Tobias Borstel gewinnt die Stichwahl in Großbeeren
Mit einer Differenz von 139 Stimmen ist Tobias Borstel (SPD) am vergangenen Sonntag zum neuen Bürgermeister von Großbeeren gewählt worden. Der 36-jährige Potsdamer kam mit 1.670 Stimmen auf 52,2 Prozent und tritt am 1. Juni die Nachfolge von Carl Ahlgrimm (CDU) an. Dieser geht nach 16 Jahren Amtszeit als Bürgermeister in den Ruhestand. Die Wahlbeteiligung war bei der Stichwahl mit 45,3 Prozent nur minimal höher als beim ersten Wahlgang (45,2 Prozent). Auch am 14. Januar hatte Borstel gewonnen. Das Quorum wurde erreicht.
Bereits nach der Auszählung aller neun Wahlbezirke lag Borstel vorne, besonders erfolgreich war er mit 70 Prozent der Stimmen in Kleinbeeren. Die Auszählung der Briefwahlstimmen brachte Uwe Fischer (CDU), derzeit Kämmerer und stellvertretender Bürgermeister von Großbeeren, zwar ein Stück nach vorne, doch es reichte am Ende nicht. Gegen 18:45 Uhr wurde das vorläufige amtliche Endergebnis verkündet. Fischer erreichte mit 1531 Stimmen 47,8 Prozent. In seiner kurzen Rede bedankte sich Borstel bei den Wählern für das Vertrauen und bei seinem Gegner von der CDU für den fairen Wahlkampf. Es seien bewegende Wochen gewesen.
Der scheidende Bürgermeister Ahlgrimm war nach eigenen Angaben „schon ein bisschen überrascht“ über das Ergebnis. In seiner Rede betonte er, was der Job als Bürgermeister für den Menschen bedeute. Man mache ihn sieben Tage die Woche, oft zehn bis zwölf Stunden am Tag. Ihm sei damals nicht klar gewesen, was das für die Familie bedeute. Er wünschte Borstel viel Kraft für die kommenden acht Jahre.
Auf die Frage, warum sie Borstel gewählt hätten, waren sich die Wähler im Großen und Ganzen einig. Die Großbeerener wollen frischen Wind in ihrer Gemeinde. „Wir wollen Veränderung“, erklärte die 24-jährige Julia Schwarz, und auch ihre Mitsprecher Heike Löchel und Frank Merkel (beide 36) stimmten dem zu. Sie betonten zudem, dass sie nicht die Partei, sondern den Kandidaten gewählt hätten. „Ich habe Tobias Borstel gewählt, weil er jung ist, super sympathisch und kompetent. Er hat sich in den Gesprächen viel Zeit für uns genommen. Das hat mich beeindruckt“, so Löchel. Dass Borstel anders als Fischer nicht in Großbeeren wohne, störe sie überhaupt nicht. „Es ist ein Job, irgendwann muss ja auch mal Feierabend sein und man muss abschalten können.“
Die Begeisterung für den frischen Wind, den Schwung, den Borstel mitbringe, zog sich durch alle Generationen. Ursula Schinowsky und Christa Heckel, beide „um die 70“ und im Frauenstammtisch aktiv, hatten sich in der Vergangenheit darüber geärgert, dass man sich im Rathaus von ihren Hinweise eher gestört gefühlt habe. Von Borstel, der schon mit ihnen walken gegangen sei, erhoffen sie sich „mehr Bürgernähe“.
Auch Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) hatte seinen Besuch beim Neujahrsempfang der Kreismusikschule in Kleinmachnow abgekürzt, um Borstel zusammen mit Teltows neuem SPD-Ortsverbandsvorsitzenden Sebastian Rüter zu gratulieren und freut sich „auf eine gute Zusammenarbeit zwischen den Nachbargemeinden“.
Ob die CDU die 14-tägige Widerspruchfrist beanspruchen wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Borstel will nun erst einmal viel Zeit mit seinen drei Kindern verbringen, die in den vergangenen Wochen des Wahlkampfes viel zu kurz gekommen seien. Danach wolle er sich auf seine neue Aufgabe vorbereiten, um am 1. Juni „geordnet anzufangen“.
Text: neb/ Fotos: Verlag