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Wie gefährlich ist die Vogelgrippe?

Man hört oder liest es momentan täglich in den Nachrichten: Vom Ausbruch der Vogelgrippe ist Brandenburg besonders betroffen, auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark. Nicht nur wildlebende Tiere wie Kraniche verenden qualvoll, sondern auch Enten, Gänse und Hühner, die in Geflügelbetrieben leben, müssen wegen der Seuche gekeult werden. Landwirte befürchten Verluste, Verbraucher steigende Preise. Und nicht zuletzt sorgen sich die Bewohner der betroffenen Gebiete, ob die Vogelgrippe vielleicht auch für andere Tiere oder gar für den Menschen gefährlich werden könnte.

Das Virus, das die Vogelgrippe verursacht, heißt H5N1, es ist bereits während der Vorjahre in Wildvogel-Kolonien aufgetreten und mittlerweile in vielen Ländern verbreitet. In Deutschland fand 2006 der erste größere Ausbruch statt, damals verendeten hauptsächlich Schwäne. Da das Virus – ähnlich wie Grippe- oder Coronaviren – dauernd mutiert (sich also verändert), ist auch die Ansteckungsgefahr mal mehr und mal weniger ausgeprägt, und daher ist der Befall jedes Jahr verschieden. In diesem Jahr sind besonders die Kraniche betroffen, die in den letzten Jahren zum gleichen Zeitpunkt schon weiter im Süden waren und daher in anderen Ländern erkrankten. Das Vogelgrippe-Virus ist hoch ansteckend, es reicht daher, wenn ein befallener Kranich kurz auf einer Wiese landet und danach eine Gans sich genau dort aufhält. Wenn diese Gans dann erkrankt, muss man den ganzen Bestand keulen, da man die Infektion nicht bei jedem einzelnen Tier erkennen kann. Ein Tier, das heute noch unauffällig herumläuft, könnte morgen schon tot sein und in der Zwischenzeit weitere Tiere infiziert haben.

Eine große Gefahr geht auch davon aus, dass das Virus auf andere Tierarten übertragbar ist. In den USA gab es nach einem Ausbruch bei Wildvögeln und in Geflügelställen auch Infektionen bei Kühen. In Deutschland, wo es ein genaues Überwachungsprogramm gibt, wurde bisher kein solcher Ansteckungsfall gefunden. Trotzdem wird von Fachleuten eine Ansteckung bei Säugetieren nicht prinzipiell ausgeschlossen. In den USA gab es sogar Infektionen bei Menschen, die allerdings leicht verliefen. Daher sollte jeglicher Kontakt mit infizierten Tieren vermieden werden. Verendete Tiere sollte man auf keinen Fall anfassen. Leute, die bei der Entsorgung helfen, müssen Schutzkleidung und Atemmasken tragen, da das Virus durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Sollten sich trotzdem Menschen mit dem Virus anstecken, lauert gerade zu dieser Jahreszeit eine besondere Gefahr, nämlich dann, wenn der Betroffene gerade mit einem Grippevirus infiziert ist. Dann könnten sich beide Virenarten gegenseitig beeinflussen und so neue Virusvarianten hervorbringen, die vielleicht noch gefährlicher als die bisher verbreiteten wären. Solche Mutationen kennen wir auch vom Coronavirus. Also absolute Vorsicht beim Umgang mit Vögeln oder Nutzgeflügel – auf strenge Hygiene achten!

Viele werden sich angesichts des massiven Ausbruchs fragen, ob man die Tiere nicht einfach impfen könnte, um künftigen Infektionen vorzubeugen, doch das wäre nicht so einfach. Fachleute wenden ein, dass das Impfen von Wildvögeln nicht möglich ist und es bei Geflügelhaltungen, die Tausende von Tieren umfassen, praktisch nicht realisierbar wäre. Außerdem könnte sich das Virus, das sich wie gesagt rasend schnell verändert, in neuer Variante unbemerkt unter geimpften Tieren verbreiten. Da befallene Tiere hoch ansteckend sind, bleibt nichts anderes übrig, als sie zu keulen und die Ställe anschließend gründlich zu desinfizieren. Das entspricht nicht nur den EU-Vorschriften, sondern verhindert auch, dass die Tiere sonst qualvoll verenden müssten. So tragisch das für die Tierhalter und alle Tierfreunde ist: Es ist für alle Seiten das Beste. So bleibt nur zu hoffen, dass die Vogelgrippe-Epidemie durch intensive Seuchenschutzmaßnahmen und das schnelle Einschreiten der Veterinärmediziner schnell wieder beendet wird, wie bereits bei Ausbrüchen in den vergangenen Jahren.

Fotos: Pexels lizenzfrei