Die Natur als Erzieherin – besonderer Kindergarten in Kienwerder geplant
An der frischen Luft spielen, Figuren aus Holz basteln, selbst gesammeltes Obst essen, Tiere streicheln – das klingt nach einer unbeschwerten Kindheit, und die wollen drei Frauen den 2- bis 6-Jährigen mit einem Naturkindergarten ermöglichen.
Entstehen soll der Kindergarten in der Güterfelder Siedlung Kienwerder auf einem Grundstück neben der Wildnis-Schule. Zusammen mit dieser käme man auf 5.000 Quadratmeter umzäunte Fläche. Die Pädagoginnen Judith Schadow und Gesa König und die Juristin Anne-Marlene Fink möchten das Gelände von der Gemeinde pachten. Drei speziell für Naturkindergärten konzipierte Bauwagen mit Bad und Küche und eine Jurte mit Ofen sollen den Kindern bei starkem Regen, Kälte und Hitze Rückzugsmöglichkeiten bieten. In den zwölf Meter langen Bauwagen, die die Namen Fuchsbau, Dachsbau und Biberbau bekommen sollen, werden zudem das Frühstück und das Mittagessen gegessen und der Mittagsschlaf abgehalten. Der Rest des Tages soll sich draußen abspielen – und wird sehr naturnah gestaltet.

„Die Kinder wühlen nicht nur im Matsch, sie lernen auch alles, was sie später für die Schule brauchen“, sagt König. Das Konzept des Naturkindergartens umfasst alles, was im Bildungsprogramm Brandenburgs gefordert wird, geht aber weit über das bloße Spielen in der Natur hinaus. Natur-, Handlungs- und Waldorfpädagogik prägen das Konzept. So lernen die Kinder, die Natur und ihre Elemente für ihr Spiel zu nutzen. Auf dem Gelände des Kindergartens sollen sie zusammen mit den Pädagoginnen Höhlen und Hügel anlegen, Holzstämme zum Klettern anfertigen, in der Werkstatt wird Spielzeug aus Naturmaterialien hergestellt. Das hilft dabei, die Zusammenhänge in der Umwelt zu verstehen und was man alles schaffen kann, wenn man selbst handelt. Aus der Ernte vom Himbeerstrauch, vom Gemüse- oder Kräuterbeet und aus dem Hühnerstall werden Mahlzeiten zubereitet und gezeigt, dass mehr für ein Essen getan werden muss als in den Supermarkt zu gehen und dass es manchmal auch eine Weile dauert, bis etwas blüht. „Dreimal in der Woche wollen wir zusammen kochen. Die Kinder werden in den kompletten Ablauf mit einbezogen“, erklärt Schadow. Ein Selbstversorger würde der Kindergarten aber nicht sein. Den respektvollen Umgang mit Tieren schulen Therapiehund Patti und die Hühner, die auf dem Gelände leben sollen. „Wir fördern die Wertschätzung der Natur und leisten damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn nur wer etwas liebt und von Anfang an begleitet, ist dazu bereit, es zu schützen“, weiß König.
Den Naturkindergarten verstehen die Initiatorinnen als Alternative für Eltern, die sich eine naturnahe Betreuung wünschen. Immerhin sei die Trägervielfalt vom Land Brandenburg gewünscht. Die Pläne für eine solche Einrichtung hat das Trio bereits einem interessierten Ortsbeirat Güterfelde und dem Sozialausschuss vorgestellt. Nun wünscht man sich durch einen Businessplan tiefere Einblicke. Die Verwaltung reagiert verhalten. Stahnsdorfs Pressesprecher Stephan Reitzig verweist darauf, dass es von mehreren Waldkindergärten im Landkreis Potsdam-Mittelmark nur noch einen in Bad Belzig gebe, der mittlerweile in eine feste Behausung gezogen sei. Dennoch habe das Projekt Charme.
Ob Schadow, König und Fink ihren Kindergarten verwirklichen können, hängt davon ab, ob die Gemeinde das Gelände verpachtet und ob er in den Bedarfsplan des Kreises aufgenommen wird. Ein Pluspunkt wären die geringen Anschaffungskosten: 70.000 Euro kostet ein Bauwagen, 300.000 Euro braucht der Verein insgesamt. Diese will man aber aus Spenden zusammentragen. Der Trägerverein Naturkinder Kienwerder wurde Ende November gegründet. Außerdem sei die Unterhaltung des Kindergartens günstig, weil die Vereinsmitglieder selbst putzen und Handwerksarbeiten durchführen wollen. Zudem sei er schnell umzusetzen. Im Frühjahr 2021 könnten 54 Kinder in drei Gruppen betreut werden, sechs Erzieher/innen sollen das übernehmen. Dann müsste aber bis Februar ein klares Ja von der Gemeinde kommen.
Informationen zum Nachlesen finden Sie hier.
Text: Andrea Nebel/ Fotos: Naturkinder Kienwerder e.V.; Finkota