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FDP Oberhavel gedachte Fritz Elsas

Christian Erhardt-Maciejewski, Kreistagsmitglied der FDP im Landkreis Oberhavel und zugleich ehrenamtlicher Generalsekretär der Brandenburger Liberalen, lud die Medienvertreter am 8. Januar ein, einen Ort des Grauens zu betreten. Im KZ Oranienburg-Sachsenhausen gedachte man des 72. Todestages von Fritz Elsas, der 1890 in Cannstatt geboren wurde.

Im Jahre 1912 promovierte Elsas zum Doktor der Staatswissenschaften und war bei der Stuttgarter Handelskammer tätig. Dr. Fritz Elsas entwickelte ein System der Nahrungsmittelversorgung. Schnell diente es im damaligen Kaiserreich als Vorbild. Im Jahre 1919 trat er in die DDP ein, die Deutsche Demokratische Partei, fünf Jahre später gehörte er dem Württembergischen Landtag an. Der DDP-Parlamentarier wurde 1926 Vizepräsident des Deutschen und Preußischen Städtetages. Berliner Stadtverordneter und Bürgermeister wurde er 1931.

Schon früh erkannte Dr. Fritz Elsas, wie rassistisch und menschenverachtend die Nationalsozialisten agierten. Bei Machtergreifung der Faschisten 1933 versetzten sie ihn vorzeitig in den Ruhestand. Bereits 1934 hatte der ehemalige Berliner Bürgermeister Kontakte zu Widerstandsgruppen aufgenommen. Erstmals nahmen ihn die Nazis 1937 fest. Fünf Monate saß der Widerstandskämpfer in Haft. Er hatte Kontakte zu den liberalen NS-Widerstandsgruppen des Landgerichtsrates Ernst Strassmann und des Kaufmanns Hans Robinson in der Hansestadt Hamburg. Mit dem Hitler-Gegner Carl Friedrich Goerdeler, dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister, stand Fritz Elsas ebenfalls in enger Verbindung. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 sollte er Leiter der Reichskanzlei werden. Er hatte den Mut, nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler Carl Friedrich Goerdeler zu verstecken. Im August 1944 verhafteten die Nazis Fritz Elsas erneut. Die Gestapo folterte ihn zunächst 4 Monate lang im Gefängnis in der Lehrter Straße in Moabit und verlegte den Hitler-Gegner anschließen ins KZ Sachsenhausen. Im Januar 1945 erschossen die NS-Schergen Fritz Elsas. Seine Gattin und die drei Kinder gerieten aufgrund der Sippenhaft ins KZ Ravensbrück.

Der Brandenburger FDP-Generalsekretär Christian Erhardt-Maciejewski erklärte: „Wir möchten ins Gedächtnis rufen, dass auch Mitglieder von Parteien der bürgerlichen Mitte aufgrund ihrer politischen Überzeugung in Konzentrationslagern inhaftiert und ermordet wurden. Gerade die Ereignisse der letzten beiden Jahre machen deutlich, dass die bürgerliche Mitte durch Indifferenz, unangebrachte Duldsamkeit oder unzeitige Zustimmung zur Wegbereiterin radikaler Kräfte werden kann. Fritz Elsas war Mitglied der DDP, zu der auch Friedrich Naumann, Walter Rathenau, Theodor Heuss und Wilhelm Külz gehörten. Fritz Elsas’ Leiden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft lehrt uns, dass ein totalitärer Staat mit seinen Eingriffen in Freiheit und Leben vor keinem Teil der Gesellschaft Halt macht.“

Stefan Förster gehört dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Der Parlamentarier aus Treptow-Köpenick teilte im Pressegespräch mit: „In den letzten Wochen las ich das Buch „Fritz Elsas – Ein Demokrat im Widerstand“, das beeindruckende Tagebucheinträge und Korrespondenzen dieses wunderbaren Menschen enthält, der seine politischen Überzeugungen und freiheitlichen Gedanken mit dem Leben bezahlte. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur Kommunisten oder Sozialdemokraten Widerstand geleistet hatten, sondern eben auch wir Liberale.“

David Jahn ist mit 21 Jahren der zweitjüngste Bezirksverordnete in Berlin. Der Reinickendorfer Liberale sagte: „Fritz Elsas brachte unter anderem mit seiner Lebensmittelversorgung und als Bürgermeister von Berlin positive Veränderung. Als Liberaler und aufgrund seiner religiösen Einstellung wurde er jedoch zum erklärten Feind der Nazis. Sich der Widerständler im Dritten Reich zu erinnern ist wichtig, denn es gilt ihren Mut und ihre Courage zu würdigen. Das Leben von Fritz Elsas beweist, dass Rassismus und dessen Opfer immer willkürlich sind. Auch im Erbe dieses prägenden Liberalen sollten wir rassistischen Entwicklungen stets entschieden entgegentreten.“

Die FDP Oberhavel gedenkt jährlich an die Ermordung des Nazi-Gegners Dr. Fritz Elsas. In unmittelbarer Nähe des Rathauses Schöneberg wurde 1954 ihm zu Ehren eine Straße benannt nach seinem Namen.

Text: VTN; Foto: Uwe Venter