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„Das gibt es nicht einmal in Berlin!“ – Lino Frieses Circus Varieté in Kleinmachnow

Nach den großen Erfolgen der letzten Jahre kehrt Lino Frieses Circus Varieté vom 27. Februar bis zum 1. März 2026 mit einem komplett neuen Programm in die Neuen Kammerspiele Kleinmachnow zurück. Die sechs Vorstellungen sind bereits ausverkauft, der Vorverkauf für die Zusatzshow startet heute. Leser des lokal.reports können in der November-Ausgabe vier Karten mit freier Sitzplatzwahl gewinnen. Wir trafen Kleinmachnows einzigen Zirkusdirektor Lino Friese und sprachen über das Schenken von Freude, die Buchung internationaler Artisten und seine Vision eines Zirkuszeltes.

Wenn der Vorhang aufgeht und er vor sein Publikum tritt, trägt Lino Friese einen blauen Anzug und eine rote Fliege. Zum Treffen mit dem Teltower Stadtblatt-Verlag kommt der Kleinmachnower in einem Rollkragenpullover. „Das ist praktischer, wenn man draußen arbeitet“, sagt er zur Begrüßung. Gerade hat er alle Plakate, die in Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow für sein Circus Varieté werben wieder abgehängt, denn alle Shows sind bis auf den letzten Platz ausverkauft. „Der absolute Wahnsinn“, sagt Lino Friese und strahlt vor Glück. „Und das ganze sechs Monate vor dem Termin.“

Spätestens nach den ausverkauften Vorstellungen 2024 ist Lino Frieses Circus Varieté in aller Munde. Minutenlang applaudieren ihm im vergangenen Jahr die vielen hunderten Zuschauer im Stehen, die in die Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow geströmt sind. „Das ist der Lohn für die harte Arbeit und der Ansporn für die kommende, neue Show“, sagt Lino Friese. „Denn Zirkus ist Knochenarbeit!“ Aus dem Mund eines gerade 24-Jährigen klingt diese Erkenntnis umso beeindruckender, zumal Lino Friese gar nicht aus einer Familie mit Zirkustradition stammt. Sein Vater ist Bankkaufmann, seine Mutter gelernte Kinderkrankenschwester.

„Die Ansprüche an das von mir zusammengestellte Programm sind sehr hoch. Ich möchte, dass die Show abwechslungsreich ist und die Elemente immer wieder neu sind. Es müssen Darbietungen sein, die für die ganze Familie funktionieren und vom Enkel bis zur Oma alle begeistern“, sagt Lino Friese. ©Ann-Kathrin Brocks

Seine Liebe zur bunten und zugleich harten Zirkuswelt entdeckte Lino Friese im Kindesalter. Durch Zufall erfuhr er von einem Zirkusprojekt an der benachbarten Waldorfschule in Berlin-Zehlendorf. Davon war er so begeistert, dass er immer mehr in die Zirkuswelt eintauchen wollte, auch wenn für ihn fest stand, dass es ihn vorrangig nicht in die Manege zieht. Es folgten zahlreiche Zirkusbesuche mit seinen Eltern in den Ferien in ganz Europa und in der 11. Klasse wurde er sogar für 3 Monate von der Schule freigestellt und durfte mit dem Zirkus auf Tournee gehen. Lino Friese lernte das echte Zirkusleben lieben. Er schlief in einem Wohnwagen, fütterte die Tiere, kochte, verkaufte Popcorn, baute ab und auf. „Das Erste, was ich gelernt habe, war, dass es im Zirkus keinen Feierabend gibt. Das geht auch gar nicht, weil man immer unterwegs ist und von einer Stadt in die andere zieht. Aber es ist eine Familie, wie man sie sich nur wünschen kann, wo jeder alles macht.“

Die Idee und Geburtsstunde von Lino Frieses Circus Varieté folgte in der 12. Klasse als Abschlussschulprojekt. ,,Das daraus einmal ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender der gesamten Region entsteht und Weltstars der Artistik nach Kleinmachnow in meinen Heimatort reisen, hätte ich mir niemals träumen lassen können’’ schwärmt Lino Friese. Im Februar 2026 folgt nun die vierte Ausgabe, die so international, facettenreich und preisgekrönt wie nie zuvor werden soll. „So viele Künstler wie dieses Mal hatte ich noch nie!“, strahlt Lino Friese. „Das Publikum weiß das mittlerweile zu schätzen, alle Shows für das Jahr 2026 waren bereits vor dem Sommer ausverkauft! Inzwischen hat sich in der Region fast schon ein Fanclub gebildet. Die Künstler und Zuschauer schätzen die familiäre Atmosphäre in den Neuen Kammerspielen. Hier aufzutreten ist etwas Besonderes!“ Lino Friese freut sich besonders darüber, dass der Comedy-Part, der sich wie ein roter Faden durch die Show zieht, besonders prominent besetzt ist. Mit von der Partie ist nämlich der Portugiese César Dias, der als einer der beliebtesten Comedians in der Zirkus- und Varieté-Welt gilt, Preisträger aller großen Zirkusfestivals ist und den Lino Friese seit mehr als vier Jahren in seine Show locken wollte. Ein weiteres Highlight ist das Kopf-auf-Kopf-Balance-Duo „Vitalys“ aus Peru. Pablo Nonato und Joel Yaicate sind Absolventen der renommierten La-Tarumba-Akademie in Lima. Mit ihrer Balance-Akrobatik, bei der sie gleichzeitig Treppenstufen hoch- und hinunterlaufen, haben sie es in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Für die Neuen Kammerspiele ist diese Nummer eine technische Herausforderung – aktuell arbeitet Lino Friese daran die Stufen, die die beiden Artisten für ihre Darbietung benötigen mit einem regionalen Schlosser und Tischer auf der Kammerspiel-Bühne zu integrieren. Ein unvergessliches Erlebnis verspricht auch Showpilot Daniel Golla zu werden, der mit seinen selbstgebauten Flugzeugen über die Köpfe der Zuschauer fliegen wird.

Pablo Nonato und Joel Yaicate pflegen mit Kraft und Harmonie eine der ältesten Circuskünste der Welt, die Hand to Hand-Balance (Hand-auf-Hand- und Kopf-auf-Kopf). ©Ann-Kathrin Brocks

„Die Ansprüche an das von mir zusammengestellte Programm sind sehr hoch. Ich möchte, dass die Show abwechslungsreich ist und die Elemente immer wieder neu sind. Es müssen Darbietungen sein, die für die ganze Familie funktionieren und vom Enkel bis zur Oma alle begeistern“, sagt Lino Friese. „Das Programm 2026 wird der Hammer werden und ich selbst freue mich auf die zahlreiche Überraschungen. Es beginnt gleich mit rasantem Nervenkitzel und wird die Zuschauer bis zum Finale fesseln. Mehr will ich aber noch nicht verraten, eins ist aber gewiss, Star-Artisten so nah zu erleben, das gibt es nicht einmal in Berlin!“

Hinter Lino Friese steht seine ganze Familie. Während der Vater Programmhefte verkauft, machen die Mutter und Freundin Popcorn. Der Onkel, der gelernter Tischler ist, hilft hinter der Bühne und zimmert bei Bedarf auch mal ein Requisit. Hinzu kommt ein Team aus fast zwei Dutzend Personen, das die vielen großen und kleinen Herausforderungen bewältigen, damit sich auch alle Künstler in Kleinmachnow wohlfühlen. 

Frei nach dem Motto „I did it my way“ verblüfft César Dias das Publikum mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Slapstick, Humor und überraschenden Musikeinlagen. ©Ann-Kathrin Brocks

Lino Friese hat alles bis ins Detail organisiert: Er hat die über 20 Künstler gebucht, die Verträge ausgehandelt und die An- und Abreisen abgestimmt. Das kostete viele Monate Arbeit und nicht wenige Reisen, beispielsweise zum Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo, das alljährlich im Fürstentum Monaco stattfindet und als Weltmeisterschaft der Artistik gilt. „Mir geht es nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Freude, die ich mit meiner Show dem Publikum schenken kann. Aber natürlich ist es auch eine finanzielle Herausforderung. Zum Glück konnte ich viele Sponsoren für das Projekt gewinnen, z. B. unterstützt mich das GINN Hotel in Kleinmachnow großartig bei der Unterbringung der Artisten. Die Zirkus- und Varieté-Welt ist relativ klein und so hat es sich schon herumgesprochen, dass die Betten hier besonders bequem sind’’ lacht Lino Friese. ,,Das Schöne ist aber, dass trotz der vielen großen Artistenstars, der Umgang immer familiär und herzlich ist. Man kennt sich, hilft sich gegenseitig und niemand stellt sein Ego in den Vordergrund. In der Zirkuswelt ziehen alle an einem Strang, den jeder weiß: die Show funktioniert letztendlich nur gemeinsam und der Funke springt nur aufs Publikum über, wenn das Team als Ganzes agiert und sich aufeinander verlassen kann.’’ 

Lino Friese am 24. August 2025 in den Kammerspielen Kleinmachnow bei Berlin. Foto: Finnegan Koichi Godenschweger

„Für mich ist klar, dass ich in dieser besonderen Bühnenwelt bleiben möchte. Wo genau ich in zehn Jahren sein werde, kann ich heute noch nicht sagen. Die Kammerspiele sind im Moment eine hervorragende Location, für meine Veranstaltung. Schön wäre es trotzdem, irgendwann ein eigenes Zirkuszelt zu haben. Am liebsten natürlich in Kleinmachnow. Hier in der Region gibt es einfach das perfekte Publikum, welches ich gerne auch in den kommenden Jahren weiterhin mit außergewöhnlichen Showacts verwöhnen möchte!’’ 

Fotos: Finnegan Koichi Godenschweger/©Ann-Kathrin Brocks