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Radwege in Stahnsdorf noch ausbaufähig

Zu Stoßzeiten herrscht lebhafter Verkehr in Stahnsdorf. Der Pendler- und Schwerlastverkehr staut sich regelmäßig auf den Straßen Richtung Berlin, Potsdam und Teltow. Welches Radwegenetz gibt es in der Gemeinde als Alternative zum Individualverkehr? Wer von Güterfelde, Schenkenhorst oder Sputendorf nach Stahnsdorf Ort will, nutzt die teils ausgebauten Landes- und Kreisstraßen. Wie gut und vor allem sicher sind diese Verbindungen, wenn man dafür statt dem Auto das Rad nimmt?

Die Pressestelle von Stahnsdorf teilte auf Anfrage mit, dass bis auf einen 600 Meter langen Abschnitt in der Lindenstraße alle Ortsdurchfahrten und Hauptverkehrsstraßen für den Radverkehr fertig durchstrukturiert sind. Die Gemeinde hat in den letzten Jahren also einiges verbessert, um die Verbindungswege zu den einzelnen Ortsteilen fahrradtauglicher zu gestalten.

Viele Radwege vor allem entlang der Landesstraßen sind einseitig angelegt, wie an der L76 Richtung Babelsberg nach dem Ortsausgang. Über die L40 kann man von Marggrafshof, weiter entlang der L77 über die Quermathe und durch den Techno Park zügig nach Teltow radeln. Das Teilstück an der Quermathe wurde erst im Februar fertiggestellt. Auch die Verbindung nach Güterfelde, entlang der L77, bietet neben der rechten Straßenseite einen abgetrennten Weg, der von Radfahrern in beide Richtungen befahren wird und mit Querungshilfen am Ortseingang von Stahnsdorf Ort auf der gegenüberliegenden Seite fortgeführt wird. Einen eigenen Fußweg außerhalb der einzelnen Ortsteile gibt es nicht. Ursprünglich wollte man an diesen Straßen ja weder Fußgänger noch Radfahrer sehen. Sehr malerisch auf einem sanierten Radweg kann der Freizeitradler über die Kreisstraße 6902 (Güterfelder Straße) weiter nach Schenkenhorst gelangen. Über den Sputendorfer Weg auf überwiegend befestigten Wegen durch Wald und Feld führt ein Radweg zum Regionalbahnhof Ludwigsfelde-Struveshof. Für Freizeitradler ist dieser Weg ein Highlight. Tagsüber könnten Pendler diese Route ebenfalls nutzen. Erst mittelfristig wird die Verbindung von der Berliner Stadtgrenze bis nach Ludwigsfelde, mit Bau des Abschnitts von Marggrafshof bis Sputendorf, lückenlos auf einem abgetrennten Radweg befahrbar sein. Die Potsdamer Allee ist dagegen seit der Sanierung für Radfahrer deutlich sicherer und besser zu befahren. Es gibt jetzt einen beidseitigen Schutzstreifen für Fahrräder auf der Fahrbahn, als Alternative zum gemischten Fuß- und Radweg, bis zum Ortsausgang Richtung Babelsberg.

Radfahrer queren die Bushaltestelle an der Lindenstraße.

Wie komme ich mit dem Rad sicher über den Kreisverkehr?

Entlang dieser Hauptverkehrsachsen wie der L76 gibt es zahlreiche Kreisverkehre, die seit ihrer Umgestaltung deutlich mehr Sicherheit bieten. 50 Meter vor den Kreisverkehren in der Bergstraße, der Friedrich-Naumann-Straße und der Bahnhofstraße wurden kürzlich Überholverbotsschilder für Autofahrer aufgestellt, die das Überholen von einspurigen Fahrzeugen im Kreisverkehr verbieten. Nicht alle Radfahrer und Autofahrer scheinen dieses Überholverbot bisher wahrgenommen zu haben, wie vor Ort beobachtet werden konnte.

Der ADFC empfiehlt, auch in Kreisverkehren möglichst auf der Fahrbahn zu fahren. Der Radfahrer sollte sich dabei möglichst mittig der Fahrbahn halten, um ein Überholen zu verhindern und durch Handzeichen anzeigen, ob er abbiegen möchte oder weiter im Kreis fährt. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hält nach vergleichenden Untersuchungen Führungsformen mit umlaufenden Radwegen, ob als Fuß- und Radwegfurt oder alleiniger Furt für das Rad, für die unsicherste Form der Verkehrsführung gegenüber Führungen im Mischverkehr direkt auf der Kreisfahrbahn.

Die Radführungen im Kreisverkehr sind unterschiedlich, nicht nur in Stahnsdorf. Mal sind Furten rot markiert, mal gibt es einen gemeinsamen Fußgängerüberweg neben der Furt für Radfahrer, und häufig fehlt jede Markierung der Radfurten. Der Radweg wird häufig nur auf einer Seite neben der Fahrbahn geführt. Autofahrer, die den Kreisverkehr verlassen, achten oftmals zu wenig auf den etwas zurückgesetzt, aber weiter geradeaus fahrenden Radverkehr. Wenn es mit dem Schulterblick gut geht, bemerken sie die parallel in gleicher Richtung fahrenden Räder noch, übersehen aber, dass gleichzeitig noch aus der Gegenrichtung Räder queren könnten.

Generell ist die Unfallgefahr an Radwegen, die in beiden Richtungen befahren werden, erhöht. Ein Beispiel: Die Einmündung Bergstraße / Güterfelder Damm. Zwar weist ein Vorfahrtsschild auf den querenden Radverkehr hin, ist jedoch im Schilderwald, halb verdeckt von einer Hecke, kaum sichtbar. Die Autofahrer konzentrieren sich beim Einbiegen mehrheitlich auf den Kfz-Verkehr auf dem Güterfelder Damm und übersehen allzu leicht die querenden Radfahrer.

Schilderwald mit Vorfahrtsschild für Radfahrer Güterfelder Dam/Bergstraße.

Für die fahrradfreundliche Umgestaltung der Knotenpunkte braucht es einen langen Atem

Dem Bau von verkehrssicheren Radwegen geht eine langfristige, kostenintensive Planung voraus. Wenn dann noch verschiedene Zuständigkeiten und Geldtöpfe mit im Spiel sind, werden Provisorien schnell zum Dauerzustand.

Seit dreißig Jahren hat sich an der Kreuzung am Stahnsdorfer Hof wenig ­geändert. Radfahrer haben an diesem unübersichtlichen Knotenpunkt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Laut Auskunft des Landesbetriebes Straßenwesen ist auch mittelfristig noch nicht geplant, diesen Bereich so umzugestalten, dass die Radführung sicherer wird. Zunächst soll, so die ergänzende Auskunft der Gemeinde Stahnsdorf, der Abschnitt der L77 im Bereich zwischen dem Fitnesscenter und dem Stahnsdorfer Hof entsprechend den Anforderungen einer Landesstraße neu hergestellt werden. Dabei soll dann auch ein begleitender Fuß-/Radweg entstehen. Geplant ist die Realisierung bisher für den Sommer 2025. Zumindest ist die Benutzungspflicht der Radfahrenden für den Gehweg in diesem Bereich aufgehoben. Für Schulkinder und ältere Radfahrende ist das keine Option. Sie bevorzugen die Fußgängerüberwege und gebrochenen Betonplatten der Ruhlsdorfer Straße. Viele biegen anschließend über den Gehweg in die Lindenstraße ab und queren dabei in Höhe des Fahrradladens die neu angelegte Bushaltestelle oder nehmen gleich lieber das Auto. Und so beißt sich die Katze in den Schwanz. Ohne ­sichere Radverbindungen und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr werden die Menschen weiter bevorzugt ins Auto steigen.

Der neue S-Bahn Anschluss könnte für eine spürbare Entlastung sorgen, wenn entsprechende Verbindungen und eine Radabstellanlage die Anfahrt mit dem Rad attraktiv machen.

Fotos: Ute Bönnen