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Aktiv für Denkmalpflege und Kultur – 25 Jahre Förderverein Südwestkirchhof Stahnsdorf e. V.

Mit europaweit fast 400 Mitgliedern gehört der ­Förderverein des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs zu den ­größten Vereinen in unserer Region. Vor über 25 Jahren – am 10. Januar 2000 – wurde er gegründet und hat ­seither nicht nur viel für die Erhaltung und Pflege des Friedhofs geleistet, sondern auch dazu beigetragen, aus dem historisch bedeutenden Ort ein kulturelles Highlight mit einer Ausstrahlung weit über Berlin und Brandenburg hinaus zu machen. Grund genug, die ­wertvolle Arbeit des Vereins gebührend zu würdigen.

Sieben Personen waren nötig, um den Verein gründen zu können – allen voran Olaf Ihlefeldt, der umtriebige Friedhofsverwalter. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zehn Jahren gemeinsam mit seinen Mitarbeitern begonnen, dem teilweise verwilderten Friedhof wieder sein ursprüngliches Aussehen zurückzugeben. Darüber hinaus verfolgte er die Idee, den Ort auch als Kulturort zu etablieren und ihn so wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken. Viele Leute wussten damals nicht, dass es sich beim Südwestkirchhof nicht nur um einen Ruhe- und Gedenkort, sondern auch um ein besonders wertvolles Beispiel preußischer Gartenarchitektur von historisch einmaliger Bedeutung handelt. Man kann dort neben kunstvollen Grabdenkmälern und einer sehenswerten norwegischen Holzkirche auch besonders zahlreiche Ruhestätten bekannter Persönlichkeiten entdecken.

Nachdem Ihlefeldt seit 1991 Konzerte, Führungen und Lesungen in Eigeninitiative veranstaltet hatte, wurde es Ende der 90er Jahre immer dringender, die Aktivitäten auf eine breitere Basis zu stellen. Ehrenamtliche Mithilfe bei Veranstaltungen wurde ebenso benötigt wie Unterstützung bei denkmalpflegerischen und gärtnerischen Arbeiten, und nicht zuletzt waren finanzielle Mittel für diese Maßnahmen willkommen. Dazu muss man wissen, dass der Friedhof zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gehört und deren Zuschüsse jedes Jahr neu beantragt werden müssen. Gerade in Zeiten knapper werdender kirchlicher Haushaltsmittel eine etwas unberechenbare Situation. Umso willkommener sind die Spenden, die über den Verein in die Friedhofskasse gelangen sowie die Eintrittsgelder bei Veranstaltungen, denn der Aufwand für Denkmalschutz und Grabpflege ist enorm kostenintensiv. Schließlich zahlt niemand mehr für historische Grabstätten (das älteste Grab von 1909 ist noch erhalten), gepflegt werden müssen sie aber schon, genauso wie die Wege und Bepflanzungen. Neben den Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen sind daher Spenden bei Trauerfeiern, finanzielle Unterstützung durch die Untere Denkmalschutzbehörde und von Förderern wie der Sparkasse Stahnsdorf sehr willkommen. Der Mitgliedsbeitrag beim Förderverein beträgt nur 30 Euro jährlich, aber die meisten Unterstützer geben freiwillig mehr.

Infogebäude am Friedhofseingang.

Zu Beginn hatte der Verein vor allem mit Problemen zu kämpfen, die durch Vandalismus und Diebstahl verursacht wurden. Besonders bitter bleibt der Vorfall im Gedächtnis, wo die Kupfereindeckung von den Mausoleumsdächern gestohlen wurde. Glücklicherweise zeigte sich der Denkmalschutz kompromissbereit, so dass Zink als Ersatz genehmigt wurde und dadurch viel Geld gespart werden konnte. Vorfälle dieser Art haben aber in den letzten Jahren nachgelassen, ­berichtet ­Ihlefeldt, und auch die Verwüstung durch tierische Besucher hat abgenommen, seitdem das Gelände wirksam eingezäunt wurde. So kann der Verein sich wieder mehr seinen ursprünglichen Aufgaben widmen: Förderung des Denkmalschutzes, Herstellung und Verteilung von Broschüren, Sicherung der Brunnen, Bau von Unterständen, Veranstaltung von Führungen und Vorträgen sowie Konzerten, Betreuung des Infohäuschens im Eingangsbereich an Wochenenden, ­fachspezifischer Austausch mit internationalen Partnervereinen und vieles mehr. Ein umfangreiches Programm für die Mitglieder, die zum Teil weit weg wohnen und nur einen finanziellen Beitrag leisten können. Das Durchschnittsalter der Vereinsmitglieder beträgt 61 Jahre – Nachwuchs wird also dringend gesucht!

Nun feiert der Förderverein des Südwestkirchhofs in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen – Grund genug, das bereits umfangreiche und beliebte Veranstaltungsprogramm noch einmal zu erweitern. So wird das Angebot durch Fahrradführungen, abendliche und naturkundliche Rundgänge ergänzt. Ab Mai finden wieder regelmäßig Konzerte statt – diesmal mehr als sonst, und auch mit besonders hörenswerten Ensembles. Den Höhepunkt bildet das Jubiläumsfest am 12. Juli, an einem Termin, der aus Witterungsgründen viel besser geeignet ist als der eigentliche Gründungstag. Das bisher noch geheime Programm wird rechtzeitig auf der Website veröffentlicht, genauso wie die Festschrift. Zur ersten Kulturnacht im Jahr 2003 kamen dreitausend Gäste, so viele könnten möglicherweise auch zum Jubiläumsfest kommen. Da wäre es sehr hilfreich, wenn sich genug Freiwillige fänden, die an diesem Tag bei der Betreuung helfen. Der Förderverein wird sicher jede Hilfe gern annehmen – und vielleicht finden sich ja dann auch Leute, die an der Vereinsarbeit Gefallen finden und dem Förderverein beitreten. Wie bei allen Vereinen in der Region ist es auch für den Förderverein Südwestkirchhof Stahnsdorf e. V. schwierig, den Vorstand immer wieder neu zu besetzen, da Berufstätige kaum Zeit haben, sich intensiver mit dessen verantwortungsvollen Tätigkeiten zu befassen. Dabei gäbe es hier so viele kreative Betätigungsfelder und vor allen Dingen eine Friedhofsverwaltung, die für Vorschläge und neue Ideen jederzeit ein offenes Ohr hat. Olaf Ihlefeldt und sein Team sind dankbar für jegliche Art von Beiträgen und Unterstützung.

Vom Förderverein denkmalgerecht restaurierte Anlage mit Brunnen und Fischteichen.

Das diesjährige Jubiläum ist ganz gewiss eine passende Gelegenheit, nicht nur die wertvolle Arbeit des Vereins zu würdigen, sondern auch etwas zur Erhaltung dieses ganz besonderen Kulturorts beizutragen. Schließlich ist es einer der wenigen Orte in der Umgebung, die in ihrer Bedeutung und Funktion weit über die Region ausstrahlen und es daher verdienen, gepflegt und erhalten zu werden. „Ein Stück märkischen Waldes, parkartig behandelt, die Gräberplätze weit auseinander, herrlich, schön, friedlich.“ Treffender, als es der Schriftsteller Victor Klemperer formuliert hat, könnte man die herausragende Stellung des Südwestkirchhofs nicht ausdrücken.

Fotos: Mario Kacner