Christoph Jantc

Kandidat: Die Linke

Alter: 36
Beruf: Mediengestalter für Bild und Ton
Familienstand: Ledig

Was waren die Beweggründe für Ihre Kandidatur?

Ich bin in Potsdam geboren und habe meine gesamte Kindheit in Kleinmachnow verbracht und bin hier in Region groß geworden. Leider gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur positive Entwicklungen in der Region Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf. Neben dem sozialen Zusammenhalt und dem Miteinander in den Kommunen, welches stetig abnahm, sind vordergründig auch einige Großprojekte in der Region, die ich kritisieren möchte. Das Hauptaugenmerk auf überteuerte Großbauprojekte wie der Hafen in Teltow, unnötiger Straßenrückbau in Stahnsdorf und jetzt eine überdimensionierte Feuerwehr in Kleinmachnow lassen mich mit einem Kopfschütteln zurück. Während solch Projekte realisiert wurden und werden, gibt es immer weiter eine Verdrängung durch teure Mieten, die Menschen älteren Alters und vor allem junge Menschen aus der Region herausdrängen. Darüber hinaus mangelt es der Region auch an mindestens (aktuell) einer weiterführenden Schule bzw. perspektivisch an zwei Schulen. Hier ist das Versagen der Kommunen neben dem Landkreis zu nennen. Als letzten Grund sehe ich hierbei noch das Verzögern und der Nichtfokussierung auf den Ausbau des Schienenverkehrs im Bereich der S-Bahn und Regional-(Stamm)bahn als ein Problem, welches mich zur Kandidatur veranlasst.


Welche Politik halten Sie beim Thema Zuwanderung und Migration für richtig?

Wichtig ist, dass überhaupt erstmal eine Migrationspolitik in Deutschland und bei uns konkret in Brandenburg eingeführt wird. Seit je her, ist dieses Politikfeld in Deutschland nicht bearbeitet worden. Hier konzentrieren wir uns als Linke auf konkrete Themen und Lösungsangebote, die die vergangenen Regierungen im Bund- und Land nicht bearbeitet haben. Erste Forderung: Kostenfreie Sprachkurse vom 1. Tag an. Um Arbeit aufzunehmen, braucht es zumindest Grundkenntnisse in deutscher Sprache. Damit beginnt auch die Integration mit Sprachverständnis. Weiterhin benötigt es eine Aufhebung aller Arbeitsverbote für Zugewanderte. Arbeitsverbote sind Gift für Integration und die heimische Wirtschaft. Darüber hinaus fordern wir auch eine bessere Vernetzung von Unternehmen und Handwerk mit zugewanderten Menschen sowie eine schnelleres Anerkennungsverfahren für Berufsqualifikation.


Mit welchem Konzept wollen Sie den ÖPNV auf dem Land verbessern?

Wie oben bereits erwähnt ist ein zentrales Thema der Ausbau der Stammbahn dringend notwendig. Dieser Ausbau ermöglicht der Region eine Neujustierung im Busverkehr, der mit den neu geschaffenen Knotenpunkten und Anbindungen nach Berlin und Umland einher geht. Weiterhin plädiere ich persönlich bei der Verlängerung der S-Bahnstrecke aus Teltow/Stadt nicht nur eine Verlängerung nach Stahnsdorf, sondern darüber hinaus. Perspektivisch erachte ich eine Verlängerung von Teltow- über Stahnsdorf – Sputendorf nach Ludwigfelde (Struveshof) als sehr viel sinnvolleren Ansatzpunkt, anstelle eines Sackbahnhofs in Stahnsdorf. Im gleichen Atemzug sollte sich die Region Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf auf eine Verlängerung der Tram aus Potsdam Richtung Stahnsdorf einsetzen, gleiches gilt auch für Nuthetal, mit einer Verlängerung im Gebiet Rehbrücke.


2023 lag Brandenburg mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von minus 0,3 Prozent. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie das Wachstum stärken? Welche Schwerpunkte legen Sie bei der Verteilung?

Das Wirtschaftswachstum in Brandenburg ist, um es klar und deutlich zu sagen, nicht der Verdienst der Politik und Regierung in diesem Land. Das Wachstum generiert sich vordergründig aus den Prozessen der Bildung der Agglomerationsräume und Spillover-Effekte, die sich durch Berlin und dem Umland ergeben. Diese Prozesse und Entwicklung können wir global überall in den zentralen Agglomerationsräumen länderübergreifend beobachten. Wichtig ist, wie nachhaltig und welche Produktionsstätten/werke eröffnet werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, die Nutzung des Schienenverkehrs zu „größeren“ Gewerbe/Industriestandorten, anstelle der An/Ablieferung durch ausschließlich des LKW-Verkehrs. Hier bietet sich bspw. Seddiner See als Standort sehr gut an. Dabei ist aber auch zu achten, dass dies mit der Region und den Anwohner vor Ort geplant und sozial verträglich errichtet wird.


An Brandenburger Schulen (PM) ist eine Zunahme rassistischer und antisemitischer Vorfälle zu beobachten. Welche Maßnahmen planen Sie, um dieser Entwicklung in unserer Region entgegenzuwirken?

Wichtig ist es hierbei Medienkompetenz als Fach in den Schulen mit aufzunehmen. Denn die Zunahmen generiert sich aus den Inhalten und Content aus der Plattform TikTok, die durch AfD und weiteren Rechtsnahen sozialen Netzwerken an die Jugend gezielt verbreitet wird. Die Partei und viele Contentcreator arbeiten professionell und Zielgruppenorientiert in den sozialen Netzwerken. Die Jugend ist hierbei empfänglich und leicht manipulierbar. Sie nehmen diesen Content ungefiltert auf und verbreiten diesen in ihrem sozialen Umfeld. Eine kritische Betrachtung und Analyse gibt es hier nicht. Allein durch das Elternhaus kann eine Aufarbeitung nicht geschehen. Es benötigt hier eine fachliche Expertise und Arbeit an den Schulen, um den Jugendlichen eine kritische Betrachtungsebene zu ermöglichen.


Welches sind für Sie derzeit die drei wichtigsten landespolitischen Themen? (Mit Bezug auf PM)

Neben den bereits befragten Themen ist die Gesundheitspolitik in Brandenburg ein Schwerpunktthema. Hier haben wir als Partei drei Kernforderungen. Forderung 1: Gleich gute Versorgung für alle durch die Abschaffung der Trennung von privat und gesetzlich sowie die Einführung einer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung für alle. Forderung 2: Alle Krankenhausstandorte erhalten, Privatisierungen stoppen und Kliniken in die öffentliche Hand zurückzuholen durch die Schaffung regionaler Klinik-Verbünde unter dem Dach einer Landeskrankenhausgesellschaft. Das Fallpauschal-System wird abgeschafft. Die dritte Forderung finden sie unter der Frage 9. Darüber hinaus sind weitere wichtigen Themen der Infrastruktur- und Wirtschaft sowie der Bildung in den anderen Fragen enthalten.


Welche bildungspolitischen Probleme wollen Sie wie lösen? (Gemeinschaftsschule, gebührenfreie Kita?)

Um die Entwicklung aller Kinder ab Geburt bestens zu fördern, müssen Angebote der frühkindlichen Bildung kostenlos, verlässlich und in hoher Qualität für alle Familien und überall im Land zur Verfügung stellen. Dies ist aktuell nicht gegeben. Ursache hierfür: das Kita-Gesetz. Das aktuelle Kita-Gesetz von 1991 gewährleistet keine gleichen Chancen für alle Kinder und keine Rechts- und Finanzierungssicherheit. Die Kenia-Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag eigentlich vereinbart, das Kita-Gesetz zu reformieren, den Prozess jedoch 2022 ausgesetzt, die Schuld dafür schiebt die Regierung auf die Kreise. Seitdem ist – gegen wiederholte Versprechen der Koalition – nichts passiert. Daher fordern wir: Alle Krippen, Kitas und Horte sofort komplett elternbeitragsfrei!

Was schlagen Sie gegen Wohnungsnot und steigende Mieten vor?

Gegen die steigenden Mieten und Wohnungsnot hilft vordergründig der Bau und die Errichtung sozialen Wohnungsbau in den Händen von Wohnungsgesellschaften der Kommunen. Da wie bereits erwähnt Prestigeobjekte und Bauprojekte in den vergangenen Jahrzehnten lieber gefördert wurde, fehlt natürlich hier das Geld und der Wohnungsbau kam nach und nach zum Erliegen. Wir plädieren als Linke daher die Stärkung der kommunalen Wohnungsgesellschaften durch den Landkreis und den Kommunen. Es sollte ein Hauptschwerpunkt sein, diese verschleppten Projekte in den Kommunen endlich voranzubringen, um für mehr Wohnungen zu sorgen. Hierbei gibt es von der Linken verschiedene Konzepte, wie diese Wohnungsbauprojekte aussehen können. Denn Wohnen ist ein Existenzrecht und wir stellen hierbei die Eigentumsfrage als einzige Partei. Wem gehört der Wohnraum? Den Menschen vor Ort und nicht private Wohnungsgesellschaften und Konzerne. Es benötigt hier dringend einen Paradigmenwechsel.


Immer mehr Menschen in Brandenburg (PM) werden pflegebedürftig. Wie wollen Sie mit dieser Herausforderung umgehen?

Unsere dritte Forderung im Bereich der Gesundheitspolitik bezieht sich auf die Pflege und ist im Gesamtbild mit den anderen zwei Forderungen (in Frage 6) zu verstehen. Im Bereich der Pflege fordern wir: Pflegekosten senken, indem das Land künftig die Investitionskosten übernimmt. Auf Bundesebene streiten wir für eine Pflegevollversicherung sowie ein höheres Pflegegeld für die Pflege von Angehörigen. Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege ist notwendig, darf aber keine Anreize schaffen, weiterhin vorwiegend privat, also »billig« zu pflegen. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe (SGB XI). Das heißt hochwertige Pflege durch gut ausgebildete und ordentlich entlohnte Fachkräfte statt unbezahlte Familienpflege oder illegale Arbeitsverhältnisse. Angehörige, die sich ohne finanzielle Not zur Pflege entscheiden brauchen mehr Unterstützung als die anderen Parteien ermöglichen wollen.

Gibt es in Brandenburg (PM) zu viel Bürokratie? Wenn ja, was würden Sie daran ändern?

Wir haben hier in Deutschland und in Brandenburg nicht nur Zuviel Bürokratie, sondern auch ein massives Problem in der Digitalisierung von Verwaltungsakten. Überbordende Bürokratie ärgert nicht nur Bürger im Kontakt mit Ämtern und Behörden, es lähmt auch die Verwaltung, führt zu Ressourcenverschwendung, hohen Kosten, ineffizienter Arbeit und hohem Personalaufwand. Zahlreiche offene Stellen in Ämter in den Landkreisen zeigen, dass Personal jedoch knapp ist. Bürokratische Vorgänge sollten daher auf das rechtlich notwendige Mindestmaß beschränkt werden. Ein Verfahren, in dem Betroffene Vorgänge zur kritischen Betrachtung melden oder vorschlagen können, kann helfen die oft in der verborgenen eskalierenden Bürokratie zu identifizieren. Die Vermeidung von Erhebung bekannter und redundanten Daten, die Verschlankung komplizierter Verfahren mit wiederholten Medienbrüchen, die konsequente Nutzung digitaler Datenübertragungen, die Einführung von Bagatellgrenzen bei Finanzprüfungen von Zuwendungsempfangenden und Ähnliches kann schnell zum Freiwerden dringend benötigter Arbeitskraft führen.

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