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Mehr bio und regional Angebautesauf unseren Tellern

An jedem vierten Dienstag im Monat treffen sich Interessierte zum Teltower Salon im Café des Mehrgenerationshauses Philantow in der Mahlower Straße 139. Alle ­Themen ­beschäftigen sich im weitesten Sinne mit Nachhaltigkeit. Ein ­fachkundiger Referent ­beleuchtet jeweils einen gesellschaftlichen Bereich wie Klima, Wasser, ­Stadtentwicklung, Natur- und Artenschutz, Ernährung, nachhaltige Lebensweise und vieles mehr.

Im Mehrgenerationshauses Philantow gab der Rübchen- und Biobauer Axel Szilleweit aus Teltow ­einen Überblick über den ökologischen Landbau in Brandenburg, und Tanja Sommer aus der Marktschwärmerei Stahnsdorf berichtete von ihren Erfahrungen mit dieser Vermarktungsform. Die Organisatorin Elisabeth ­Camin freute sich, dass so viele Menschen gekommen waren, das Café war bis auf den letzten Platz besetzt. Dann gab sie das Wort an Axel Szilleweit.

Schon zu DDR-Zeiten hatte er seine Ausbildung in Gartenbau und Landwirtschaft absolviert und eigentlich schon damals ökologisch gewirtschaftet, auch um seine Kinder gesund zu ernähren. Die offizielle Anerkennung als Biobauer gab es aber erst 1990 nach der Wende.

Zu Beginn seines Vortrags nennt Szilleweit gute Gründe, warum es zum ökologischen Landbau keine Alternative gibt: Zum einen spielten natürlich ethische Gründe eine Rolle. In einem Ökosystem müsse ­alles ineinandergreifen, alle Lebensgemeinschaften sind schützenswert, auch Tiere haben darin ihre Berechtigung. Er betonte, dass man als Landwirt besonders merke, wenn das Gleichgewicht gestört sei. Das hat natürlich unmittelbar mit Klimaschutz zu tun, und dementsprechend verurteilte er die industrielle Agrarwirtschaft mit ihren ­Monokulturen, die jegliche Artenvielfalt vernichte. Ganz wichtig sei ihm, wie anfangs schon erwähnt, gesunde Ernährung. Konventionelle Landwirtschaft bekämpft Unkraut mit einem Mix aus Pilzmitteln und Insektiziden, Biobauern hingegen bauen Zwischenfrüchte und Untersaaten an, damit der Boden möglichst oft bedeckt ist. Sie legen vielseitige und diverse ­Fruchtfolgen inklusive Leguminosen wie Ackerbohnen oder Luzerne, Hecken und Blühstreifen an. Deshalb sind die Humusgehalte auf Bio-Flächen im Schnitt auch höher als auf konventionell bewirtschafteten. Doch das hat seinen Preis: Die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung binde die meiste Arbeitszeit, so Szilleweit, da die ganzen Flächen mit der Hand bearbeitet würden.

Landwirt Axel Szilleweit begann schon zu DDR-Zeiten mit dem ökologischen Landbau, um seine Kinder gesund zu ernähren.

Zertifizierung als Biohof muss jedes Jahr neu beantragt werden

Szilleweit ist Mitglied im Biolandverband. Damit unterliegt er strengen Regeln, zum Beispiel muss er auf jegliche chemischen Pflanzenschutzmittel verzichten. Das ­Biosiegel gilt EU-weit und muss jedes Jahr erneuert werden. Es erfordert eine strenge Dokumentationspflicht des Erzeugers. Außerdem werden regelmäßig Waren- und Bodenproben von der Ökokontrollstelle untersucht. Das Siegel gilt auch verlässlich bei Discounter-produkten. Damit könnten die „kleinen“ Ökobauern leider nicht konkurrieren, so der Landwirt, da die Discounter ja ganz andere Margen hätten. Was aber sicher gegen diese, sehr viel preiswerteren, Produkte spricht, ist ihre oftmals fehlende Regionalität.

Regionale Vermarktun

Um teure Zwischenhändler zu vermeiden, hat Szilleweit Mittel und Wege gefunden, seine Früchte direkt zu vermarkten. Zum Beispiel verkauft Tanja Sommer aus Stahnsdorf seine Produkte in einer Art Online-Tante-Emma-Laden, der Marktschwärmerei. Dieses Konzept funktioniert nun schon einige Jahre fünfmal in Berlin, einmal in Potsdam und nun auch seit November 2023 in Stahnsdorf. Wer online bis Sonntag Mitternacht bestellt, kann ­seinen „Einkaufskorb“ immer dienstags zwischen 17:00 und 18:30 Uhr in der Stahnsdorfer Bachstraße 39 bei Tanja Sommer abholen. Dort sammeln sich die frisch gelieferten Bestellungen der Erzeuger. Außer frischem Obst und Gemüse können auch Fleisch, Wurst, Eier, Öle, Käse, Seife, ja sogar einige russische Fertiggerichte wie Borschtsch oder Blini bestellt werden – und das alles von regionalen Händlern. 15 Erzeuger mit knapp 800 Produkten beteiligen sich bislang an dem regionalen Online-Markt mit dem Click & Collect-Prinzip. Mit nur vier Kilometern haben die Möhren, Kohlrabi, Kartoffeln oder Äpfel des Bauern Szilleweit den kürzesten Weg, aber auch sonstige Einkäufe legen im Schnitt nicht mehr als 40 Kilometer zurück.

Tanja Sommer – lokale Wirtschaftskreisläufe fördern und dadurch die Umwelt schonen / Foto: Marktschwärmer / Tanja Sommer

Wichtigster Absatzmarkt auf Wochenmärkten

Aus dem Publikum kam die Frage, warum Szilleweit denn keinen Hofladen unterhielte. Es wäre doch schön, wenn man seine Lebensmittel einfach in einem Laden kaufen könnte. Leider binde das zu viel Personal, war seine plausible Antwort. Schließlich müsste dann eine Mitarbeiterin oder jemand aus der Familie den ganzen Tag präsent sein, auch, wenn nichts los sei. Also Absatz auf den Wochenmärkten, was natürlich bedeute, dass der Samstag der „Großkampftag“ sei

Hier ein Überblick der Stände des „Obst- und Gemüsehof – Teltower Rübchen“:
Kranoldplatz in Lichterfelde Ost
(Mittwoch und Samstag)
Karl-August-Platz in Charlottenburg ­(Mittwoch und Samstag)
Hermann-Ehlers-Platz in Steglitz (Samstag)
Chamissoplatz in Kreuzberg (Samstag)
Winterfeldmarkt in Schöneberg (Samstag)
Martin-Buber-Straße am S-Bahnhof ­Zehlendorf (Samstag)

Teltower Salon

Der Teltower Salon wird von der Stadt Teltow gefördert und ist ein Projekt innerhalb der Lokalen Agenda 21 Teltow. Die „Lokale Agenda 21 der Stadt Teltow“ ist das langfristige Aktionsprogramm für eine zukunftsbeständige Entwicklung der Stadt Teltow. Das Leitbild ist die nachhaltige kommunale Entwicklung. Es ist eine Entwicklung, die sich an den Grundbedürfnissen der Bürger (z. B. Wohnen, Arbeit, Freizeit) orientiert, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu gefährden.

Fotos: Redaktion / Pixabay.com