Aquaristik für Einsteiger: Tipps für das erste Aquarium
Ein eigenes Aquarium ist ein faszinierendes Unterwasserparadies in den heimischen vier Wänden. Doch gerade zu Beginn muss man sich erst einmal mit einigen zentralen Fragen beschäftigen: Wie groß sollte das Aquarium sein? Wo stelle ich es auf? Welche Technik ist notwendig? Und wie viel Zeit kann und sollte ich für die regelmäßige Wartung und Pflege einplanen? Wenn man einige grundlegende Punkte beachtet, kann dies der Einstieg in ein faszinierendes Hobby sein.
In 1,6 Millionen Haushalten in Deutschland stehen nach Erhebungen der beiden Branchenverbände IVH und ZZF insgesamt etwa 2 Millionen Aquarien. Diese Anzahl hat sich über die Jahre kaum verändert. Geht man also davon aus, dass jedes Jahr einige Aquarianer ihr Hobby aufgeben, kommt ungefähr eine gleich große Menge neuer Interessierter hinzu. Oft sind das auch Wiedereinsteiger, also etwa Eltern, die selbst als Kind mal ein Aquarium hatten. Schon vor der Anschaffung eines neuen Aquariums sollten sich Einsteiger Gedanken machen, was ihre genauen Pläne sind: Welche Fische sollen einziehen oder vielleicht sogar nur Pflanzen? Habe ich bereits Gestaltungsideen im Kopf? Das beeinflusst die Entscheidung, wie groß das Aquarium mindestens werden muss, welche Art von Technik ich benötige und nicht zuletzt, wie viel Zeit ich für die Umsetzung und Pflege brauche. Im Zoofachhandel findet man gerade für den Aquaristikbereich kompetente Ansprechpartner. Über Interessierte freuen sich immer auch örtliche Aquaristikvereine und beraten gern bei anfallenden Fragen. Hier eine Übersicht vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V. zu Vereinen in der Nähe.
Größere Aquarien haben stabilere Wasserwerte
Am beliebtesten sind in Deutschland mit etwa 30 Prozent Aquarien mit einem Volumen zwischen 60 und 120 Litern. Aquarien mit 30 bis 60, 120 bis 200 oder über 200 Litern Fassungsvermögen sind mit je 20 Prozent fast gleichauf vertreten. Für Matthias Wiesensee, Vizepräsident des VDA, ist die Wahl eines größeren Aquariums ab 100 Litern für Anfänger zu empfehlen: „Es ist ein Fehlschluss, dass ein kleines Aquarium auch gleichzeitig leichter zu pflegen wäre oder weniger Aufwand bedeuten würde. Eher ist das Gegenteil der Fall: In einem 100-Liter-Aquarium sind die Wasserwerte deutlich stabiler, da kleine Veränderungen bei der größeren Wassermenge leichter ausgeglichen werden. Ein größeres Aquarium verzeiht mehr und sorgt dafür, dass kleinere Fehler nicht direkt zum Problem werden. Weniger als 60 Liter würde ich für Anfänger nicht empfehlen – generell sollten Fische nach einem Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft nur in Aquarien mit mindestens 54 Litern Volumen und 60 Zentimetern Kantenlänge gehalten werden.“

Der richtige Standort
Neben der Größe eines Aquariums hat auch der Standort Einfluss auf das Wohlergehen der Fische und Pflanzen. „Wichtig ist, dass man direkte Sonneneinstrahlung möglichst vermeidet, denn diese fördert das Algenwachstum im Aquarium und kann die Temperatur beeinflussen“, so Wiesensee. Zudem sollte das Becken stabil auf einer ebenen Fläche stehen. Aquarien sowie geeignete Unterschränke für die verschiedenen Aquariengrößen gibt es etwa im Zoofachhandel. Am Standort sollten außerdem ausreichend Steckdosen für die Aquarientechnik vorhanden sein.
Notwendige Aquarientechnik
Es sollte einem immer bewusst sein, dass ein Aquarium ein geschlossenes Ökosystem ist, das nur mit unserer Unterstützung und ständigen Kontrolle als Lebensraum für die tierischen und pflanzlichen Bewohner erhalten werden kann. Daher geht es nicht ohne Technik und Know-how. Damit sich Fische und Pflanzen wohlfühlen, ist ein Aquarienfilter unentbehrlich, der das Wasser umwälzen kann: „Bei kleineren Becken eignet sich oft ein Innenfilter, ab 100 Litern Volumen ist ein Außenfilter aber häufig effizienter“, so der Experte. Außerdem notwendig sind eine Beleuchtung, die auch das Pflanzenwachstum reguliert, und eine Heizung, die dauerhaft die optimalen Temperaturen für die Bewohner gewährleistet. Ebenso wichtig ist die Messung von Temperatur, pH-Wert, Wasserhärte und Nitritgehalt. Tropfenwassertests oder Teststreifen sind im Zoofachhandel erhältlich.
Einrichtung und Einlaufphase
Nach der Einrichtung der Technik kann ein geeigneter Bodengrund für die geplanten Fische und Pflanzen eingefüllt werden, der in einer Höhe von fünf Zentimetern den Grund des Aquariums bedeckt. Ob die Arten beispielsweise Soil, also gebrannte Erde, Sand oder Kies bevorzugen, kann ebenfalls bereits vorab im Zoofachhandel erfragt werden. Auch Rückzugsorte, Dekoration und Pflanzen kann man dann bereits platzieren. Schnellwachsende Arten wie Wasserpest helfen in der Anfangsphase, überschüssige Nährstoffe aufzunehmen und so das Algenwachstum zu reduzieren. „Bevor Fische einziehen, sollte man das Aquarium allerdings erst einmal drei bis vier Wochen laufen lassen“, so Wiesensee. „In dieser Zeit bildet sich eine Bakterienkultur in Filter und Boden, die wichtig für ein stabiles Ökosystem ist.“

Besatz passend zur Aquariengröße
Ein häufiger Anfängerfehler ist, zu viele Fische in einem Aquarium zusammenzubringen. Eine Faustformel besagt, dass pro Liter Wasser ein Zentimeter ausgewachsener Fische gehalten werden kann. Bei einem 60-Liter-Aquarium wären das entsprechend etwa 15 Fische von vier Zentimetern Länge – für einen 50 Zentimeter-Fisch wäre ein solches Becken aber natürlich trotzdem zu klein. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man also lieber einmal bei Experten in den Aquaristikvereinen nachfragen. Diese können zudem dabei beraten, welche Fische zusammen gehalten werden können.
Regelmäßige Pflege und Wartung
Ist das Aquarium erst einmal eingerichtet, gelten für alle Aquariengrößen ähnliche Pflegeaufgaben. „Wir empfehlen, dass man wöchentlich etwa 30 Prozent des Wassers austauschen sollte. Das hilft dabei, die Wasserwerte im Gleichgewicht zu halten und beispielsweise Futterreste, Ausscheidungen der Tiere oder Dünger zu entfernen. Dabei kann man auch den Mulm, also die schlammigen Rückstände am Boden des Aquariums, absaugen – allerdings nur teilweise, da zu große Eingriffe die Bakterienstämme gefährden könnten“, erklärt Wiesensee. „Der Filter sollte etwa alle vier bis sechs Wochen und die Scheiben des Aquariums nach Bedarf gereinigt werden.“ Zudem sollte man die Gesundheit seiner Fische im Blick behalten, also ob diese Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder Verletzungen oder Verfärbungen sichtbar sind. Außerdem sollten Aquarianer regelmäßig die Wasserwerte prüfen. Dabei können auch smarte Geräte helfen, die eine Benachrichtigung ans Smartphone schicken, wenn es beispielsweise hinsichtlich Temperatur oder pH-Wert größere Abweichungen vom Normalwert gibt.
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