervallen wiederkehrt.

Ein anderer Komet namens C/2025 A6 (Lemmon) lässt sich jedoch leichter beobachten. Er steht höher am Himmel (unter dem Großen Wagen bzw. in der Nähe davon), aber um ihn zu sehen, muss man früh aufstehen. Am Morgenhimmel kann man ihn dann mit dem Fernglas am Nordwesthimmel als milchigen Schweifstern erkennen. Möglicherweise könnte er in den nächsten Tagen sogar so hell werden, dass man ihn mit bloßem Auge sehen kann – falls der Sonnenwind nicht zu viel von seinem Material davonbläst.

Um die Position der Kometen am Himmel zu finden, können kostenlose Apps helfen, die den zur jeweiligen Zeit sichtbaren Sternhimmel zeigen. Viele haben auch eine Suchfunktion. Also viel Glück beim Beobachten! Und noch eins: Der Aberglaube, dass Kometen Unheil bringen, ist schon lange widerlegt. Ob die gleichzeitig auftretenden Sternschnuppenschauer der „Orioniden“ tatsächlich Glück bringen, darf ebenso bezweifelt werden. Erfreuen wir uns doch lieber am Anblick der kosmischen Besucher, die aus den Fernen des Weltalls zu uns kommen.

Fotos: Wikipedia Commons (Titelbild) und Mario Kacner