„Wir dürfen keine Schlafstadt werden“
Am 16. Februar wird in Kleinmachnow ein neuer Bürgermeister gewählt. Wer wird im April ins Rathaus einziehen? Bodo Krause (CDU/FDP) oder Markus Schmidt (SPD)? Und welche Schwerpunkte setzen die beiden Kandidaten? Das Teltower Stadt-Blatt hat sie vor der Stichwahl am Sonntag zum Gespräch getroffen. Hier können Sie das Interview mit Markus Schmidt lesen.
Teltower Stadtblatt: Wie haben Sie den Wahlkampf bisher erlebt?
Markus Schmidt: Der Wahlkampf war sehr intensiv. Das Ergebnis im ersten Wahlgang war für mich dann schon etwas enttäuschend. Es hat mir aber auch Mut und Kraft gegeben, im zweiten Wahlgang mit voller Entschlossenheit alles zu geben.
Spüren Sie den Druck der vorgezogenen Bundestagswahlen?
Die Bürgermeisterwahl ist und muss eine Personenwahl bleiben. Leider überlagert in vielen Gesprächen der Bundestagswahlkampf meinen Wahlkampf. Oft werde ich auf Themen angesprochen, für die der Bürgermeister nicht zuständig ist. Die Lösung kann nur sein, mehr auf die Menschen zuzugehen, zuzuhören und aufzuklären – und das kann ich! Hier hilft mir meine Verbundenheit mit Kleinmachnow und die interkommunale Arbeit, die ich seit vielen Jahren leiste.
Welches ist ihr alleiniger Wiedererkennungswert?
Die Arbeit, die ich hier in der Gemeinde gezeigt habe, spricht für mich. Wir haben es geschafft, das Freibad Kiebitzberge, einen Bau aus den 70er-Jahren, zu sanieren und zu einem respektablen Unternehmen zu machen, das weit über die Grenzen der drei Trägergemeinden Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow bewundert wird. Das beweist, dass ich interkommunal denke und arbeite. Ich bin ein Macher! Und ich lebe seit 46 Jahren in Kleinmachnow. Ich kenne hier jeden Stein, weiß, wie der Rathausmarkt als Acker aussah und wie sich alles entwickelt hat. Ich habe im Wald am Stolperweg Mopedfahren gelernt – das ist eine Ortsverbundenheit, die man nicht lernen kann. Die muss man gelebt haben.
Was haben Sie bei den vielen Hausbesuchen über die Erwartungen der Kleinmachnower an einen neuen Bürgermeister erfahren?
Ein Thema, auf das ich immer wieder angesprochen werde, ist das Parken in engen Straßen. Es muss ein vernünftiges Parksystem geben, ohne Zeitbegrenzung und mit zwei Rädern auf dem Gehsteig. Eine große Rolle spielten auch die Wirtschaft, die Wildschweine und die Kultur, Stichwort Kammerspiele. Und da müssen wir jetzt das Gebäude der Kammerspiele kaufen, sonst steht da bald eine Ruine. Wir dürfen nicht zur Schlafstadt werden. Wir brauchen die Kultur. Auch das Thema Radwege sorgt für viel Diskussion. Wurzelwerk, aufgebrochene Pflaster- und Asphaltflächen sowie abgesenkte Bordsteine sind an vielen Stellen ein Problem, sowohl für Radfahrer als auch für Fußgänger. Der Radverkehr muss von der Straße runter. Auch der Rathausmarkt muss freundlicher gestaltet werden. Es fehlen ein Trinkwasserbrunnen, Grünstreifen, Sitzmöglichkeiten sowie eine Beschattung, gern in Form eines Sonnensegels. Und es braucht einen Treffpunkt für Jugendliche. Das kann nicht die Bushaltestelle sein.
Was muss Kleinmachnow tun, um nicht zu schrumpfen?
Fast 25 Prozent der Einwohner Kleinmachnows sind älter als 65 Jahre. Für Senioren soll es die Möglichkeit geben, in eine altersgerechte Seniorenwohnanlage umzuziehen. Bereits geplanter Wohnraum durch die Gemeindliche Wohnungsgesellschaft Kleinmachnow mbH –gewog – muss zeitnah geschaffen werden. Wir brauchen den Zuzug von jungen Familien mit Kindern, aber auch die Möglichkeit, dass junge Familien bei Senioren einziehen, könnte eine Möglichkeit sein. Viele Senioren fühlen sich einsam, das habe ich im Wahlkampf immer wieder gehört. Wir wollen niemanden allein lassen. Es geht nur gemeinsam – miteinander!
Wie könnte die Zusammenarbeit mit Teltow und Stahnsdorf mit Ihnen als Bürgermeister aussehen?
Der Rettungsdienst funktioniert gut, kann aber verbessert werden. Wir müssen bei der Wohnungsbaugesellschaft viel mehr zusammenarbeiten. Wir brauchen eine große Gesellschaft, die interkommunal in der Region arbeitet. Sonst können wir den Wohnraum nicht gerecht und zielgerichtet verteilen. Wir brauchen auch ein regionales Gremium, was sich genau mit diesen Themen auseinandersetzt. Damit könnten wir große Projekte erfolgreich angehen, wie zum Beispiel ein gemeinsames Schwimmbad für alle drei Kommunen. Ein guter Standort wäre an der Potsdamer Straße, auf der Höhe von McDonalds. 2018 habe ich dazu eine 90-seitige Machbarkeitsstudie erstellt. Die damalige Kostenkalkulation ging von 15 bis 16 Millionen Euro aus. Man kann natürlich auch größer denken und es von vornherein als Mehrzweckhalle für die ganze Region konzipieren – der Standort liegt verkehrsgünstig und würde auch keine Wohngebiete tangieren. Die neue Halle würde allen Sportvereinen der drei Gemeinden dienen und gleichzeitig die Kulturlandschaft neu definieren. Derzeit gibt es in den drei Kommunen keine einzige moderne Veranstaltungshalle. Das würde natürlich etwas kosten, aber man könnte dem mit einer öffentlich-privaten Partnerschaft entgegenwirken und in einem Teil dieser Mehrzweckhalle Gewerbe ansiedeln. Aber bis dahin müssen wir schnelle und praktische Lösungen finden. Die Räume in den Schulen können Vereinen, egal ob Sport, Kultur etc., zur Verfügung gestellt werden, auch wenn es spät am Abend ist. Ich war selbst Trainer in einem Radsportverein in Kleinmachnow. Platzmangel ist immer das größte Problem. Gerade wenn man mit Kindergruppen trainiert, braucht man eine Halle, die man nutzen kann. Dazu gehören auch Duschen und Umkleiden. Wenn man das nicht hat, verliert man die Jugend und die verliert die Lust und den Spaß am Sport.
Foto Manfred Thomas: Markus Schmidt (SPD) am 23. Januar nach dem ersten Wahlgang.