BerlinGesundheitKulturMusikUnterhaltung

Headbangen mit Haltung

Der Festivalsommer ist zurück – mit lauter Musik, langen Nächten und noch längeren Wegen über staubige Felder. Was das Herz hüpfen lässt, bringt den Rücken oft an seine Grenzen. „Zu wenig Schlaf, zu viel Belastung, stundenlanges Stehen auf hartem Boden – Festivals sind ein Belastungstest für die Wirbelsäule“, warnt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. Aus medizinischer Sicht gleicht ein Festivalwochenende einem Ausdauerlauf im Körper-Extremmodus. Wer unvorbereitet antritt, riskiert nicht nur Muskelkater, sondern ernsthafte Schäden.

Viele Besucher unterschätzen die körperliche Belastung. Stundenlanges Tanzen, langes Stehen ohne Bewegung, das Sitzen oder Liegen auf hartem Boden, schweres Gepäck – all das kann zu Blockaden, Muskelverhärtungen oder sogar Bandscheibenvorfällen führen. „Der Rücken ist wie ein gutes Festival – er funktioniert nur im Gleichgewicht. Erschütterungen, Schlafmangel und schlechte Haltung bringen ihn aus dem Takt“, so Dr. Sabarini. „Stechende Schmerzen, Taubheitsgefühle in den Beinen oder Bewegungseinschränkungen, die weit über das Festival hinaus nachwirken können, gehören oft zu den gravierenden Folgen.“

Haltung zeigen – auch zwischen Bühne und Bierstand

Rückengesund feiern ist keine Wissenschaft, sondern eine Frage der Achtsamkeit. Dr. Sabarini rät, den Rücken nicht zur Nebensache zu machen: „Am besten schon vor dem Festival regelmäßig Dehnübungen in den Alltag integrieren und beim Packen den Rucksack mit Brust- und Hüftgurt statt der Umhängetasche wählen.“ Während der Konzerte heißt es: lieber in Bewegung bleiben und den Standort ab und an wechseln, statt stundenlang denselben Platz vor der Bühne zu verteidigen. Die Wirbelsäule wird es danken. Natürlich darf es beim Tanzen wild werden. Und wer merkt, dass die Lendenwirbel bei jedem Bass-Drop protestieren, hat vermutlich zu lange auf der harten Wiese oder – besonders tückisch – auf einer Bierkiste gesessen. Letztere mag praktisch sein, ist aber ergonomisch ein Totalausfall. Besser eignet sich ein kleines Sitzkissen mit Rückenstütze oder ein faltbarer Hocker.

Kein guter Auftritt ohne gutes Schuhwerk

Stehen, Tanzen, Springen – all das fordert die Muskulatur und wirkt sich direkt auf die Wirbelsäule aus. Deshalb gehört passendes Schuhwerk ganz nach vorn in die Festivalplanung. Gut gedämpfte Sneaker mit fester Sohle und sicherem Halt entlasten nicht nur Füße und Knie, sondern schützen auch den Rücken vor unnötigem Stress. Flip-Flops und modische Sandalen mit dünnen Sohlen mögen gut aussehen, fördern aber Fehlhaltungen, Verspannungen und schmerzende Schritte.

Wer gut liegt, steht besser auf

Nach der Bühne kommt das Zelt – und hier lauert die nächste Rückenfalle. Eine zu dünne Isomatte oder das Schlafen direkt auf dem Boden ist ein Garant für nächtliche Fehlhaltungen und Verspannungen. Dr. Sabarinis Tipp: „Eine aufblasbare Schlafunterlage mit festem Kern stützt nicht nur besser, sie sorgt auch für erholsameren Schlaf und das stärkt wiederum die Rückenmuskulatur.“

Schmerzfrei bis zum letzten Song

Was an Tag eins noch ein Ziehen ist, wird an Tag drei zur Tortur. „Ignorierte Schmerzen können chronisch werden – und aus einem Festival-Erlebnis wird ein Langzeitproblem“, warnt der Berliner Wirbelsäulenspezialist. „Wer hingegen achtsam feiert, rechtzeitig pausiert und Signale ernst nimmt, sorgt dafür, dass der Festivalsommer in schöner Erinnerung bleibt – ganz ohne Nachspielzeit im Wartezimmer.“

Foto: Pixabay.com