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Trichinen bei Wildschwein entdeckt

Bei der Untersuchung von Fleischproben im Labor des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes Teltow-Fläming am 27. April wurden Trichinen gefunden. Betroffen war ein Wildschwein aus der Gegend um Märtensmühle. Die Nachuntersuchung im nationalen Referenzlabor für Trichinella im Bundesinstitut für Risikobewertung konnte den Fund von Trichinella spirals bestätigen. Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt macht aus diesem Anlass noch einmal darauf aufmerksam, wie wichtig eine gründliche und lückenlose Untersuchung von Wild- und Hausschweinen auf Trichinen ist.

Was sind Trichinen?

Trichinen sind kleine Fadenwürmer, die verkapselt in der Muskulatur von Säugetieren, Vögeln und Reptilien auftreten, sofern diese Fleisch- oder Allesfresser sind. Die Infektion erfolgt über die Aufnahme von verseuchtem Fleisch. Im Magen wird das Fleisch verdaut und die Trichinen aus den Kapseln freigesetzt. Es folgt für einige Tage eine Vermehrungsphase im Darm, bevor die Larven über Lymph- und Blutgefäße in die Muskulatur gelangen. Dort kapseln sie sich ein, können bis zu 30 Jahre überleben und einen neuen Wirt infizieren.

Wie gefährlich sind Trichinen für den Menschen?

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt hauptsächlich durch den Verzehr von Schweinefleisch. Durcherhitzen des Fleisches tötet die Parasiten ab, nicht jedoch Räuchern, Pökeln oder Trocknen. Damit ist insbesondere der Verzehr von Mett, aber auch von Rohwürsten wie Salami oder Knacker für den Menschen gefährlich. Durch moderne Schweinhaltungssysteme spielen Trichinen bei Hausschweinen kaum noch eine Rolle. Bei Schweinen in Freilandhaltung kommen sie jedoch noch regelmäßig, wenn auch in geringer Fallzahl vor. Die größte Gefahr geht jedoch von Wildschweinen aus, da sich diese unkontrolliert über den Verzehr von infiziertem Fleisch anstecken können. Die amtliche Trichinenuntersuchung ist daher insbesondere bei Wildschweinen und Hausschlachtungen unverzichtbar.

Wie verläuft die Krankheit?

Der Verzehr von trichinenverseuchtem Fleisch kann beim Menschen zur so genannten Trichinellose führen. Diese schwer verlaufende Krankheit ist nicht immer leicht zu diagnostizieren, da die Symptome zunächst unspezifisch sind. Während der Vermehrung der Trichinen im Darm des Betroffenen kommt es zu Mattigkeit, Schlaflosigkeit, hohem Fieber, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Diese Anzeichen treten frühestens drei bis fünf Tage nach der Infektion auf und können bis zu drei Wochen anhalten.

Anschließend wandern die Larven in die Muskulatur ein und verkapseln sich dort. Diese Phase ist gekennzeichnet durch Muskelschmerzen, Heiserkeit, Beschwerden beim Atmen sowie Schwellungen im Gesicht, Kopfschmerzen und Sehstörungen. Eine wirksame Therapie ist nur möglich, wenn rechtzeitig damit begonnen wird. Nach der Abkapselung in der Muskulatur sind die Parasiten für Medikamente nicht mehr angreifbar. Es kann zu schweren chronischen Verläufen der Krankheit kommen.

Im Schnitt gibt es bundesweit sechs Erkrankungsfälle jährlich, die meist durch unzureichend untersuchtes Fleisch aus dem Ausland hervorgerufen werden. Hinzu kommen lokale Krankheitsausbrüche durch einheimisches Fleisch, wie zuletzt 2013 in Sachsen mit 20 Erkrankten oder 2006 in Mecklenburg-Vorpommern mit 17 Fällen.

Wildschweine unbedingt untersuchen

Die genannten Fakten und der aktuelle Fund rufen in Erinnerung, wie wichtig die gründliche und lückenlose Untersuchung von Wild- und Hausschweinen auf Trichinen ist. Hausschlachtungen müssen rechtzeitig beim zuständigen Fleischbeschautierarzt angezeigt werden (siehe unten angefügter Link zum Merkblatt Fleischbeschaubezirke). Dieser kümmert sich auch um die Entnahme und Untersuchung der Trichinenprobe. Bei Wildschweinen kann der Jäger die Entnahme der Trichinenprobe selbst vornehmen, sofern er dazu vom Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt beauftragt worden ist. Dies kann nach erfolgter Schulung zur Trichinenprobennahme beantragt werden. Die Entnahme hat unverzüglich nach dem Erlegen zu erfolgen, die Probe darf nicht eingefroren werden und ist bis zur Untersuchung kühl zu lagern. Wichtig ist, dass das erlegte Wild vor Abschluss der Untersuchung nicht zerwirkt, verarbeitet oder abgegeben werden darf. Eine Abgabe vor Abschluss der Trichinenuntersuchung stellt eine Straftat dar.

Weitere Informationen:

http://www.teltow-flaeming.de/pages/pdf/?filename=merkblatt-fleischbeschaubezirke-tf.pdf
http://www.teltow-flaeming.de/de/dateien/pdf/merkblatt-beauftragung-jaeger.pdf
http://www.teltow-flaeming.de/de/dateien/pdf/merkblatt-trichinienproben.pdf

 

Text und Foto: Landkreis Teltow-Fläming