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Nachts mit Bus und Bahn nach Hause – Potsdam schwächelt im Städtevergleich

Nach Restaurant-, Theater- oder Clubbesuch am Wochenende bequem und zuverlässig mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen, ist nicht überall in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Der ADAC hat dazu erstmals insgesamt 100 Nahverkehrs-Verbindungen in 20 Großstädten unter die Lupe genommen – darunter auch Potsdam. Das Ergebnis: Während die Hälfte der Städte mit einem guten bis sehr guten Service punkten konnte, weist die brandenburgische Landeshauptstadt für ihr Nachtangebot nur eine eingeschränkte Anbindung ins Umland auf und landet damit auf einem der vier hinteren Plätze.

In der Untersuchung konzentrierte sich der ADAC auf 20 Großstädte zwischen 100.000 und 1 Million Einwohner in ganz Deutschland und wählte als Zielorte jeweils fünf Umlandgemeinden mit jungem Bevölkerungsschwerpunkt aus. Geprüft wurde das Nahverkehrsangebot an einem Samstagabend in zwei Zeitfenstern: einem größeren zwischen 23.30 und 2.30 Uhr und einem kleineren zwischen 23.30 und 0.30 Uhr. Das kleinere ist vor allem für Jugendliche unter 18 Jahren relevant, denen von Gesetz wegen ab 24 Uhr der Aufenthalt in Gaststätten ohne Begleitung eines Erwachsenen nicht gestattet ist. Bewertet wurden nicht nur die Anzahl der Verbindungen in den jeweiligen Zeitfenstern, sondern auch Umstiege, Reisezeit und Fußwege bis zum Zielort für eine jeweils beispielhaft untersuchte Verbindung.

Schwieriger Heimweg für Jugendliche

Für Potsdam nahm der ADAC die Verbindungen nach Bergholz-Rehbrücke, Ludwigsfelde, Michendorf, Neuseddin und Werder (Havel) unter die Lupe. Ausgerechnet in dem für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren relevanten Zeitfenster (23.30-0.30 Uhr) war der Heimweg vom Potsdamer Hauptbahnhof schwierig. Nur drei der fünf bewerteten Zielorte konnten erreicht werden und das ausschließlich mit Umstiegen.

Keine Verbindungen in diesem Zeitfenster gab es nach Michendorf und Neuseddin. Nach Bergholz-Rehbrücke eine (insgesamt 18 Minuten), nach Werder (Havel) immerhin zwei Verbindungen. Besonders nach Ludwigsfelde war die Anreise mit zwei Umstiegen und einer Gesamtreisezeit von rund 90 Minuten alles andere als attraktiv.

Im Zeitraum von 0.30 bis 2.30 Uhr sah das Angebot besser aus. Außer Ludwigsfelde waren alle Zielorte erreichbar. Nachtschwärmer mussten sich dann allerdings auf jeweils eine Verbindung in diesem Zeitfenster verlassen. Nach Bergholz-Rehbrücke gab es immerhin zwei Verbindungen, nach Werder (Havel) konnte man zwischen vier Verbindungen wählen.

Obwohl im gesamten Zeitfenster zwischen 23.30 bis 2.30 Uhr alle Zielorte erreicht werden konnten, ist die Anzahl der Verbindungen nach Einschätzung des ADAC insgesamt zu gering. Als weiteren Kritikpunkt fiel dem ADAC im Test für Potsdam auf, dass die elektronische Fahrplanauskunft nicht durchgängig zuverlässig funktioniert und nicht alle möglichen Verbindungen bzw. Schienenersatzverkehre angezeigt wurden.

Potsdam unter den Schlusslichtern

In der Untersuchung der 20 Großstädte vergab der ADAC das Urteil „sehr gut“ an Augsburg, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Hannover, die auch nachts mit einem umfangreichen Nahverkehrs-Service überzeugten. Ein „gut“ in der Bewertung erhielten Koblenz, Leipzig, Mannheim, Nürnberg und Stuttgart. Weniger gut sieht es bei der anderen Hälfte aus: Drei Städte (Kassel, Saarbrücken, Trier) erhielten ein „ausreichend“. Die vier Schlusslichter wiesen eine eingeschränkte (Lübeck, Osnabrück, Potsdam) bis lückenhafte (Erfurt) Anbindung ans Umland auf.

Der ADAC empfiehlt Nachtschwärmern, vor der Heimfahrt mit Bus und Bahn zu prüfen, ob es aktuelle Fahrplanänderungen wie Schienenersatzverkehr, Umleitungen oder Haltestellensperrungen gibt. Hilfreich bei der Verbindungssuche ist auch, unterschiedliche Informationsquellen (ÖPNV-App und -Homepage, Navigationsdienste) zu nutzen und verschiedene Kombinationen aus Start- und Zielhaltestelle einzugeben.

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