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Elke Breitenbach beim Wirtschaftspolitischen Frühstück der IHK

Elke Breitenbach (DIE LINKE), Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, kam am 26. April zum Wirtschaftspolitischen Frühstück in die Räume der IHK in Charlottenburg.

Die erst seit Herbst 2016 im Amt tätige Senatorin sprach besonders den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt an. Diesem Mangel an Fachkräften gelte es entgegenzuwirken. Besonders „eklatante Lücken finden wir in den Bereichen Krankenpfleger, Altenpfleger, Friseure und Bestatter vor.“ Die LINKEN-Politikerin erinnerte an die alte Weisheit: „Bestatter ist ja auch ein krisenfester Beruf, gestorben wird immer.“ Eine weitere Weisheit teilte sie auch mit: „Der Fachkräftemangel fällt nicht vom Himmel.“ Man darf ruhig die berechtigte Frage aufstellen, ob Unternehmer immer alles getan haben, um für alle Zeiten gut ausgebildete Kräfte zur Verfügung zu haben. Die Senatorin räumte aber auch ein, es sei immer eine große Herausforderung, dass das Angebot an Ausbildungsstellen im Verhältnis 1:1 zu den Ausbildungsplatzsuchenden aufgehe. Das sei aktuell jetzt auch zu beobachten. Zahlreiche offene Lehrstellen einerseits und gerade einige junge Menschen ohne Ausbildungsplatz. Die Gründe sind vielschichtig. Es gibt Lehrberufe, wo man Blockunterricht hat und dann ist der Auszubildende oft nicht in seiner gewohnten Umgebung. Ein Grund ist auch, man sucht als junger Mensch krampfhaft seinen Traumberuf und interessiert sich nicht für zahlreiche andere offene Arbeitsangebote. Das hängt damit zusammen, man kennt kaum den offenen und nicht gewollten Lehrberuf und die ihm eigenen Ausbildungsinhalte oder man hat völlig falsche Vorstellungen von diesem Beruf. Natürlich ist gute Bildung ein Schlüssel für späteres Bestehen und Erfolg im Berufsleben. Die Frage darf auch gestellt werden, ob jeder junge Mensch erst das Abitur ablegen muss um dann sich im Lehrberuf ausbilden lassen zu können. Im Bundesdurchschnitt beträgt der Fachkräftemangel 49 Prozentpunkte. Spitzenreiter ist Baden-Württemberg mit sogar 72 Prozent. Berlin kennt einen Fachkräftemangel, der bei 35 Prozentpunkten liegt. „Berlin steht gut da, auch wenn es immer auf die Betrachtungsweise des einzelnen Unternehmens ankommt.“ Schon heute ist es keine Seltenheit, dass Berliner Handwerkerbetriebe wie Dachdecker, Maurer, Zimmerleute und Installateure neue Aufträge ablehnen müssen, weil sie bis Ende Juli restlos ausgebucht sind und es keine freien Kapazitäten gibt. Die Senatorin wies auch daraufhin, dass der Zuzug von Fachkräften nach Berlin nicht unproblematisch ist. Das Problem ist hier der Wohnungssektor. „Es gibt so gut wie keine freie Wohnung in Berlin mehr, wenn es eine gibt, ist sie so gut wie unbezahlbar. Derjenige, der nach Berlin zuzieht oder zuziehen möchte, stellt sich ja bereits im Vorfeld die Frage: Finde ich für meine Kinder einen Kitaplatz und eine geeignete Schule?“ Was nutzt die in der Nähe des Wohnorts gelegene Schule dem Zuziehenden, wenn die Schulleitung mitteilen muss, man sei bereits jetzt überfüllt und könne beim besten Willen keine Schüler mehr zusätzlich aufnehmen. Ein besonderes Problem sieht die Arbeitssenatorin bei den Langzeitarbeitslosen. Einerseits gibt es zahlreiche offene Arbeitsstellen, jedoch kennen die Jobcenter seit Jahren oder oft sogar Jahrzehnten einen Bestand an Stammkunden, den Langzeitarbeitslosen. Hier möchte Elke Breitenbach gegensteuern. „Unterstützung für Unternehmer, die Langzeitarbeitslose einstellen, wird kaum genutzt.“ Da müsse man noch sehr intensive Beratungsarbeit leisten. Unter den Gästen in der IHK traf man auch Florian Swyter an. Der FDP-Parlamentarier aus dem Berliner Abgeordnetenhaus ist Sprecher für Wirtschaftspolitik seiner Fraktion. Florian Swyter teilte im Pressegespräch mit: „Frau Senatorin Breitenbach ist, das muss ich wirklich sagen, eine offene und ehrliche Politikerin. Es überrascht aber sicherlich nicht, dass ich als Liberaler bei der zutreffenden Analyse, was die Ausbildung von Jugendlichen angeht, in der Tat zu ganz anderen Schlussfolgerungen komme als die Frau Kollegin. So sehe ich eine Ausbildungsplatzabgabe mit völlig anderen Augen an als Frau Breitenbach, die vehement auf dieser Abgabe besteht, ohne Ausnahme sogar darauf besteht..“ Der Parlamentarier betonte auch: „Wir Freidemokraten sind immer bereit, über alle Zusammenhänge im Bereich der Berufsausbildung uns auszutauschen und das mit allen Beteiligten.“ Das Tegeler Humboldt-Gymnasium wird von Dr. Jörg Kayser geleitet. Er lobte die Gesprächsreihe bei der IHK, so auch die Veranstaltung mit der Berliner Arbeitssenatorin. „Frau Breitenbach gab gute Informationen, gerade im Bereich berufliche Perspektiven und Berufsausbildung.“ Im Juni kommt der oberste Berliner sogar zum Wirtschaftspolitischen Frühstück in die IHK nach Charlottenburg. Der Regierende Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) steht dann den Teilnehmern Rede und Antwort.

 

Foto: Elke Breitenbach (DIE LINKE), Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales im Gespräch mit Besuchern des Wirtschaftspolitischen Frühstücks bei der IHK in harlottenburg.

 

Text/Foto: VTN